0803 - Im Folter-Keller des Vampirs
Schritten hielt er auf die geöffnete Fahrstuhltür zu.
Zamorra bremste ihn. »Nicht da hinein, Artimus. Zu unsicher für uns. Einen Lift kann man bequem blockieren. Wenn das hier eine Falle ist, dann wollen wir nicht auch noch mit offenen Augen hinein tapsen. Wir nehmen die Treppe.«
Nicole war bereits im Treppenhaus verschwunden. Vorsichtig sicherte sie nach allen Seiten ab. Zwar hatte sich Zamorras Amulett noch nicht gemeldet, doch was bedeutete das schon, nach den Kapriolen, die es bei Tendyke Industries geschlagen hatte? Die Französin war nicht bereit, sich auf ein unkalkulierbares Risiko einzulassen.
»Alles sauber, wie es scheint. Ihr könnt kommen.«
Sekunden später begannen die drei mit dem Aufstieg über die breit angelegten Treppenstufen. Artimus ließ sich nun nicht mehr halten und stürmte voran.
Entsetzt stoppte er seinen Lauf, als vom oberen Treppenabsatz eine dunkle Welle zu ihm herab wallte. Und überall dort, wo sie aufprallte, erstarb das Licht!
Wie hypnotisiert starrte der Physiker aus das Phänomen, unfähig, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Nur noch wenige Sekunden, dann war sie bei ihm. Sie würde über ihn hinweg schwappen, ihn umspülen und… töten? Zur Salzsäule erstarrt, erwartete van Zant sein Ende.
Ein heftiger Ruck an seinen Beinen riss ihn zu Boden. »Liegen bleiben.« Nicole hatte blitzschnell reagiert. In ihrer Hand sah Artimus den blauen Kristall, doch sie kam nicht dazu, den Dhyarra einzusetzen.
Etwas anderes war schneller. Aus den Augenwinkeln heraus konnte der Physiker sehen, wie Merlins Stern auf Zamorras Brust intensiv zu leuchten begann.
Van Zant war klug genug, die Augen fest zu schließen, ehe das Amulett angriff.
Und dann ging alles rasend schnell…
***
»Herr, alles ist bereit.«
Sarkana ließ sich mit einer Erwiderung Zeit. Noch immer hatte er keinen passenden Grund gefunden, diesen lästigen Spanier zu töten. Andererseits - brauchte er wirklich einen Grund?
Kein Vampir tötet einen Vampir, so lautete das Gesetz.
Gesetz? Er, Sarkana war jetzt das Gesetz für alle Vampire, denn durch den Blutruf hatte er sich zu ihrem Oberhaupt, ihrem König gemacht. Und keiner war gekommen, ihm diesen Anspruch streitig zu machen. Auch Tan Morano nicht, der sich nach wie vor einem Wurm gleich verkrochen hatte.
Mit kalten Augen blickte Sarkana auf den Clansherrn der spanischen Vampire. Don Jaime deZamorra stand mit gesenktem Kopf vor der Empore, auf der sich der Vampirdämon niedergelassen hatte.
»Du bist sicher, dass nicht auch dieses Mal etwas falsch laufen wird?«
DeZamorras letzter Versuch, an Khira Stolts Bluttränen zu gelangen und die Frau dann zu töten, war misslungen. Sarkana hatte sich wirklich bemüht, eine ausreichende Schuld daran auf den Spanier zu schieben, doch das war ihm nicht gelungen. Im Gegenteil: deZamorra hatte es als einziger geschafft, der Vernichtung zu entkommen, die der abtrünnige Dalius Laertes unter Sarkanas Häschern angerichtet hatte.
Und er war mit Neuigkeiten gekommen. Sarkanas Befürchtung, Khira Stolt wäre nur eine Person unter vielen, die ihm gefährlich werden konnte, hatte sich als falsch erwiesen. Die blutigen Tränen, gegen deren mörderische Kraft er nichts entgegenzusetzen hatte, konnten nur von der jungen Frau geweint werden. Sarkana hatte keine Erklärung für dieses Phänomen, doch es bedrohte seine Existenz.
»Es wird alles so geschehen, wie du es wünschst, Herr.«
DeZamorra war einsilbig. Sarkana spürte ganz deutlich die Angst, die der Spanier in diesem Augenblick durchlebte. Er wusste, dass der kleinste Fehler im Plan seinen Tod nach sich ziehen musste. Sarkana würde ihm nie vergeben, dass er es gewagt hatte, sich unter den Schutz von Professor Zamorra zu stellen. Das alleine war bereits ein mehr als ausreichender Grund, um sich des Clansherrn zu entledigen. Dass deZamorra sich wieder auf die Seite des Vampirdämons geschlagen hatte, spielte nur eine untergeordnete Rolle. Er war ein Feigling durch und durch. Sarkana hasste Feigheit…
Dass er selbst auch teilweise zur Spezies der Feiglinge gehörte, ignorierte er geflissentlich.
»Nun gut. Dann soll es beginnen. Und nun geh mir aus den Augen. Ich muss mich konzentrieren.«
Als der Vampirdämon wieder alleine war, versetzte er sich in tiefe Trance. Selbst für ihn war das, was nun zu geschehen hatte, nicht einfach. Was er bisher getan hatte, war so leicht und spielerisch geschehen. Ein Bewusstsein zu kontrollieren, selbst wenn es sich eine Welt
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