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0807 - Das Gespenst von Angus Castle

0807 - Das Gespenst von Angus Castle

Titel: 0807 - Das Gespenst von Angus Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erklären kann.«
    »Und woher soll das gekommen sein?«
    »Keine Ahnung, Horace. Aus einer anderen Welt, aus einem anderen Reich, was weiß ich.«
    Blödsinn, wollte er sagen, doch der erste Buchstabe bereits blieb ihm in der Kehle stecken. Plötzlich hatte auch er es gespürt. Hier war tatsächlich etwas! Es hielt sich verborgen, es war nicht zu sehen, aber es war trotzdem da. Trotz des Widersinns dieser Überlegung glaubte er fest an das Unheimliche, das bei ihnen Einzug gehalten hatte, und er merkte selbst, wie etwas Kaltes über seinen Körper rann. Es ließ sich nicht vertreiben, es blieb, es nahm sogar zu, und er hörte die geflüsterte Frage seiner Frau.
    »Was kann das nur sein?«
    »Ich weiß es nicht.«
    In der stabilen Hütte war es nicht mehr so hell. Die Sonne hatte sich längst aus dem Zenit des Himmels zurückgezogen und war auf dem Weg nach Westen. Sie sank, erste Schatten entstanden und füllten auch die Senke aus. Das Haus der Frau war mit seiner Rückseite an den Rand der Senke gebaut worden und fing deshalb diese Schatten auf. Sie krochen auch in das Innere hinein, so daß es dort mehr dunkle als helle Stellen gab. Und die Kälte…
    »Kannst du sie lokalisieren?« fragte Horace.
    »Noch nicht.«
    »Okay, dann warte hier bitte.«
    »Wo willst du denn hin?«
    »Ich will mal nachschauen und…«
    »Nein, ich laß dich nicht.«
    »Bitte, es kommt von drüben, das habe ich genau gesehen. Ja, es kommt von drüben.«
    »Was meinst du damit?«
    »Zum Stall hin«, flüsterte Sinclair. »Es ist die Richtung, wo es zum Stall geht. Da können wir es finden, wenn wir genau nachschauen. Das mußt du mir glauben.«
    Sie wollte nicken, aber das schaffte sie nicht mehr, denn plötzlich entdeckten beide das Unwahrscheinliche. Aus dem Hintergrund hatte sich etwas gelöst. Etwas Helles, Unheimliches, das auch leicht strahlte, als hätte jemand ein Licht eingeschaltet, das sich nicht nur auf einen Fleck konzentrierte, sondern sich ausbreitete.
    Das mußte es sein. Die andere Kraft, die andere Macht, der Gruß aus dem Jenseits.
    Beide sahen, daß sich dieses Etwas bewegen konnte, ohne irgendwelche Türen zu öffnen. Es durchdrang die Wände, es war einfach nicht von Hindernissen zu stoppen.
    Es kam näher.
    Mary und Horace sahen es deutlicher. Es mußte tatsächlich im Stall gelauert haben, aber dort war es nicht geblieben. Ohne einen Laut wehte es auf sie zu.
    Ein Gespenst, eine Frau, eine weiße Frau. Lady Lyell war zu ihnen gekommen…
    Die Sinclairs standen da, ohne sich zu bewegen. Die Überraschung hielt sie beide erfaßt. Sie spürten ihren Herzschlag überlaut, und sie hatten den Eindruck von einer Kältewelle erfaßt worden zu sein, aber sie regten nicht den kleinsten Finger.
    Die Gestalt kam näher. Dabei war nicht zu erkennen, wie sie sich bewegte und die Materie überwand. Sie huschte lautlos heran, und sie berührte nicht einmal den Boden. Ihre Füße glitten darüber hinweg, obwohl diese auch kaum zu sehen waren, denn das sehr lange, helle und auch weiße Kleid reichte bis zum Boden. Es wirkte wie ein Brautkleid, das zudem noch von einem hellen Sternenlicht umgeben war, denn die Umrisse der geheimnisvollen Frau flimmerten und strahlten. Zudem zog sie noch eine dünne Spirale hinter sich her, als hätte sie diese aus dem fernen Weltall mitgebracht – als Gruß für die Menschen.
    Eigentlich hätten die beiden Sinclairs Furcht haben müssen. Das trat bei ihnen kaum ein, im Gegenteil, sie waren von dem Auftritt der unheimlichen Frau fasziniert. Sie konnten sich nicht rühren, was auch nicht tragisch war, denn Lady Lyell schwebte auf sie zu. Und sie erkannten, daß sie noch sehr jung war. Wenn das Kleid, das sie trug, tatsächlich so etwas wie ein Brautkleid darstellen sollte, dann mußte diese Person jung geheiratet haben.
    »Nein«, wisperte Horace, »das ist kein Mensch Mary. Das ist… das ist ein Gespenst.« Er hatte einfach etwas sagen müssen und das wiederholt, was sowieso bekannt war.
    Mary Sinclair nickte nur. Sie ließ das Wesen nicht aus den Augen, und die Erscheinung wehte lautlos durch das Haus, wobei sie einen leichten Kältehauch hinter sich herzog.
    Sie spürten ihn wieder, wie er über ihre Gesichter glitt, selbst die Kleidung durchdrang und sich fast wie Nebel auf der Haut festsetzte. Und sie wußten auch, daß diese Person der eigentliche Grund war, weshalb so viele Sinclairs gestorben waren. Lady Lyell mußte etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun haben.
    Das Gespenst hielt inne.
    Es

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