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0809 - Das Schlangenkreuz

0809 - Das Schlangenkreuz

Titel: 0809 - Das Schlangenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schritten den Niedergang hochstürmte, stolperte er über die eigenen Beine, raffte sich wieder auf und stürmte den Rest der Strecke wie ein kleiner Rammbock entlang. Mit der Schulter wuchtete er die Tür zum Ruderhaus auf. Er fiel in diesen Raum hinein, in dem jetzt einige Gartenstühle gestapelt standen und auch die Sonnenmarkisen zusammengefaltet lagen.
    Luft – Luft! Alles in ihm schrie nach Luft. Er war dieser Hölle unter Deck entkommen, und noch immer trieb der widerliche Geruch durch seine Nase, der ihn an verbranntes Fleisch erinnerte.
    Wie jemand, der zu viel getrunken hatte, taumelte der Junge über das Deck. Eine weiche, seidige Vorabendluft hüllte ihn ein. Der Himmel bedeckte sich, die Bäume am anderen Ufer warfen tiefe Schatten, die sie auch über das Wasser des Kanals schickten, als wollten sie darin verschwinden.
    Mario konnte nicht mehr. Er sah nicht, wohin er taumelte, er fand sich irgendwann an der Reling wieder, beugte sich über sie, und es war ihm egal, dass er sich übergeben musste.
    Er spie das Erbrochene in den Kanal und hörte erst damit auf, als er bittere Galle im Mund schmeckte.
    Dann richtete er sich in die Höhe, bog den Rücken durch, holte tief Atem und hatte trotzdem das Gefühl, von der Feuchtigkeit innen gebadet zu werden.
    Alles hier war so schrecklich geworden. Das Boot, seine Heimat, hatte sich in ein Kabinett des Schreckens verwandelt, in dessen Mittelpunkt er sich befand.
    Der Junge wusste nicht, was er noch tun sollte. Wohin er auch blickte, er war allein. Niemand ließ sich auf den Decks der anderen Schiffe blicken. Am anderen Ufer erschien ein Mann und blies eine Lampe aus. Als die Dunkelheit über ihm zusammenfiel, sah er für Mario aus wie ein tödlicher Schatten, der sehr bald verschwunden war.
    Wo sollte er hin?
    War dieses Schiff noch sicher? Nein, es lebte ein Wesen darauf, das tötete. Es musste noch unter Deck sein, es lebte, obgleich es tot aussah, und Mario konnte sich vorstellen, dass es nach dem Mord wie ein Dieb an Deck kroch und sich nach seiner zweiten Beute umschaute, die ihm entkommen war.
    Dieser Gedanke gefiel dem Jungen überhaupt nicht. Er jagte ihm sogar die heiße Angst durch die Adern, und er spürte, wie das Blut in seinem Kopf stockte.
    Er musste sich setzen.
    Platz fand er auf dem Rand eines Aufbaus. Darunter lag noch der normale Laderaum. Seine Eltern hatten bisher keine Zeit gehabt, auch ihn umzubauen.
    Zitternd blieb er sitzen. Nicht nur die Knie, sein gesamter Körper befand sich in Bewegung, und so geschwitzt wie an diesem Abend hatte er selten.
    Zudem fror er auch, und die Zähne klapperten aufeinander. Er verfluchte seine Eltern nicht. Andere hätten es getan, doch er hatte immer wieder auf Marsha gehört, die ihn gelehrt hatte, dass jeder Mensch seine Eltern ehren sollte.
    »Warum seid ihr denn nicht hier?«, keuchte er. »Warum könnt ihr denn nicht hier sein? Heute Abend?« Er legte den Kopf zurück und schaute zum Himmel.
    Von dort erhielt er keine Antwort. Die hätte er sich schon selber geben müssen, und er wusste sie auch. Seine Eltern waren Musiker.
    Der Vater spielte, die Mutter sang. Beide hatten für diesen Abend und für den Rest der Nacht einen Auftritt in einem Nachtclub irgendwo weiter im Norden. Mario kannte weder den Namen der Stadt noch den Namen der Bar. Beide würden erst zurückkehren, wenn es hell geworden war, falls sie es nicht vorzogen, an dem Ort zu übernachten, was schon öfter passiert war.
    Er saß da und überlegte. Nein, er wollte überlegen, aber das schaffte er nicht. Etwas war mit ihm geschehen. In seinem Körper toste das Blut, als wäre es erhitzt worden, immer wieder spürte er das Hämmern hinter seiner Stirn, undjeder einzelne Schlag machte seine Pläne, die er stets erstellte, zunichte.
    Er war allein.
    Er hatte Angst.
    Der Tod stand hinter ihm und hielt bereits seine bleiche Knochenhand über seinem Nacken ausgestreckt. Wenn er zugriff, dann war es vorbei, dann konnte er…
    Etwas unterbrach seine wilden Gedanken. Es war nur ein Geräusch, mehr nicht, aber es war ein Geräusch, das einfach nicht in diese Umgebung passte, die nicht so still war, denn auch bei Anbruch der Dunkelheit schlief die Natur nicht.
    Etwas kratzte…
    Plötzlich verlor sich das heiße Gefühl. Kälte kroch über seinen Rücken. In seiner Seele wurde es finster, jedenfalls hatte er diesen Eindruck bekommen.
    Der Junge saß auf seinem Platz, ohne sich zu rühren. Er war hier aufgewachsen, er konnte unterscheiden, welche

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