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080 - Befehle aus dem Jenseits

080 - Befehle aus dem Jenseits

Titel: 080 - Befehle aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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große Bild des Obersten Sowjets hing leicht schräg an der Wand. Dann machte ich die Tür zum Schlafzimmer auf. Es war stockfinster. Plötzlich stieß ich mit dem Kopf gegen etwas Nachgiebiges und Pendelndes. Ich zuckte zurück und machte Licht.
    Genau vor mir hing der tote Bürgermeister. Er hatte sich an einem Haken über der Tür erhängt.
    Die Frau lag im Bett. Es sah aus, als würde sie schlafen. Als ich das Tablettenröhrchen auf dem Nachttisch liegen sah und daneben die geleerte Wodkaflasche, wußte ich, daß sie sich vergiftet hatte. Ich trat neben das Bett und hielt ihr einen Taschenspiegel vor den Mund. Das Glas trübte sich nicht. Sie war tot. Auch jetzt roch sie noch nach der roten. Kernseife, deren Geruch sie das ganze Leben hindurch begleitet hatte. Sie war eine arbeitsame und fleißige Frau gewesen. Anscheinend hatte sie ihren Mann nicht allein sterben lassen wollen - oder ihre Angst vor dem Lebendigbegrabenwerden war ebenso groß gewesen wie bei ihm.
    Kiwibin kam herein. Er hielt mir den Brief des Bürgermeisters entgegen. Der Selbstmord der beiden Menschen schien ihn nicht sonderlich zu überraschen.
    „Lesen Sie, Hunter!"
    Ich warf einen Blick auf den Brief. Er war in einer akkuraten, steilen Schrift verfaßt worden.
    Hiermit gebe ich mein Amt an den Staat zurück. Äußere Umstände zwingen mich dazu, diesen Weg zu beschreiten. Ich sehe keine andere Möglichkeit mehr. Meine besten Freunde haben Selbstmord begangen. Die Welle unverständlicher Handlungen reißt nicht ab. Ich wandte mich mehrmals um Rat an die Parteizentrale. Jetzt schickte man mir zwei Männer aus Moskau. Doch diese Herren dürften genauso ratlos sein wie ich. Sie werden bald unverrichteter Dinge abreisen. Ich will meine Entscheidung nicht verniedlichen, aber gestatten Sie mir, daß ich Ihnen meine persönliche Situation kurz beschreibe. Ich träumte mehrmals, man würde
    mich lebendig begraben. Dasselbe träumte meine Frau, und dasselbe träumten viele unserer Bürger. Dann sagte mir eine innere Stimme, ich könnte dieser schrecklichen Angst nur dann entgehen, wenn ich meinem Leben selbst ein Ende setze. Ich folge der inneren Stimme und scheide freiwillig aus
    diesem Leben.
    Es folgte der Name des Bürgermeisters. Das war alles. Aber da war etwas, was mich stutzig machte. „Was könnte er mit der inneren Stimme gemeint haben?" fragte ich.
    Kiwibin hob die Schultern. Gemeinsam schnitten wir den Toten vom Haken ab und legten ihn aufs Bett.
    „Vielleicht das schlechte Gewissen. Er hatte immerhin die Verantwortung für die ganze Stadt." „Nein", meinte ich gedehnt. „Er muß etwas anderes damit gemeint haben. Vielleicht existiert diese Stimme in seinem Innersten tatsächlich. Vielleicht hat' sie ihm eingehämmert, er soll Selbstmord begehen."
    „Unsinn, Hunter. Mit Ihnen geht die Phantasie durch."
    „In unserem Job kann man nicht genug Phantasie haben", hielt ich ihm entgegen. „Nehmen wir an, es gibt diese innere Stimme tatsächlich. Dann müssen wir jetzt unbedingt herauskriegen, wer sie in die Köpfe der Menschen setzt, und warum er das tut."
    „Das ist mir ehrlich gesagt zu hoch", gab Kiwibin zu. Er wählte gerade die Rufnummer der Polizei. „Was nützen einem so Mächtigen die vielen Selbstmörder? Das ist doch absurd."
    Im selben Augenblick hatte er die Polizei an der Strippe.
    „Kommen Sie sofort ins Haus des Bürgermeisters! Wer hier spricht? Ich werde mich anschließend legitimieren. Schicken Sie auch gleich den Leichenbeschauer mit! Der Bürgermeister und seine Frau haben Selbstmord begangen." Kiwibin hängte ein. Er sah mich fragend an und meinte dann:„ Ich glaube eher an die Existenz eines Dämons, der die Leute in Angst und Schrecken versetzt, als an die Existenz eines Mannes, der den anderen telepathische Befehle erteilt."
    „Denken Sie, was Sie wollen, Kiwibin! Heute nacht knöpfe ich mir diesen geheimnisvollen Schamanen vor, der in den Wäldern sein Unwesen treiben soll. Ich glaube, wir werden eine große Überraschung erleben."

    Die Gruppe bestand aus fünf Männern und drei Frauen. Sie drehten sich mehrmals um, als hätten sie etwas zu verbergen, dann liefen sie im Schatten der Häuser weiter. Sie trugen dunkle Wollsachen. In der Dunkelheit waren sie kaum zu erkennen.
    Als ich das Panzerdenkmal am Ende der Straße erblickte, wußte ich, in welche Richtung sie liefen. Weiter oben lag der Friedhof. Was suchten sie dort mitten in der Nacht? Ihre Überlebenssärge wollten sie bestimmt nicht inspizieren.

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