0809 - Das Schlangenkreuz
Gestänge der Achterbahn hinführte. Dieses verlassene Prunkstück des ehemaligen Rummelplatzes war am besten zu sehen. Ein skelettierter Gigant reckte sich in den Himmel, ein Gerüst, das sich in der Höhe verjüngte. Die Natur hatte schon zum Teil von dem Gerüst Besitz ergriffen.
Von meinen beiden Partnern sah ich nichts. Auch nicht von Pater Domingo. Die Finsternis auf dem Rummelplatz hatte sie regelrecht verschluckt. Wohin sie letztendlich gegangen waren, wusste ich nicht. Wenn sie etwas entdeckten, würden sie sich schon melden, denn das hatte ich ebenfalls vor.
Ich fand meinen Standplatz nicht besonders günstig, da ich mich mehr am Rand der Achterbahn aufhielt. Vielleicht war es besser, wenn ich in die Mitte ging, dort fand ich noch das alte und längst verlassene Kassenhäuschen vor. Außerdem beschäftigte ich mich bereits mit dem Plan, eventuell in die Verstrebungen zu klettern, weil ich von dort oben einen besseren Überblick hatte.
Es war natürlich riskant. Das konnte ich auch nur riskieren, solange ich allein war.
Es rührte sich nichts in meiner Umgebung. Zumindest keine verdächtigen Geräusche. Hin und wieder ein Knacken oder Rascheln, daran hatte ich mich rasch gewöhnt und achtete auch nicht weiter darauf.
Meinen Weg wollte ich so bequem wie möglich zurücklegen. Ich wollte mich nicht unbedingt durch irgendwelche Gestrüppgürtel wühlen und Schlangen aus ihrem Schlaf reißen, die es hier leider ebenfalls gab. Es klappte auch gut, doch nahe dem Kassenhäuschen waren Unkraut und Unterholz dermaßen hoch, dass beide zusammen einen regelrechten Filz gebildet hatten, den ich zunächst mal durchwühlen musste.
Das Dach des Kassenhäuschens ragte noch über. Ich dachte auch daran, dass es sich gut als Versteck eignete, dann wurden meine Gedanken in eine andere Richtung gelenkt, denn ich stand direkt davor.
Sogar die Tür war noch vorhanden. Die Scheibe in der oberen Hälfte war eingeschlagen. Die Tür stand offen, ich kroch in das Häuschen hinein, und dabei wischte etwas an meinem linken Fuß vorbei.
Ich blieb stehen. Umschauen konnte ich mich nur, wenn ich die Lampe einschaltete. Da mich das Gestrüpp ziemlich gut deckte, ging ich das Risiko ein.
Menschliche Spuren sah ich nicht. Auf dem Boden wuchs eine weiche und leicht feuchte Schicht. Sogar einige winzige Blüten schimmerten im Schein der Lampe. Ich schaltete die Lampe wieder aus und verließ das Häuschen auf der anderen Seite, denn es wies zwei Türen auf. Mit dem folgenden Schritt stand ich unter dem hohen Gestänge der Achterbahn. Pflanzen und Unterholz rankten an diesem Gestänge hoch und hielten es an manchen Stellen umschlossen wie ein Mann seine Geliebte.
Der Rummelplatz schwieg. Er lag in den schwarzblauen Schatten der hereinbrechenden Nacht, und auch aus der Nähe der anderen zurückgebliebenen Karussells hörte ich keinen Laut.
Eine bedrückende und normale Stille, aber war sie tatsächlich so normal?
Ich wollte mich nicht damit abfinden, denn ich glaubte fest daran, dass unsere Gegner schon hier waren. Die Satanisten um Crowley, die Menschen, die das Böse wollten, die das Herz meines Ahnherrn gefunden hatten, um damit die teuflischen Experimente durchzuführen.
Ich ging noch einige Schritte weiter. Über mir ragte jetzt der Wirrwarr der Schienen hoch. Mal schräg, mal gerade, mal ansteigend, dann wieder abfallend, und alle waren durch Streben und starke Metallträger miteinander verbunden.
Die Wagen allerdings sah ich nicht. Es konnte sein, dass sie auf einem der Nebengleise abgestellt waren, aber da war ich mir nicht sicher. Direkt unter mir war es ziemlich dunkel. Da hatte die Natur den Schienenstrang regelrecht überwuchert und so gut wie keine Lücke gelassen.
Da genau bewegte sich etwas.
Trotz der Dunkelheit hatte ich es gesehen. Der Wind konnte daran nicht die Schuld tragen, er war so gut wie eingeschlafen, und in mir schrillte die Alarmsirene.
Die dichte Decke zwischen den Schienenseiten bewegte sich heftiger. Plötzlich brach sie ein. Ein Schatten mit einem menschlichen Umriss fiel nach unten.
Mir drang zudem ein knurrender Laut an die Ohren, als hätte ein Raubtier darauf gewartet, endlich zuschlagen zu können. Gefährlich wie ein Raubtier würde dieser Mann auch sein, der mich erwischte, obwohl ich noch zur Seite sprang. Beim Sprung musste er einen Arm ausgestreckt haben, eine Hand packte meine rechte Schulter, ich glitt auf dem unebenen Boden aus und fiel hin.
Der andere war über mir.
Ich wunderte
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