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0814 - Der geheimnisvolle Engel

0814 - Der geheimnisvolle Engel

Titel: 0814 - Der geheimnisvolle Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Der Schmerz der Flammenfratze. Mit dem kleinen Rest Eigenbewusstsein, das ihr der Dämon noch gelassen hatte, empfand Marion den Schmerz mit jeder Faser ihres Körpers; sie stöhnte leise, obwohl sie gerne laut und schrill geschrieen hätte. Aber das ließ das Wesen in ihr nicht zu.
    Am frühen Nachmittag kam ein einsamer Radfahrer am Häuschen vorbei. Marion sah ihn durch die Löcher in den blinden, zerbrochenen Scheiben. Ein älterer Mann.
    Töte ihn! Ich kann noch etwas Lebenskraft für den Übergang gebrauchen!
    Marion stöhnte erneut. Nur einen verschwindend kleinen Moment war sie fähig, sich dem Befehl zu widersetzen. Dann wurde sie von der mentalen Welle erdrückt. Mechanisch erhob sie sich und trat ins Freie. Sie blickte sich kurz um. Niemand sonst war in der Nähe.
    »Hallo, Sie, hallo!«, rief sie dem Radler hinterher. Der stoppte und sah sich über die Schulter um. Marion winkte ihm.
    Er nickte, drehte um und rollte langsam auf sie zu.
    »Guten Tag«, sagte er freundlich. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    Marion lächelte. »Das wäre sehr lieb von Ihnen. Ich bin heute ganz früh auf Ihrer wunderschönen Insel angekommen und habe hinter dem Haus hier noch etwas Rast gemacht. Ich will nach Binz, aber mein Hotel ist erst ab 14 Uhr bezugsfertig. Na ja, und jetzt springt mein Auto nicht mehr an. Kennen Sie sich vielleicht damit aus?«
    Er nickte und kam hinter ihr her. »Ah, aus München kommen Se? Schöne Stadt. War mal da auf Urlaub. Also, lassen Se mal sehen.« Er öffnete die Motorhaube und steckte seinen weißhaarigen Kopf in den Motorraum. »Wissen Se, im Sozialismus musste man alles können, sonst war man aufgeschmissen«, plauderte er in Anspielung auf die alte DDR, zu der Rügen gehört hatte.
    Mit diesem Gedanken an eine untergegangene Welt starb der freundliche Helfer. Marion entriegelte den Stützstab und knallte ihm die Motorhaube mit voller Wucht ins Genick. Es brach mit hässlichem Geräusch. Nicht einmal ein Stöhnen konnte der Mann noch von sich geben.
    Marion ließ den schlaffen Körper auf den Boden gleiten, schlitzte ihm die Halsschlagader auf und soff das gesamte Blut bis auf den letzten Tropfen. Über den roten Lebenssaft, der in ihren Körper strömte, konnte ihr unbegreiflicher »Besatzer« gierig die frei werdende Lebensenergie aufsaugen. Das Blut diente ihm als eine Art Katalysator.
    Als dies vollendet war, schleifte sie den Körper hinter einen alten Traktor und ließ ihn dort achtlos liegen.
    Danach setzte sich Marion von Altmühl wieder unbeweglich auf ihren Stuhl. Und starrte. Erst nach Einbruch der Dunkelheit brach sie auf. Kap Arkona war ihr Ziel. Oder besser gesagt: die Ostsee dahinter.
    ***
    Als Professor Zamorra wieder zu sich kam, fühlte er sich unendlich schwach. Selbst das leichte Drehen des Kopfes bereitete ihm größte Schwierigkeiten. Zumal sich pochende Schmerzen darin eingenistet hatten. Er wäre am liebsten so liegen geblieben. Schlafen, schlafen, schlafen und sich erholen, das war alles, was er wollte.
    Nicole, schoss es durch seine Gedanken und brachte kurzzeitig einen kleinen Teil seiner Kräfte zurück. Er stöhnte leise und drehte den Kopf mit der ganzen Willenskraft, die er aufbringen konnte. Im Flur brannte noch immer Licht und warf eine breite Bahn durch die geöffnete Tür ins Zimmer. In dieser sah Zamorra seine Lebens- und Kampfgefährtin liegen. Bewusstlos. Aber sie atmete, wie er deutlich sehen konnte.
    Seine Hand tastete zu ihr hinüber. Dann wurde es wieder dunkel um ihn.
    Kurze Zeit später erwachte er erneut. »Eiserstorf«, flüsterte er, weil sich der Hauptkommissar über ihn gebeugt hatte.
    »Die-Vermieterin hat uns gerufen, weil es hier angeblich ein Wetterleuchten wie auf dem Dachstein gegeben hat«, sagte er. »Was ist passiert, Herr Zamorra?« Und nach hinten: »Los, Mutrack, rufen Sie einen Krankenwagen!«
    »Kein… Krankenwagen«, flüsterte Zamorra, der den Sinn von Eiserstorfs Worten verstanden hatte. »Wir sind nur… müde… brauchen… Schlaf. Bitte, ins… Hotel zurückbringen. Ich erzähle… später alles.« Und wieder knipste jemand das Licht aus.
    Als er zum dritten Mal erwachte, spürte er Hände auf seinem Gesicht. Nicole saß neben ihm und streichelte ihn zärtlich. Um ihn war alles weiß. Sie befanden sich in einem Krankenhauszimmer.
    »Nicole«, flüsterte er.
    »Schön, dass du wieder unter den Lebenden weilst, Cherie«, gab sie krächzend zurück. Ihr Gesicht sah müde und ausgezehrt aus. »Ich fühle mich, als ob

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