Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
080 - Befehle aus dem Jenseits

080 - Befehle aus dem Jenseits

Titel: 080 - Befehle aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
auf einmal in greifbare Nähe gerückt.
    Jurka blieb vor dem Tor der Sargtischlerei stehen. In großen kyrillischen Buchstaben, die sorgfältig auf Milchglas aufgemalt waren, pries der Besitzer seine Arbeit an.
    Jurka klopfte an.
    „Ist schon offen", hallte die Stimme eines älteren Mannes nach draußen.
    Jurka ging hinein. Er klopfte den Schnee vom Mantel und hauchte mehrmals auf die erstarrten Finger.
    Der Geschäftsraum war zugleich Arbeitsraum. An der Werkbank stand der Tischlermeister. Er hobelte gerade ein schweres Eichenbrett glatt. Der Mann hatte eine kleine Nickelbrille auf der Nase sitzen. Sein schütteres Haar hing ihm wirr ins schweißnasse Gesicht.
    „Genosse Jurka Pawlowa, wenn ich mich nicht täusche?"
    „Ganz recht", erwiderte Jurka.
    „Womit kann ich dienen?"
    Jurka ging ein paarmal auf und ab. Er wußte nicht recht, wie er dem Alten seinen Wunsch darlegen sollte. Schließlich blieb er stehen und deutete auf einen fertigen Sarg, der schräg an der Wand lehnte.
    „Genosse, du mußt mir einen Sarg tischlern!"
    Der Alte wiegte bedächtig den Kopf. „In eurer Familie ist doch niemand gestorben? Das müßte ich wissen. Für wen willst du denn den Sarg haben?"
    Jurka druckste unentschlossen herum. Schließlich bequemte er sich zu einer Erklärung. „Weißt du, Genosse, ich brauche den Sarg für mich selbst. Es ist für den Fall, daß ich vorzeitig aus dem Leben scheiden sollte. Nicht, daß ich sterbenskrank bin, aber man weiß ja nie. Es könnte doch möglich sein, daß ich eines Morgens nicht aufwache."
    „Damit müssen wir alle rechnen."
    „Ich meine nicht den wirklichen Tod."
    Der Alte runzelte die Stirn. Sollte Jurka Pawlowa schon so früh Wodka getrunken haben? Er sah gar nicht danach aus.
    „Drück dich deutlicher aus, Jurka!"
    „Nun, es könnte doch sein, daß ich nur scheintot bin. Wenn der Arzt mich für tot erklärt, werde ich lebendig begraben. Davor habe ich entsetzliche Angst. Ich kann schon nicht mehr ruhig schlafen und träumte sogar davon. In einem solchen Fall will ich nicht ersticken, sondern die Möglichkeit haben, aus dem Grab zu entkommen."
    Der Sargtischler zeigte sogar Verständnis für seinen Kunden. Er war nur ein einfacher Mann und hätte es nie auf eine Diskussion über Sinn und Unsinn von Alpträumen ankommen lassen. Er verstand die Angst Jurkas, also wollte er ihm auch helfen.
    „Du denkst an einen Sarg, in den ich bestimmte Sicherungen einbauen soll, nicht wahr?"
    Jurka nickte hocherfreut.
    „Ja - einen Sarg mit einer Warneinrichtung will ich haben. Am besten fängst du sofort damit an. Ich komme heute nachmittag vorbei, dann zeigst du mir die ersten Ergebnisse."
    Der Alte wehrte entschieden ab. „So. schnell geht's nun auch wieder nicht, Jurka. Das Ganze will wohlüberlegt sein. Die Sicherheitsanlagen müssen ausprobiert werden. Du kannst frühestens zum Wochenende wieder reinschauen."
    So lange wollte Jurka nicht warten. Er zog ein Bündel Geldscheine aus der Hosentasche. Als er die Augen des Tischlers gierig aufleuchten sah, wußte er, daß er seinen Spezialsarg früher bekommen würde.

    Nach unserer Landung in Moskau hatte mich Kiwibin sofort in einen Militärjet geschleust. Wir waren seit einer Stunde bereits wieder in der Luft. Meine Begleiter schwiegen. Sie trugen Uniformen. Ihr Mienenspiel verriet mir nichts über ihre Absichten.
    Ich warf einen Blick durch die Sichtscheiben und sah auf düstere Wolkenbänke. Nur ab und zu erhaschte ich einen Blick auf das tiefverschneite russische Tiefland.
    Wir flogen in östlicher Richtung. Vor uns lag das Uralgebirge.
    „Wohin soll's denn gehen?" fragte ich die Uniformierten.
    Nach unserem Start war die Wirkung des Nervengiftes verflogen. Ich konnte mich wieder bewegen. Die Männer sahen mich schweigend an. Das reizte mich bis zur Weißglut. Doch ich konnte nichts machen. Wenn sie sich darauf festgelegt hatten, mich im Ungewissen zu lassen, dann war das eine unabänderliche Tatsache.
    „Kiwibin!" rief ich.
    Mein Entführer steckte in der Pilotenkanzel. Anscheinend tauschte er gerade einen Funkspruch mit dem Politbüro aus. Seine Aktion war von den höchsten Stellen genehmigt worden. Normalerweise lehnte man alles ab, was nur irgendwie mit Okkultismus, Dämonen oder Hexenmeisterei zu tun hatte. Was sich nicht rein wissenschaftlich erklären ließ, paßte nicht in das Schema. Trotzdem konnte Kiwibin relativ ungehindert arbeiten. Wenn er dazu noch die Genehmigung erhalten hatte, mich aus dem Westen in die Sowjetunion

Weitere Kostenlose Bücher