0803 - Im Folter-Keller des Vampirs
weit entfernt befand, stellte keine großen Ansprüche an ihn.
Jetzt sah es anders aus, denn nun musste er etwas von sich nehmen und in diese Welt aussenden. Sarkana war sich des Risikos bewusst, das er einging. Möglich, dass dieser Versuch fehlschlug. Dann würde er sich mit einem Teilerfolg begnügen müssen. Doch soweit wollte er jetzt noch gar nicht denken.
Khira Stolt sollte keine Gefahr mehr für ihn sein. Damit würde nun bald Schluss sein.
Und wenn alles so gelang, wie er es wollte, dann waren auch ihre Bluttränen bald in seinem Besitz. Er würde sich vor ihnen hüten müssen, sie in sicherer Entfernung aufbewahren. Doch sie waren eine Waffe, auf die der Herr über alle Vampire nicht verzichten wollte.
Er musste sie einfach besitzen… sie sollten das Fundament seiner Macht verstärken.
Sarkana war bereit. Und er sandte sich selbst in weite Fernen.
***
Ein angenehm kühles Gefühl.
Sofort waren die Bilder da. Erinnerungen, die ihr Verstand nur zu gerne abrief. Urlaub… , das war jetzt auch schon wieder drei Jahre her. Der Strand, das tiefblaue Meer. Feiner Sand, der sich zwischen den Zehen einnistete und von der sengenden Sonne erhitzt wurde.
Einmal hatte sie die Wärme so sehr ermüdet, dass sie direkt am Wasser eingeschlafen war. Und da war dieser Stein gewesen. Groß wie ein Kopfkissen und flach lag er halb in den Sand eingegraben. Sie hatte ihren Kopf darauf gebettet und die Kühle genossen, die in ihm gespeichert war.
Ganz glatt war seine Oberfläche, geformt von den Wellen, die ihn vielleicht seit Ewigkeiten umspülten. So wunderbar glatt und kühl.
Khira Stolt genoss dieses Gefühl, denn es linderte ein wenig den pochenden Schmerz, der in ihrer Schläfe tobte. Als die Bilder verblassten, kam das Wissen um das zurück, was Aron Cassianus ihr angetan hatte.
Mit Macht riss die Biologin die Augen auf. Sie lag nicht mehr vor der Tür, durch die sie hatte fliehen wollen. Ein Blick genügte um ihr zu beweisen, dass sie in Arons Atelier war. Hatte er sie hierher geschleppt? Vorsichtig probierte sie sich aufzusetzen, doch der Versuch scheiterte. Der Schmerz hämmerte in ihrem Kopf. Aron hatte gut getroffen.
Aron - wo war er?
Khira startete einen zweiten Anlauf und rollte sich herum. Auf allen Vieren kroch sie von dem Stein fort. Der Stein - das war also kein Traum gewesen. Ihr Kopf lag auf dem Sockel einer Statue. Mehr konnte sie von ihrer Position aus nicht erkennen.
Dann sah sie ihn. Der ausgelaugte Körper des Bildhauers lag hinter dem Sockel. Seine Gliedmaßen wirkten bizarr verdreht, ganz so, als hätte ihn eine gigantische Faust wie eine Stoffpuppe dort hingeworfen. Khira stöhnte auf. Schwankend kam sie auf die Füße und war im nächsten Moment bei ihrem Freund. Doch bereits vorher war klar, dass sie einen Sterbenden vorfinden musste.
Sie wagte nicht Aron anzufassen, denn wenn er bei Bewusstsein war - wenn er also überhaupt noch lebte -, dann musste jede Berührung entsetzliche Schmerzen in ihm auslösen. Khira war keine Medizinerin, aber sie sah deutlich, dass kein Knochen in Cassianus Körper mehr heil war.
Wer konnte ihm das angetan haben? Sie wusste die Antwort auf diese Frage bereits, doch sie wollte die Wahrheit nicht an sich heranlassen.
Ein leises Stöhnen drang aus Arons Mund, aus dessen Winkeln feine Rinnsale hellen Blutes liefen.
»Khira… flieh.«
Die Kleinwüchsige musste mit ihrem Ohr nahe an Arons Gesicht gehen, um die gehauchten Worte verstehen zu können. »Flieh… und komm nie wieder hierher. Melinda.« Ein heftiger Hustenanfall schüttelte den geschundenen Körper. »Sie haben sie zu ihresgleichen gemacht. Flieh doch endlich. Er wird gleich hier sein.«
Ein Blutschwall ergoss sich von seinen Lippen. Und dann sahen die toten Augen Khira merkwürdig klar an. »Ich habe das nicht gewollt. Khira… wie schön du bist.«
Es war vollkommen unmöglich, doch Khira war sich sicher, dass Aron sie in den letzen Sekunden seines Lebens gesehen hatte. Khira wischte sich die Tränen vom Gesicht. Zum Trauern war jetzt keine Zeit. Sie hatte einen guten Freund verloren, doch nun musste sie zunächst sehen, dass sie selbst ihr Leben rettete. Flieh, hatte Aron immer wieder gesagt. Doch die Kleinwüchsige war sicher, dass es dazu bereits viel zu spät war.
In der nächsten Sekunde traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag. Ihr Sinn schlug mit aller Macht an! Die vampirische Aktivität war urplötzlich so übermächtig groß vorhanden, dass Khira die Sinne schwinden wollten. So
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