Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0807 - Das Gespenst von Angus Castle

0807 - Das Gespenst von Angus Castle

Titel: 0807 - Das Gespenst von Angus Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
übertönte. »Nicht du, Sinclair, nicht du. Erst die anderen, aber ich werde dich vorher zerschneiden und in den Schacht kippen, das bin ich meinen Freunden schuldig.«
    Sie sprang auf mich zu. Sie bewegte sich geschmeidig. Ihre Waffe zeigte dabei nicht nur in eine Richtung, das Sägeblatt tanzte vor meinen Augen hin und her, es war zu einem höllischen Spiegel geworden, der mich fressen wollte.
    Der Boden war uneben. Gilda schaute nicht hin, sie tanzte und sprang darüber hinweg. Dieses Weib schien hier jeden Flecken zu kennen, und ich war noch immer auf dem Rückweg. Ich wollte den runden Brunnen zwischen uns bringen.
    Das klappte nicht mehr. Deshalb zog ich die Beretta, deren Mündung sich ebenfalls bewegte, denn das Ziel stand nicht ruhig.
    »Bleiben Sie stehen, verdammt!«
    Gilda McDuff kümmerte sich nicht um die Waffe. Sie war wie von Sinnen. Sie brüllte im Verein mit ihrem Mordwerkzeug, und sie warf sich einfach nach vorn, trotz der Pistole in meiner Hand.
    Ich feuerte nicht.
    Ein Sidestep genügte. Gilda rannte in ihrer unkontrollierten Wut ins Leere. Zudem war ich so weit zur Seite gewichen, daß die Säge mich auch bei ausgestreckten Armen nicht einmal hätte streifen können. Genau diese Reaktion war ihr Verderben.
    Sie rannte nach vorn.
    Dann prallte sie gegen die Außenmauer des Brunnens. Ihre Arme wurden hochgerissen. Für einen Moment sah es so aus, als würde sie die Säge verlieren, doch sie kriegte einen Drall nach rechts und schnitt mit einer Bewegung das Seil durch.
    Es sackte in den Schacht, nur war das nicht alles, denn der Schwung nach vorn und das Gewicht der Säge drückten die Frau noch mehr dem Brunnenschacht entgegen.
    Ich war nicht schnell genug.
    Als ich auf sie zusprang, da war sie schon gefallen. Ich sah noch ihre Beine, die für einen winzigen Moment wie ein übergroßes V über den Rand hinwegreichten, doch es war nicht das Zeichen für Victory – Sieg – Gilda hatte verloren.
    Kopfüber raste sie in die Tiefe.
    Ich hörte sie schreien. Die Säge sang noch immer ihre Todesmelodie, bis es zu einem klatschenden Aufprall kam und beide Geräusche verstummten.
    Ich stürzte zum Brunnenrand, hielt mich allerdings an ihm fest und konnte mich so nach vorn beugen und in die Tiefe schauen, wo das dunkle Wasser ziemlich weit unten schaumig und aufgewühlt war, denn die Frau strampelte und schlug mit den Armen um sich.
    Ich sah sie mehr als Schatten, wie sie gegen die Wände klatschten und sich Finger zuckend krümmten, weil sie versuchten, am Mauerwerk noch einen Halt zu finden.
    Sie schafften es nicht. Das Wasser hatte den Brunnenrand glatt gemacht. Wenn es Spalten gab, waren sie mit Moos bewachsen. Das Ende lag zu weit weg. Die Frau würde ertrinken, wenn ich ihr nicht half. Für normale Schwimmbewegungen war der Durchmesser nicht breit genug. Nur das Seil konnte sie retten.
    »Halten Sie aus!« rief ich.
    Sie schrie mir etwas zu, was ich nicht verstand, denn ich hatte mich bereits geduckt und war außer Hörweite. Ich suchte nach dem Band. Es hing zum Teil noch auf der Rolle, aber das weit größere Stück lag auf dem Boden, denn Gilda hatte es selbst mit ihrer verdammten Säge durchtrennt. Hatte sie sich damit ihr eigenes Grab geschaufelt?
    Ich bewegte mich sehr schnell. Selbst in meiner Hand wirkte das Seil kurz, aber ich mußte es wagen.
    Zum Glück fiel soviel Licht in den Brunnenschacht, daß ich die Person noch erkennen konnte. Sie strampelte nicht nur, sie versuchte jetzt, in die Höhe zu schnellen. Völlig durchnässt und mit ausgestreckten Armen griff sie in die Höhe. Noch immer suchte sie nach der Chance, den Rand des Brunnens zu umklammern.
    Es klappte nicht.
    Ihre Handflächen klatschten gegen die glatte Innenwand. Immer wieder rutschte sie zurück. Mit ihren nassen Haaren sah sie aus wie ein Wassergeist, der sich aus der Tiefe hervorgewagt hatte, um zwischen den Menschen zu sein.
    Ich hatte mir ein Seilende um das rechte Handgelenk gewickelt.
    Das andere schleuderte ich über den Rand. Das Wasser erreichte es nicht.
    Ich konnte nicht genau schätzen, wie weit es noch von der Wasseroberfläche entfernt war, jedenfalls baumelte es zitternd über dem bleichen Gesicht der Frau.
    »Pack zu, verdammt!« schrie ich in den Schacht hinein. Meine Stimme wurde dabei zu einem schaurigen Echo, und ich wußte nicht, ob mich Gilda überhaupt gehört hatte, denn als ich schrie, da sackte sie wieder weg, und das dunkle Wasser schlug über ihrem Kopf zusammen.
    Hatten sie die Kräfte

Weitere Kostenlose Bücher