0808 - Das unheimliche Herz
tatsächlich so mächtig und brutal war, dann würde sie kein Erbarmen kennen, das stand für uns fest.
Er steckte in einer verdammten Zwickmühle, und ich wusste nicht, wie ich ihm da raushelfen sollte.
»Das war aber nicht die erste Nachricht, die du erhalten hast«, sagte Suko.
»Nein, man hat mir schon einmal zu verstehen gegeben, dass ich mich heraushalten sollte.«
»Was du nicht getan hast.«
»Genau.«
»Und Kiki Lafitte?«
Er schwieg und senkte den Kopf. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. »Die anderen sind Schweine, sie achten kein menschliches Leben. Ich für meinen Teil habe nicht viel Hoffnung. Ich glaube sogar daran, dass ich Kiki nicht mehr lebend wiedersehen werde. Das ist nicht einmal pessimistisch gedacht, sondern realistisch. Ich kenne die Regeln und Gesetze leider nur zu gut, nach denen sie vorgehen. Da werden unsere Chancen immer kleiner. Die anderen sind zu mächtig.«
Mir gefiel es nicht, dass er immer nur von den anderen redete. Ich wollte einfach mehr darüber wissen. Nicht nur als schwammige Figuren sollten sie im Hintergrund agieren, ich brauchte einfach Namen, Adressen und Berufe. »Wer denn, Bob? Du hast uns viel erzählt, aber den Kern hast du leider nicht getroffen.«
»Das weiß ich selbst. Ich kann mich auch daran erinnern, dass wir über dieses Thema schon diskutiert haben.«
»Ohne Ergebnis«, sagte ich leicht vorwurfsvoll.
»Ja, das stimmt.« Er gab die Antwort barsch, ließ uns stehen und verschwand unter Deck.
»Puh!« Suko hob verlegen die Schultern und schüttelte gleichzeitig den Kopf. »Das war ein hartes Stück Arbeit für ihn, uns einzuweihen. Aber du hast Recht, wir sind keinen Schritt weitergekommen.«
»Stimmt. Allerdings wissen wir, dass man uns beobachtet hat.« Ich ließ meine Blicke durch die grüne und mit hellen Sonnenflecken bedeckte Umgebung streifen, ohne etwas erkennen zu können, das auf eine Beobachtung hinwies. »Sie sind hier auf dem Boot gewesen und haben die Nachricht hinterlassen.«
»Sie sind gefährlich.«
»Das glaube ich, Suko.«
»Außerdem wollen sie uns aus dem Weg haben!«, erklärte Suko.
»Was eigentlich leicht für sie sein sollte.«
Ich richtete meinen Blick auf sein Gesicht. Sein Mund war etwas zur Seite gekippt. Vielleicht sollte das Lächeln Spott und Wissen zeigen. »Du hast doch was, Alter. Ich kenne dich. Wenn du so schaust und auch so reagierst, denkst du über ein Problem nach, das wahrscheinlich noch nicht ausgegoren ist.«
»Stimmt.«
»Welches?«
»Dann hole ich auch mal kurz aus. Es ist doch so. Wir stellen für diese Leute eine Gefahr dar. Sie wissen jetzt, dass wir zu dritt sind, und sie wissen auch, das haben sie schließlich bewiesen, wo wir uns aufhalten. Im Dschungel und auf einem Boot, dem sie selbst einen Besuch abgestattet haben.«
»Stimmt.«
»Eine Gefahr muss man ausschalten. Ich könnte mir vorstellen, John, dass sie uns deshalb noch ein Ei ins Nest gelegt haben.«
»Kannst du dich da deutlicher ausdrücken?«
Suko lächelte weiterhin kantig. »Ein sehr explosives Ei, will ich mal sagen.«
Es war schwül und stickig. Die Kälte, die über meinen Rücken strich, kam von innen heraus. Kleine Eiskörner rieselten über die Haut hinweg, und sie zog sich zusammen, als wären die Nerven mit Zitronensaft beträufelt worden. Mir war klar, was Suko gemeint hatte.
»Capito, John?«
»Eine Bombe. Hier am Schiff. Versteckt angebracht, die dann explodiert, wenn wir den Motor anlassen.«
»Zum Beispiel. Allerdings könnten sie auch eine aus der Ferne zu zündende Bombe auf dem Boot angebracht haben. Sie lauern irgendwo und warten, bis wir das Richtige oder das Falsche tun. Das Bömbchen wird gezündet, und wir werden atomisiert. Alles ganz einfach. Drei Probleme mit einem Schuss aus der Welt schaffen. Ist das so unnatürlich?«
»Nein, das ist es nicht«, murmelte ich und war bleich im Gesicht geworden.
Das fiel auch Bob Crane auf, der zurückkehrte und drei kalte Bierdosen mitbrachte. Zwei davon reichte er uns. Wir rissen die Laschen ab, das Bier schäumte hoch, dann tranken wir die herrlich kühle Flüssigkeit, die uns im ersten Moment erfrischte, später aber den Schweiß in noch größeren Strömen aus den Poren fließen lassen würde.
»Was ist mit euch? Hat euch mein Geständnis so geschockt, dass ihr nicht mehr reden könnt?«
Ich wischte mir Schaum von den Lippen. »Dein Geständnis nicht, Bob, aber Suko hat da eine Vermutung geäußert, die ich nicht so ohne weiteres zu den Akten legen
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