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081 - Der goldene Hades

081 - Der goldene Hades

Titel: 081 - Der goldene Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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verliebt, wäre nicht ganz zutreffend. Er hatte die junge Dame vor diesem Abend nur ein einziges Mal gesehen, und zwar unter Umständen, die nicht gerade günstig für sie waren. Doch der Eindruck, den sie bei ihm hinterlassen hatte, genügte, um sein Interesse zu wecken. Und während der Unterredung mit Flint dachte Peter eigentlich dauernd an sie. Aber das war noch keine Liebe, es war nur außerordentliches Interesse. Weder jammerte er, noch klagte er die Umstände an, weil sie einer höheren Gesellschaftsschicht angehörte als er, weil ihr Vater ungewöhnlich wohlhabend und sie deshalb unerreichbar für ihn war. Im Gegenteil, er hielt sich für gesellschaftlich gleichberechtigt mit ihr, und der Reichtum ihres Vaters machte ihm verhältnismäßig wenig Eindruck.

17
    Bankier Bertram hatte drei Besitzungen - ein großes Haus in New York selbst, eine prachtvolle Villa auf Long Island und einen Landsitz in New Jersey. Und dorthin begab sich Peter Corelly am nächsten Morgen.
    Die Familie bestand nur aus dem Bankier selbst und seiner Tochter. Obwohl Jose in bestem Einvernehmen mit ihrem Vater lebte, hatte sie doch eine Wohnung für sich, die den einen Flügel des großen Gebäudes einnahm, während ihr Vater den anderen bewohnte.
    Corellys Auto fuhr den langen, von herrlichen Bäumen beschatteten Weg vom Gartentor zum Hauseingang hin, und unwillkürlich kam ihm wieder die Szene in den Sinn, als er Miss Bertram gestern in jenem Geschäft getroffen hatte. Zu gern hätte er gewußt, warum sie im Klub geweint hatte, aber er zweifelte, ob es ihm heute gelingen würde, das Gespräch auf diesen Zwischenfall zu bringen.
    Ein Diener in vornehmer Livree nahm seine Karte entgegen.
    »Miss Bertram erwartet Sie, soviel ich weiß. Sie hat mir gesagt, daß ich Sie ins Wohnzimmer führen soll. Bitte, folgen Sie mir!«
    Peter war nicht wenig erstaunt.
    »Mr. Corelly - «, meldete ihn der Diener an. Jose trat einige Schritte vor, blieb dann aber plötzlich stehen und sah den Besucher entsetzt an. Überraschung, Bestürzung, ja selbst Furcht mischten sich in ihrem Gesichtsausdruck, so daß Peter ein Lächeln unterdrücken mußte.
    »Sie haben mich wohl nicht erwartet?« fragte er.
    »Ich - ich . . .« begann sie verwirrt. »Nein, ich erwartete . . . Haben Sie einen speziellen Wunsch? Wollen Sie mich in einer besonderen Angelegenheit sprechen?«
    Jetzt war allerdings Corelly überrascht. Er sah, daß sie bleich wurde und sich auf den nächsten Stuhl setzte. Das kam so unvermittelt, daß er unruhig wurde. Er hatte derartige Symptome schon öfters in seinem Beruf beobachten können. Aber es dauerte nur ein paar Sekunden, dann hatte sie sich wieder gefaßt und erhob sich lächelnd.
    »Ich hatte Sie ja gebeten, mich zu besuchen. Sie müssen mein sonderbares Benehmen verzeihen, aber ich habe heute morgen schwere Kopfschmerzen. Bitte, nehmen Sie doch Platz!«
    Peter kam der Aufforderung nach, fühlte sich aber nicht recht wohl. Er glaubte einen gewissen feindlichen Ton aus ihrer Stimme zu hören. Ihre Gesichtszüge glichen einer Maske, jeder persönliche Ausdruck war daraus verschwunden. Sie hielt sich vollkommen zurück und hatte wahrscheinlich einen bestimmten Grund dafür. Aber worum es sich handelte, konnte er auch nicht annähernd erraten. Deshalb beschloß er, seinen Besuch so bald wie möglich zu beenden. Wie immer, war er sehr offen.
    »Miss Bertram, Sie fürchten sich.«
    »Da täuschen Sie sich«, antwortete sie steif und richtete sich gerade auf. »Warum sollte ich mich fürchten? Bilden Sie sich etwa ein, daß ich vor Ihnen Angst habe?«
    »Nein, natürlich nicht - aber trotzdem ängstigen Sie sich, und es muß einen schwerwiegenden Grund haben.«
    Er verzog die Lippen und blickte sie ernst, fast feierlich an. Sie hielt seinem Blick zuerst trotzig stand, aber dann sah sie weg.
    »Mr. Corelly - ich sehe nicht ein, warum Sie sich über Dinge Sorgen machen, die Sie gar nichts angehen. Ich bin sehr froh, daß Sie mich aufgesucht haben, denn ich habe Sie ja dazu aufgefordert, aber es ist mir unangenehm, daß Sie so - so ...« Sie stockte, denn sie fand nicht gleich das richtige Wort. »Nun, daß Sie so vertraut mit mir reden.«
    »Ja, Sie fürchten sich - es ist unheimlich, ich hätte so etwas nicht für möglich gehalten«, sagte er. »Ich würde viel darum geben, wenn ich Ihnen aus Ihrer schwierigen Lage heraushelfen könnte. Ich weiß, daß etwas passiert ist.«
    Sie sah ihn scharf und betroffen an, dann runzelte sie die Stirn. Zum

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