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081 - Der goldene Hades

081 - Der goldene Hades

Titel: 081 - Der goldene Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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erst seit gestern interessierte. In New York war der kleine Mann mit dem etwas struppigen grauen Bart, dem kahlen Kopf und den langen grauen Locken wohlbekannt. Er trug stets eine goldene Brille. Sonderbar war, daß er ein großes Vermögen besaß, denn im allgemeinen haben Gelehrte nicht das Glück, mit ihrer Wissenschaft viel Geld zu verdienen.
    Übrigens, auch Wilbur Smith kannte den Professor, wenigstens dem Namen nach. Daß ihm nicht gleich eingefallen war, was es mit Cavan auf sich hatte, konnte man ihm unter den momentanen Umständen nicht verdenken. Nachdem Peter Corelly ihn verlassen hatte, kam er jedoch bald darauf, wer dieser Professor Cavan war.
    Cavan? überlegte Wilbur Smith und starrte zur weißgetünchten Decke hinauf, als ob er dort in einem großen Nachschlagewerk lesen würde. Das ist doch der Spezialist für klassische Mythologie. Natürlich, und Peter wird alles von ihm erfahren können, was er über diesen alten Hades wissen möchte.
    Wenn es jemand in dieser Stadt gab, der über griechische Götter Bescheid wußte und zur Aufklärung dieses verzwickten Falles beitragen konnte, mit dem sich zwei der besten Kriminalbeamten beschäftigten, dann war es Professor Cavan. Als dieser Gelehrte seinerzeit nach den Vereinigten Staaten kam, nahm ihn die wissenschaftliche Welt sofort in ihre Reihen auf, und auch die Gesellschaft von New York feierte ihn. Das war vor drei Jahren gewesen. Sein Wissen, seine faszinierende Rednergabe und nicht zuletzt sein Vermögen hatten ihm alle Türen geöffnet. Gleich im ersten Jahr bot man ihm an drei verschiedenen Universitäten einen Lehrstuhl an, aber er lehnte höflich und bestimmt ab.
    Er lebte in einer luxuriösen Wohnung am Riverside Drive und hatte eine zahlreiche Dienerschaft. Selbst Peter Corelly, dem man sonst mit Reichtum kaum imponieren konnte, war verblüfft, als er bei Cavan vorsprach. Ein stattlicher Butler, allem Anschein nach Engländer, empfing ihn. Er sah repräsentativ aus und hatte sehr höfliche Manieren.
    Corelly wurde ins Arbeitszimmer des Professors geführt und fand den kleinen Herrn vor einem großen, höchst imposanten Schreibtisch, der mit offenen Büchern, Dokumenten, Papieren und Manuskripten bedeckt war. Cavan, der gerade eifrig schrieb, blickte auf, als der Butler Corelly hereinführte. Er griff nach der Visitenkarte und las sie, indem er sie nahe an die Augen hielt. Dann nahm er die Brille ab und lehnte sich mit einem verbindlichen Lächeln in seinem Sessel zurück.
    »Bitte, nehmen Sie Platz, Mr. Corelly! James -«, wandte er sich an den Butler, »schieben Sie doch einen Stuhl zurecht. Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?«
    »Danke, nein«, erwiderte Peter. »Das ist ein Getränk, an dessen Genuß ich mich noch nicht gewöhnt habe.«
    »Ach, das ist außerordentlich schade«, meinte Cavan. »Es ist ein herrliches Getränk, hält einen frisch und munter, so daß man angestrengt arbeiten kann, ohne irgendwelche Ermüdung zu spüren. - James, Sie können gehen!« Als sich die Tür hinter dem Butler schloß, sah er nochmals auf die Visitenkarte. »Mr. Corelly, ich vermute, Sie haben mich aufgesucht, um mich über einen bestimmten Gegenstand der griechischen Mythologie auszufragen. Das heißt, ich glaube zu wissen, worum es sich handelt.« Er sah Corelly mit einem sonderbaren Lächeln an. »Sie wollen etwas über den goldenen Hades von mir erfahren, nicht wahr?«
    Corelly konnte sich im allgemeinen recht gut beherrschen, doch in diesem Augenblick war es ihm nicht möglich, seine Überraschung zu verbergen. Er hatte angenommen, die näheren Umstände dieses geheimnisvollen Kriminalfalls wären nur einigen Beamten der Polizei bekannt.
    Der Professor war befriedigt von dem Eindruck, den seine Worte hervorgerufen hatten.
    »Mr. Corelly, ich bin kein Hellseher, ich lese nur die Zeitungen sehr genau. Gestern abend stieß ich auf einen Bericht im Evening Herald, der davon handelte. Offenbar hatte ein Redakteur dieser Zeitung einen Brief erhalten . . .«
    »Ja, natürlich«, antwortete Corelly schnell. »Der Brief - er betraf Mr. Wilbur Smith, ich weiß, und er ist ihm übergeben worden.«
    »Gewiß, so lautet die Zeitungsmeldung. Also, Mr. Corelly, was kann ich für Sie tun?«
    »Ich möchte Sie bitten, mir möglichst genau zu erklären, welche Rolle der griechische Gott Hades - oder Pluto, wie er bei den Römern hieß - spielte oder noch spielt. Ich habe selbst studiert, aber natürlich besitze ich keine Spezialkenntnisse in griechischer

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