081 - Lady Frankenstein
fähig!
„Ich glaube,
wir sollten uns in Ruhe mal über die Probleme unterhalten, die Sie bedrücken“,
sagte Larry Brent. „Wie ich die Sache sehe, haben Sie mich verwechselt.“
„Verwechselt?“
krächzte Paco Arimez -Prado. „Ich weiß, was ich tue.
Was soll das ganze Theater? Machen Sie kurzen Prozeß, wie bei meinen Tieren!
Hier brauchen Sie sich nicht mal körperlich anzustrengen. Ein bißchen den
Finger krümmen, und schon ist die Sache erledigt. Drücken Sie ab, los, es macht
Ihnen doch nichts aus, oder? Jetzt sind Sie am Zug, nutzen Sie die Chance, die
ich Ihnen in meiner Dummheit geboten habe!“ Die Art, wie sich der Mann verhielt
und wie er sprach, zeigte seine Verbitterung.
Larry senkte
den Lauf des Gewehrs. Er tastete nach seiner linken Schläfe. Dort war die Haut
abgeschürft. Die Kugel hatte ihn gerade noch gestreift. Ein Millimeter weiter,
und er würde jetzt nicht mehr hier stehen.
„Was Sie da
von Ihren Tieren erzählen, beweist mir, daß Sie mich verwechseln.“ X-RAY-3
sprach ruhig und gelassen und erwähnte mit keinem Wort mehr den Vorfall, der
ihm beinahe das Leben gekostet hätte. „Ich habe nicht das geringste mit den
Viehdieben zu tun.“
„Viehdiebe?
Wer redet davon?“ Paco starrte auf den Lauf, der zu Boden und nicht mehr auf
ihn zeigte. „Viehmörder! Sie töten meine Tiere und schneiden Köpfe, Gliedmaßen
und Innereien weg. Warum? Wollen Sie mich ruinieren? Was bezahlt Ihnen die Hexe
dafür, daß Sie das tun? Sie stecken doch mit ihr unter einer Decke, nicht wahr?
Ich habe selbst gesehen, wie Sie vorhin mit ihr gesprochen haben. Ich habe Sie
lange und eingehend aus der Ferne beobachtet. Ein Fernglas trägt einem die
Dinge direkt vor die Augen. Sie und Ihr Freund, Sie haben sich noch lange und eingehend
nach der Begegnung mit Dona Carmen unterhalten.“
Während der Spanier weitersprach, erhob er sich auf die Beine. Schweiß perlte
auf seiner Stirn. „Ich war Ihnen ganz nahe, ich hatte Sie schon im Ziel. Aber
es war mir zu riskant, erst einen abzuknallen, dann zu laden und dann den
anderen vorzunehmen. Ich wartete ab, und dann kam mir der Zufall und das Glück
zu Hilfe: Sie trennten sich!“
Er sprach
schnell und aufgeregt.
Larry
schüttelte den Kopf. Er gab Arimez -Prado zu
verstehen, daß alles, was er sagte, nicht stimmte. „Aber was Sie da so von sich
geben, interessiert mich. Es ist da einiges, was mir zu denken gibt. Ihre Tiere
werden hingerichtet, sagten Sie? Können Sie mir da Näheres mitteilen, Señor?“
Der Bauer
kniff die Augen zusammen und musterte Larry Brent mißtrauisch. „Ich wüßte
nicht, weshalb. Sie wissen doch alles.“
X-RAY-3
erwiderte: „Könnte es sein, daß der Unbekannte, von dem Sie reden, auch
Menschen die Gliedmaßen abschneidet?“
Paco Arimez -Prado blieb stumm.
Da fuhr Larry
fort: „Könnten Sie sich nicht vorstellen, daß aus diesem Grund jemand hier ist,
der den Dingen nachgeht?“ Larry hielt es für angebracht, dem Bauern zu
erzählen, was sie droben in der Hütte entdeckt hatten. „Es war unser Freund.
Wir vermuten den Mörder in der Nähe. Vielleicht hat der Ermordete etwas
gesehen, was diesen Mann entlarvt hätte, vielleicht wußte er auch von den
Vorfällen auf ihren Feldern und in ihren Ställen, Señor.“
Larry besaß
die Gabe, ehrlich und überzeugend zu sprechen.
Doch das
Mißtrauen in Arimez -Prado saß zu tief, als daß es
durch diese Worte allein hätte beseitigt werden können. Larry ahnte, was dieser
Mann in den vergangenen Tagen und Wochen erlebt und durchgemacht hatte.
„Ich glaube
und traue Ihnen nicht“, stieß der Spanier hervor. „Sie machen sich einen Spaß
aus der ganzen Geschichte. Das paßt zu allem. Sie und Ihr Kumpan - der Dicke
mit dem Bart - sind bezahlt. Daran gibt es für mich keinen Zweifel. Gerade der
Dicke ist stark wie ein Bär. Sie machen gemeinsame Sache. Ein Mann allein
bringt es nicht fertig, ein sich wehrendes Tier in seiner Todesangst zu
bändigen.“
Arimez -Prado meinte
mit dem Dicken mit dem Bart Iwan Kunaritschew. Wenn das der Russe gehört hätte!
„Mein Freund
ist groß und stark“, verbesserte X-RAY-3. „Das dürfen Sie ihn nicht hören
lassen. Da wird er böse. Wie kann ich Sie nur überzeugen?“ Er betrachtete das
Gewehr. „Wann wurde zum letzten Mal eines Ihrer Tiere getötet, Señor?“
„Vergangene
Nacht. Aber warum fragen Sie?“
„Kann ich es
sehen?“
„Ich habe es
noch nicht vergraben. Ich bin die ganze Nacht herumgeirrt. Pedro ist
verschwunden.
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