0808 - Das unheimliche Herz
Finsternis des Waldes, wo die schwüle Luft stand und die zahlreichen Insekten wahre Freudentänze aufführten.
Die Flora hier war alt. Sie kämpfte, sie verlor, die Großen zerdrückten die Kleinen, und die Schwachen mussten den Starken weichen. Ein Naturgesetz, das dazu führte, dass oft genug Bäume quer lagen und wieder die Basis für andere Gewächse bildeten, so dass sich der Wald aus einem wahren Wirrwarr zusammensetzte, durch das wir ohne Macheten kaum hindurchkamen.
Wir setzten uns auf eine dieser natürlichen Bänke, die von Moos und Flechten bewachsen waren. Falls es denn passierte und ob wir dann weit genug von dem Boot entfernt waren, wussten wir nicht.
Wenn wir schon das Deck verlassen hatten, wollten wir zumindest sehen, was geschah.
Von unserem Platz aus sah das Boot relativ klein aus. Es ging wirklich kein Wind, der das Wasser bewegt hätte, und so wirkte auch das Schiff wie ein Gegenstand, der zu Eis geworden war.
Vor unseren Augen hingen Zweige und Lianen nach unten. Sie sahen aus wie traurige, dünne Arme, die irgendwann einmal verfaulen würden und auf dem Boden dann eine dichte Schicht hinterließen wie eine Matte aus natürlichen Stoffen.
Ich hatte mich umgesehen. Meines Erachtens war es nicht ausgeschlossen, dass irgendwelche unserer unbekannten Feinde noch in der Nähe lauerten, um herauszufinden, wie gut ihr Plan klappte.
Doch der Busch schwieg, er gab uns keine Auskunft, und die hier lebenden Tiere hatten sich ebenfalls an unseren Besuch gewöhnt.
Selbst die Vögel hatten ihr Kreischen eingestellt, so dass uns die Ruhe beinahe unnatürlich vorkam.
»Glaubst du daran, dass er es packt?«, fragte Suko.
»Ich schon.« Mein Blick verfing sich an den Aufbauten. »Er ist ein verdammt guter Mann und eigentlich nur wegen seines sozialen Gewissens in die Klemme geraten. Ich wünsche ihm auch, dass er seinen Schützling Kiki Lafitte lebend wiedersieht und in seine Arme schließen kann.«
»Fast wie im Märchen.«
»Ja, zu schön, um wahr zu sein.« Ichkrauste die Stirn. »Wenn ich nur wüsste, wer unsere Feinde sind, dann wäre mir wohler.«
»Wer könnte denn in Frage kommen?« Ich hob die Schultern. »Einige.«
»Kannst du das nicht genauer sagen?«
»Was willst du denn hören?«
»Keine Ahnung, John. Es ist gewissermaßen dein Fall. Er hat in Schottland seinen Ursprung gehabt. Er hängt mit den Baphomet-Templern zusammen und mit einem Henry St. Clair.«
Ich schlug nach einer Mücke. Sie wurde zerquetscht. Den Blutfleck wischte ich an meiner Hose ab. »Allmählich stinkt mir dieser verdammte St. Clair. Nicht dass ich anfange, ihn zu hassen, aber ich möchte mich auf keinen Fall mit dem identifizieren, was er getan oder verbrochen hat. Laut Lord und Lady Lyell hat er damals deren Gastfreundschaft missbraucht und sich klammheimlich abgesetzt. Er war nicht allein, hat ein Schiff mit Menschen und Material vollgepackt, aber nicht alle St. Clairs mitgenommen. Es sind einige in Schottland geblieben, daraus muss sich im Laufe der Zeit der Name Sinclair entwickelt haben. Mehr weiß ich auch nicht, ich will da auch nicht alles wissen, es würde mir sonst über den Kopf wachsen. Mich ärgert nur, dass Henry St. Clair, ein großer Entdecker, der leider vergessen wurde, die falsche Seite gewählt hat. Irgendetwas muss ihn dazu getrieben haben, und diesen Grund hätte ich gern herausgefunden. Jedenfalls ist er so weit gegangen, sein Herz diesem verdammten Dämon zu opfern. Man wird es dem Körper nach seinem Tod entnommen haben.«
»Stimmt.«
»Es überlebte.«
»Stimmt auch.«
Ich stieß Suko an. »Willst du mich verarschen?«
»Nein, ich bestätigte dich nur. Wenn es überlebt hat, davon gehen wir ja aus, muss auch die Kraft noch vorhanden sein, mit der es getränkt wurde. Also die Macht des Dämons Baphomet. Es muss wirklich etwas Besonderes sein, dass sich auch jetzt in dieser Zeit noch Menschen finden, die es verehren.«
»Templer…«
»Das klang nicht sehr sicher, John.«
»Ich bin auch nicht sicher, Suko. Ich weiß kaum etwas. Unser Kollege hat von Geheimgesellschaften gesprochen, die hier gegründet worden sind und auch einen Nährboden finden. Da müssen es nicht unbedingt Templer sein, die auf das Herz abfahren.«
»Denkst du an Voodoo?«
Ich hob die Schultern. »Zumindest an eine Variation.«
Suko versuchte, einen weichen Halm abzuknicken, was ihm nicht gelang. »Nein, wir wissen zu wenig, aber Bob Crane ist ein Kenner der Materie. Ich denke, dass er uns auf eine Spur
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