0808 - Das unheimliche Herz
man euch auch gesagt haben. Abe Douglas und ich haben uns mal auf einem Lehrgang kennen gelernt, ich erzählte ihm viel von mir. Was ihr zu hören bekommt, weiß also auch er. Aber das nur als Einleitung. Ich habe nicht immer so gut dagestanden. Wenn ich meinen Stammbaum zurückverfolge, treffe ich auf meine Urgroßeltern, die noch als Sklaven gehalten wurden, als sie Kinder waren. Nun ja, die Geschichte brauche ich nicht aufzuführen, es passierte offiziell einiges, aber nicht genug. Die Diskriminierung blieb, sie veränderte sich nur, wurde schwammiger und subtiler, obwohl sie heutzutage an einigen Stellen wieder offen als nackter Rassenhass auflodert. Das ist ein weltweites Problem und hat nicht nur mit mir zu tun. Ich stamme aus diesen einfachen Verhältnissen. Aus einer Familie, die sehr arbeitsam war, wegen der vier Kinder aber nicht die Chance hatte, ins Mittelfeld aufzusteigen. Meine Eltern waren ehrliche Leute, sie haben geschuftet wie die Tiere für uns Kinder, denn sie wollten uns eine Ausbildung zuteil werden lassen. Für sie war es am schlimmsten, wenn jemand weder schreiben noch lesen konnte. Dafür haben wir einfach zu viele Analphabeten erlebt.«
Er holte tief Luft und überlegte noch. »Ich will es abkürzen. Ich hatte eine gute Ausbildung, brachte sehr gute Noten mit nach Hause, und später, als es darum ging, einen Job zu finden, da entschloss ich mich, Polizist zu werden.« Er schaute uns an. »Glaubt ihr, wenn ich euch sage, dass ich es nicht des Geldes wegen getan habe?«
Ich lachte. »Das stimmt. Reich kann man bei uns nicht werden. Nicht einmal wohlhabend.«
»Ich wollte kämpfen.«
»Wofür?«, fragte Suko.
»Für die Gerechtigkeit, auch für die soziale.«
»Das ehrt dich, Bob, ist aber, als würdest du mit beiden Händen immer wieder gegen Gummiwände schlagen.«
»Leider«, gab er zu. »Ich habe es später eingesehen, den Kampf aber trotzdem nicht aufgegeben.«
»Wie ging es also weiter?«, fragte ich.
»Mein Weg führte nicht zur normalen Polizei. Dank meiner Fähigkeiten war ich für das FBI interessant geworden. Ich erhielt die Ausbildung in Quantico, wurde G-Man und nach Chicago versetzt. Zwei Jahre war ich dort, dann gab es eine Umstrukturierung. Der Drogenmarkt explodierte, besonders hier im Süden. Da ich als Schwarzer hier besser zurechtkomme als mancher Weiße, wurde ich versetzt. New Orleans, meine alte Umgebung, aber man wollte mehr. Die Regierung suchte Leute, aus denen sich eine kleine Spezialtruppe zusammenschweißen ließ, und die Wahl fiel unter anderem auf mich. Wir sind Drogen-Agenten in Zivil. Wir haben viele Freiheiten, aber wir werden auch bei anderen Fällen eingesetzt. So eine Art Südstaaten-Feuerwehr.«
»Eine tolle Karriere«, bestätigte ich.
»Das kann man sagen. Trotz allemjedoch habe ich auf gewisse Dinge nicht verzichtet. Ich habe nie vergessen, woher ich kam, und ich war auch noch immer davon überzeugt, mich sozial engagieren zu können. Das habe ich getan. Ich schloss mich einer Arbeitsgruppe an. In meiner Freizeit, die knapp genug bemessen war, kümmerten die Kollegen und ich uns um Menschen, die auf der Kippe standen. Die noch zu retten waren, und wir spielten unseren gesamten Einfluss aus, damit diese Menschen auch wieder in diese richtige Schiene hineinliefen.«
»Ging das gut?«
Er lächelte etwas verklemmt. »Ich will nicht über großartige Erfolge reden, die hatten wir einfach nicht. Hin und wieder konnten wir Jobs vermitteln, und dann war die Rückfallquote auch gering.« Er räusperte sich und legte seine Stirn in Falten. »Dann aber passierte es. Ich lernte eine junge Frau kennen, die auch hier aus der Gegend stammte. Sie heißt Kiki Lafitte. Ich will nicht sagen, dass ich mich schlagartig in sie verliebte, aber sie hinterließ schon einen starken Eindruck auf mich. Auch ich war ihr nicht gleichgültig, zudem hing sie noch nicht an der Nadel, aber sie kiffte, was ich nicht akzeptieren kann, denn es ist oft der Einstieg in die harte Drogenwelt. Wir beide redeten miteinander. Ich hoffte auf einen Erfolg, ich habe mich persönlich sehr engagiert, aber ich stieß auch oft genug auf taube Ohren.«
»Du hast es also nicht geschafft?«
Crane wiegte den Kopf. »Sagen wir so, Suko, ich habe noch nicht aufgegeben.«
»Du denkst an einen Teilerfolg?«
»Ja, so ähnlich.«
»Und weiter?«
Er hob die Schultern. »Was soll ich da noch alles zum Besten geben? Wirhaben es versucht, sie hatte Vertrauen zu mir gefasst. Sie klammerte sich an
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