0808 - Das unheimliche Herz
mich, sowohl körperlich als auch seelisch. Sie wusste, wer ich war, und sie kannte auch meine Dienstzeiten, das heißt, ich konnte nicht immer für sie parat stehen.«
»Das gefiel ihr nicht.«
»So ist es.«
»Ging sie dir von der Fahne?«, fragte Suko recht locker.
Er schüttelte den Kopf. »So kann man es nicht nennen. Ich hatte sie nur weniger unter Kontrolle. Wir sahen uns nicht so oft, aber wenn wir zusammen waren, dann erlebten wir diese Stunden immer sehr intensiv. Ich habe mich in sie verliebt, das gebe ich offen zu, und ich bin ihr ebenfalls nicht gleichgültig gewesen. Das alles hatte nicht immer im Schatten der Nacht stattfinden können, es war also aufgefallen, dass sich zwischen uns etwas tat.«
»Wem?«, fragte ich.
»Den Kollegen natürlich, die es akzeptierten, denn unser Verhältnis war wirklich ein tolles und außergewöhnliches, wie man es in dieser Szene nicht oft erlebt.«
»Es gab Neider«, sagte ich.
»Natürlich.«
»Und du warst nicht mehr so unabhängig.«
Crane senkte den Kopf. Ich hatte da einen wunden Punkt getroffen, was er auch zugab. »Genau das ist das Problem, John, ich war nicht mehr so frei, wie ich es eigentlich hätte sein müssen. Wenn ein FBI-Mann heiratet, wird er auch nicht mehr so direkt an die Front geschickt, dann zieht er sich oft zurück in den Innendienst. Bei mir war es nicht so weit, aber ich habe dir gesagt, dass sich unsere Einheit um die ganz großen Fälle zu kümmern hat. Es ging auch um das große Geld. Wenn das im Spiel ist, dann stehen Leute dahinter, die über noch mehr Macht und Einfluss verfügen.«
»Syndikate.«
»Sicher, Syndikate, Banden, Organisationen, und diese sind sehr mächtig.«
»Zu mächtig?«, fragte ich.
»Wie meinst du das?«
»Dass sie an dich herangekommen sind und versucht haben, dich zu bestechen.«
Im ersten Moment sah er aus, als würde er mir an die Gurgel fahren. Er riss sich zusammen, atmete heftiger und fragte keuchend:
»Glaubst du das von mir?«
»Es ist doch egal, was ich glaube, Bob. Du hast uns so etwas wie eine Beichte abgelegt. Dass wir dabei ins Grübeln kommen, versteht sich von selbst.«
»Ja, das stimmt.«
»Hat man dich…?«
Er unterbrach mich durch eine Handbewegung. »Selbstverständlich hat es Versuche gegeben. Die anderen sind ja nicht dumm. Die Leute wissen, was wir verdienen. Ihre Verbindungen reichen bis in die höchsten Stellen hinauf. Das aber ist es nicht, um das es mir geht. Ich habe diese Versuche allesamt abgelehnt, man ist dann auch nicht mehr an mich herangetreten. Ich muss noch einmal zurückgreifen und dabei auf meinen Job kommen. Wie ich schon erwähnte, waren wir eine Spezialtruppe und wurden nicht nur gegen Drogen-Dealer eingesetzt, uns ging es auch um etwas anderes.« Er räusperte sich. »Nun ja, wir kamen Geheimbünden auf die Spur, wir erlebten die schrecklichen Dinge. Voodoo-Zauber gemischt mit Verbrechen, das alles ist mir nicht unbekannt, und dann hörte ich, dass zwei Kollegen aus London hier eintreffen würden, weil sie an einem bestimmten Fall arbeiteten, dessen Ursprünge bis in die Staaten hineinverfolgt werden können. Ich habedas akzeptiert, ich bemühte mich auch, vorurteilsfrei zu sein, aber wie ich schon erwähnte, gibt es Gruppen, die einen sehr großen Einfluss haben. Nicht nur ich wusste Bescheid, auch unsere Gegner im Hintergrund hatten davon erfahren. Anscheinend fühlten sie sich gestört, denn ich recherchierte bereits. Ich wusste ja, um was es ging. Ich habe mich in die Telefaxe vertieft, die aus England geschickt worden waren, ich konnte dank meiner Beziehungen eine Spur aufnehmen, und tatsächlich tauchte der Name Henry St. Clair in einer gewissen Verbindung auf. Aber nicht er als Person, sondern eben als Rest, wenn ich das mal so sagen darf. Es gibt Menschen, die sein Herz verehren. Das fand ich heraus, und ich jubelte innerlich, war möglicherweise zu optimistisch, denn unsere Gegner erfuhren ebenfalls davon. Nicht nur, dass wir das Herz nicht gefunden haben, auch Kiki Lafitte gab es nicht mehr. Sie war verschwunden. Ich einer Nacht muss sie geholt worden sein. Man hat sie also entführt, um mich damit unter Druck zu setzen.« Er klopfte gegen die Tasche. »Diese Nachricht ist der Beweis. Man hat sie gefangen, und deshalb bin ich vorbelastet.«
Es war gut, dass Crane sich überwunden hatte, endlich zu reden.
Suko und ich schwiegen betreten, wir hatten ihn tatsächlich falsch eingeschätzt, wir konnten seine Sorgen verstehen. Wenn die andere Seite
Weitere Kostenlose Bücher