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080 - Befehle aus dem Jenseits

080 - Befehle aus dem Jenseits

Titel: 080 - Befehle aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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ausbreitete und ein wohliges Wärmegefühl in mir erzeugte. Kiwibin hatte also keine Ahnung, ob überhaupt schon Menschen in Sabaroschje lebendig begraben wurden. Und da veranstaltete er so einen Zirkus mit mir! Ich spürte kalte Wut in mir hochsteigen. „Die Exhumierung sämtlicher Leichen, die zu Lebzeiten Angst hatten, lebendig begraben zu werden, wäre das Nächstliegende gewesen."
    Kiwibin schluckte die Rüge, ohne mit der Wimper zu zucken.
    „Ich habe Sie nicht grundlos nach Saboroschje geholt", stieß mein Begleiter düster hervor. „Die Leute spielen richtiggehend verrückt. Das müssen Sie erst mal erlebt haben, Hunter. Kommen Sie! Sehen wir uns auf dem Friedhof um. Sie werden noch staunen. Das ist nicht normal. Dahinter stecken die Kräfte des Bösen."
    „Lassen Sie das nicht Ihre Vorgesetzten hören!" spottete ich. „Die Kräfte des Bösen darf es im Kommunismus doch gar nicht geben, oder?"
    Kiwibin schritt kräftig aus. Er erreichte das Friedhofstor noch vor mir. Die ersten Grabreihen waren uralt. Sie stammten aus dem siebzehnten Jahrhundert. Die meisten Steine waren entweder umgekippt oder teilweise eingesunken. Verharschter Schnee lag auf den Grabhügeln. Ein paar Bäume neigten sich unter der Last des Schnees tief bis zur Erde. Nebel wallte über dem Friedhof. Weiter hinten ging es aufwärts. Ich erkannte die dunklen Schemen einiger Mausoleen.
    „Was ist dort hinten?"
    „Gemeinschaftsgräber und die Leichenhalle. Anschließend steigt das Gelände steil an. Felsen, ein kleiner Wald und ganz oben die Ruine einer uralten Burg."
    Wir gingen langsam zwischen den Grabreihen hindurch. Unter unseren Füßen knirschte der Schnee. Ein paar alte Marmorengel reckten die Flügel in die nebelverhangene Nacht. Irgendwo schrie ein Käuzchen.
    Ich versuchte mir vorzustellen, daß auf diesem Friedhof zahlreiche Menschen lebendig begraben lagen. Sie hatten sich in völliger Verzweiflung gegen die Sargdeckel gestemmt, hatten sich die Hände blutig gerissen, um aus dem Grab herauszukommen. Einige waren erstickt, andere waren vor Schreck gestorben. Dann dürfte es einige gegeben haben, die das Grauen bis zuletzt durchstehen mußten. Ich war so in Gedanken versunken, daß ich nicht reagierte, als mich Kiwibin am Ärmel zupfte.
    „He, Hunter - haben Sie das eben nicht gehört?"
    Ich sah den Mann stirnrunzelnd an.
    „Was meinen Sie, Kiwibin?"
    „Na, dort hinten!" entgegnete er unwirsch. „Dort, bei den Mausoleen! Sehen Sie das nicht?" Plötzlich glaubte ich, erstarren zu müssen. Zwischen den niedrigen schwarzen Dächern der privaten Mausoleen schimmerte ein kleines Licht. Dann hörte man kurz ein Kratzen.
    Ich atmete langsamer, damit ich ja nichts überhörte, doch das Kratzen wiederholte sich nicht. Dafür ertönte das Gebimmel eines kleinen Glöckchens. Es klang mal näher, dann wieder ferner.
    „Schnell!" stieß ich hervor. „Sehen wir uns dort drüben mal um!"

    Der Mann war eigentlich viel zu leicht für diese Kälte angezogen. Er trug nur einen dünnen Leinenkittel. Um seinen Hals hatte er einen Wollschal geschlungen. Ab und zu nahm er einen tiefen Schluck aus einer dunklen Flasche.
    „Mokkalikör", meinte Kiwibin grinsend. „Hilft auch gegen die Kälte."
    Verwirrt beobachtete ich den Mann. Er kauerte ganz unten im Mausoleum und wuchtete einen schweren Sargdeckel hoch. Eine Petroleumlampe spendete gerade genügend Licht, daß die Einzelheiten erkennbar waren.
    „Was treibt der Kerl dort bloß?" „Warten Sie's ab, Hunter! Wir knöpfen uns den Burschen gleich vor."
    Jetzt stieg der Mann in den Sarg. Er legte sich hinein und zog den Deckel über sich zu. Wenig später erinnerte nur noch die brennende Lampe an die Anwesenheit des Mannes.
    „Los, gehen wir runter! Der Kerl wird Augen machen, wenn wir ihn aus seinem Schlummerstündchen reißen. Auf seine Erklärung bin ich gespannt", sagte Kiwibin und ging ganz langsam die Stufen des Mausoleums hinunter.
    Im Innern des Sarges rumorte es. Der Mann stöhnte unterdrückt. Er schien sich alles andere als wohl zu fühlen. Plötzlich ertönte das Bimmeln des Glöckchens. Rechts oben flackerte eine rote Warnlampe auf. Und kaum war das Bimmeln verstummt, als sich der Sargdeckel zur Seite schob. Die Hand des Mannes kam darunter zum Vorschein. Er hatte anscheinend Schwierigkeiten, den Deckel wieder hochzuheben. Ein derber Fluch kam über seine Lippen. Der Mann atmete schwer.
    „Können wir Ihnen helfen, Genosse?"
    Der Mann schien vor Schreck erstarrt zu sein. Die

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