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080 - Befehle aus dem Jenseits

080 - Befehle aus dem Jenseits

Titel: 080 - Befehle aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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war das Brückengeländer durchbrochen. Eine Radkappe lag im Schnee. Unmittelbar an der Unfallstelle standen die zwei Jeeps aus Uraljewsk.
    Kiwibin fuhr bis an die Unfallstelle heran.
    Ich stieg aus und mischte mich unter die Herumstehenden. Die Schlucht war etwa sechzig Meter tief. Ganz unten qualmte etwas: Zwischen den schroffen Felsen lag ein ausbrennender Personenwagen.
    „Er ist mit Höchstgeschwindigkeit durch das Geländer gerast", sagte ein Mann hinter mir.
    „Haben Sie das Ganze mitgekriegt?"
    „Nein. Ich bin erst kurz danach vorbeigekommen. Die Polizisten waren schon da. Hörte, sie wären hinter dem Irren hergewesen."
    Zwei Uniformierte kamen vorbei. Sie trugen Fellmützen mit herunterhängenden Ohrenklappen. Vor ihren großporigen Gesichtern zerstoben Atemwölkchen. Einer steckte gerade das Notizbuch in die Jacke zurück.
    „Fahrt nach Hause, Leute! Hier gibt's nichts mehr zu sehen. Versperrt die Straße nicht! Es wird bald dunkel."
    Kiwibin legitimierte sich bei den Polizisten. „War das einer von den Burschen aus dem Krematorium?"
    „Ja", antwortete der Polizist. „Wir sind seit Uraljewsk hinter ihm her."
    „Hatte er eine Leiche im Wagen?"
    „Ja. Deshalb wollten wir ihn ja stoppen."
    Der Polizist schüttelte nachdenklich den Kopf. Er stammte aus Uraljewsk und schien das Ganze einfach nicht begreifen zu können.
    „Ist er ins Schleudern gekommen und deshalb in die Schlucht gestürzt?" fragte ich weiter.
    „Nein, ganz bestimmt nicht. Er hatte die Brücke fast schon überquert, da muß es über ihn gekommen sein. Er hielt plötzlich an, legte den Rückwärtsgang ein, brauste zurück, hielt wieder und raste dann mit Vollgas durch das Geländer in die Tiefe."
    Ich runzelte die Stirn. „Also Selbstmord?"
    „Eindeutig Selbstmord", bestätigte mir der Polizist. „Das werden wir auch ins Protokoll schreiben. Wir vermuten, daß der Mann nicht über den Tod seines Angehörigen hinwegkam. Muß wohl so eine Art Kurzschlußhandlung gewesen sein."
    Ich wandte mich ab. Es war anzunehmen, daß es noch weitere Zwischenfälle dieser Art gab. Solange wir nicht wußten, wer den Leuten die fixe Idee in den Kopf setzte, sie würden eines Tages lebendig begraben werden, konnten wir das Chaos nicht verhindern.
    „Kommen Sie, Kiwibin! Ich schlage vor, wir konzentrieren uns jetzt auf die Suche nach diesem geheimnisvollen Schamanen. Wenn er den Leuten von Saboroschje wirklich helfen kann, dann muß er auch etwas über die Hintergründe der Ereignisse wissen."

    Juri Manaschlikow, Oto Negovetic und Andrej Demjanow stellten ihre Mopeds an den Zaun des Postamtes. Sie waren dünn angezogen, doch sie schienen nicht zu frieren. Juri war gerade zwanzig Jahre geworden, die beiden anderen gingen noch zur Schule. Juri hatte Urlaub vom Militär. Er hatte seinen Vater zu Grabe getragen. Letzte Nacht hatte er einen schrecklichen Alptraum gehabt. Er hatte seinen eigenen Tod und die anschließend stattfindende Beerdigung geträumt. Als er sich tags darauf mit seinen Freunden darüber unterhalten hatte, berichteten sie ihm, dasselbe geträumt zu haben. „Nikolaj ist verschwunden", sagte Oto nachdenklich.
    Oto war einsachtzig groß und hatte kurzes, schwarzes Haar. Er besaß ungewöhnlich große Füße.
    Oto half oft draußen den Holzfällern.
    „Nikolaj ist kein Selbstmörder", warf Andrej ein. Er nahm die Nickelbrille ab und putzte sie umständlich. Die Schülermütze saß schief auf seinem Kopf. „Ich kann mir eher vorstellen, daß er durchgedreht hat, nachdem Laika tot war."
    „Nein", meldete sich Juri, „ich bin ganz sicher, daß er sich umgebracht hat. Ich möchte wetten, daß er denselben Alptraum hatte wie wir. Viele Menschen träumen in diesen Tagen, daß sie lebendig begraben werden. Nicht nur junge, sondern auch alte Leute. Ich habe rausgekriegt, daß sich einige von ihnen Überlebenssärge tischlern lassen. Dafür fehlt uns natürlich das nötige Kleingeld."
    „Wenn ich an meinen Traum denke, wird mir ganz anders."
    Juri sah den schmächtigen Andrej an.
    „Kann ich dir nicht verdenken. Es gibt nichts Schlimmeres auf der Welt, als lebendig begraben zu werden. Stell dir vor, du liegst im verschlossenen Sarg. Ein paar Tonnen Erde lasten auf dir. Du kannst dich nicht rühren. Die Luft wird stickig. Schließlich kannst du nur noch röcheln. Der Tod kommt langsam, ganz langsam."
    „Hör schon auf!" heulte Andrej entsetzt. „Mußt du das auch noch extra ausmalen? Ich hab's geträumt und will davon nichts mehr hören.

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