081 - Der goldene Hades
sie aus der Richtung der goldenen Figur.
»Deine Opfer sind angenehm vor mir, und ich weiß, daß du mir treu dienst. Du sollst denen, die meine Priester sind, geben, was du am meisten schätzest, dann wird es dir Wohlergehen, und dein Name soll in meinem Buch mit goldenen Lettern prangen.«
Der große Mann warf sich auf den Boden und blieb lange Zeit in dieser Haltung, dann erhob er sich, und die beiden traten langsam vom Altar zurück. Wie sie gekommen waren, verschwanden sie wieder hinter dem blauen Samtvorhang.
Frank atmete erregt. Schweiß stand ihm auf seiner Stirn. Geräuschlos kroch er in den Schacht zurück und ließ sich an der Leiter hinuntergleiten. Er hatte genügend Zeit, denn als die Tür aufgeschlossen wurde, hatte er sich wieder völlig beruhigt. Er stellte sich schlafend und vernahm die gewohnten Stimmen.
Nein, keiner dieser Männer hatte an der gespenstischen Zeremonie teilgenommen, darauf konnte er einen Eid leisten. Er lag vollkommen ruhig unter seiner Decke, als sich einer der beiden auf Zehenspitzen an sein Lager schlich, aber er mußte seinen ganzen Willen aufbieten, um bewegungslos liegen zu bleiben. Er zweifelte nicht daran, daß die Kerle ihn einfach umbringen würden, wenn es in ihre Pläne paßte. Er packte die Eisenstange fester, die er mitgenommen hatte, und war entschlossen, sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen, wenn es darauf ankommen sollte. Aber sie schienen mit allem zufrieden zu sein.
»Es hat aber ziemlich lange gedauert, bis du gesprochen hast, Tom!«
Der andere antwortete leise. Frank konnte etwas von einem Rohr verstehen.
Dann entstand ein kratzendes, polterndes Geräusch, und er vermutete, daß sie einen der beiden Kästen hinaustrugen.
Die Tür fiel zu, und der Schlüssel drehte sich im Schloß.
11
Tom und Sammy schleppten den schweren Schrankkoffer nach oben und stellten ihn draußen in der Säulenhalle des kleinen griechischen Tempels ab.
Das Gebäude war von einer weiten Parkanlage umgeben, die aber nur wenig offene Rasenflächen aufwies, zum größeren Teil bestand sie aus großen Bäumen und dichtem Strauchwerk. Weit und breit war nichts von menschlichen Behausungen zu entdecken.
Tom zog sein Taschentuch heraus und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Was soll nun mit dem Kerl da unten im Keller werden?« fragte er und zeigte mit dem Daumen nach der Tür, aus der sie getreten waren, und die zur Krypta führte.
»Für uns hat er keinen Zweck, selbst Rosie gibt das zu. Außerdem ist er für uns sehr gefährlich.«
Die beiden sahen sich eine Zeitlang schweigend an.
»Ich bringe es nicht fertig, einen Mann kaltblütig umzulegen«, sagte Tom. »Aber wenn ich ihm erst ein paar Schläge versetze, geht er vielleicht auf mich los - und dann ist die Sache ja leicht.«
Sammy nickte.
»Wir wollen jetzt den zweiten Kasten noch heraufholen und danach den Mann erledigen.«
Es machte einige Mühe, den zweiten Kasten nach oben zu schaffen. Sie stellten ihn im Säulengang dicht neben dem ersten auf. Zehn Minuten lang saßen sie dann noch zusammen auf den marmornen Stufen vor dem Gebäude, um wieder zu Atem zu kommen. Die Nacht war ruhig, der Himmel klar und sternenübersät. Die dunklen Schatten zweier Bäume und die Silhouette des Tempels gaben eine gespenstische Kulisse ab für die beiden Männer, die daran dachten, was für eine undankbare Aufgabe vor ihnen lag. Je länger sie warteten, desto unwilliger wurden sie, ihr Vorhaben auszuführen.
»Rosie hat angeordnet, daß die nächste Zahlung für das Depot am Philadelphia stattfindet«, sagte Tom, so, als wollte er einfach etwas reden, um das Schweigen zu brechen.
Sammy brummte etwas Unverständliches.
Tom erhob sich und zog einen Revolver aus der Tasche, dessen Lauf drohend glänzte.
»Komm!« sagte er entschlossen.
Sie stiegen die Treppe hinunter, schlossen die Tür des Kellerraums auf und traten ein. Tom ging im Dunkeln direkt aufs Bett zu, und seine Hand griff nach der Decke.
»Heraus jetzt!«
Er zog die Bettdecke zurück, fand aber niemanden darunter. Nur Papier und Bücher lagen, gleichmäßig verteilt, auf der Matratze. Sam fluchte.
»Er ist fort!« rief er und eilte die Treppe hinauf. Die eine Kiste im Säulengang war leer.
12
Am nächsten Tag hatte Peter Corelly sehr viel zu tun, viel mehr, als er erwartet hatte.
Wenn er behauptet hatte, Professor Cavan erst seit einem Tag zu kennen, dann untertrieb er ein wenig. Er hatte eigentlich nur ausdrücken wollen, daß ihn Professor Cavan
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