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0819 - Der Tod des Heiligen

0819 - Der Tod des Heiligen

Titel: 0819 - Der Tod des Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gekommen und hatte danach die kalte Wut und den rasenden Haß in sich gespürt. Er hatte sich ein Gewehr besorgt und vorgehabt, in die Menge der Anhänger des Heiligen zu feuern. Das hatte er aber nicht gekonnt und gewartet, bis sie verschwunden waren.
    Dann war er an den Ort des Geschehens zurückgekehrt, wo er auf zwei Fremde gestoßen war.
    Wir machten Gilbert keine Vorwürfe, obwohl sein Handeln nicht korrekt gewesen war. Hier ging es jetzt um ganz andere Dinge, und wir hofften, daß der Mann uns helfen konnte.
    »Wie denn?« fragte er mit leiser Stimme und schaute uns aus müden Augen an. Er hockte am Tisch, seine linke Wange gegen die Handfläche gelehnt und sah um Jahre gealtert aus. Selbst das Haar schien in den letzten Minuten grau geworden zu sein, so grau wie die Haut in seinem Gesicht, in dem die blassen Lippen ebenfalls kaum auffielen.
    »Sie kennen sich doch hier aus«, sagte ich.
    »Klar, schon.« Er wollte nach der Flasche greifen, die auf dem Tisch stand, aber ich schob sie zur Seite. »Nein, nein, nicht jetzt, das wäre völlig falsch.«
    »Dieses verdammte Leben ist nur im Suff zu ertragen und…«
    »Wir wollen zum White Hill«, sagte Bill. Tony Gilbert schluckte.
    »In das Grabmal?«
    »Ja.«
    »Das geht nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Wissen Sie, wie viele gegen euch stehen werden?«
    »Sicher, aber es wird uns nicht stören. Wir wollen die Leiche des Heiligen sehen.«
    »Leiche?« murmelte der Mann und schob sein Haar zurück. Seine Augen starrten ins Leere. »Ich kenne ihn nicht als Toten, ich habe ihn hin und wieder gesehen, als er das verdammte Ding da oben bauen ließ. Er kam immer, um zu kontrollieren.«
    »Haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »Nein, nicht ich. Nur mein Bruder.«
    »Der hat doch sicherlich etwas über ihn erzählt, nehme ich an«, sagte ich und nickte Gilbert aufmunternd zu. »Nein, Mr. Sinclair.«
    Ich schaute ihn ziemlich schräg an. »Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Über derartige Dinge redet man doch.«
    »Er hatte Angst.«
    »Und weiter?«
    »Nichts. Er hat nur einmal gesagt, daß er froh sei, wenn alles vorbei ist.«
    »Warum hat man ihn denn getötet?« wollte Bill Conolly wissen.
    »Er war doch kein Feind dieser Menschen.«
    Tony hob die Schultern. »Das kann ich nicht sagen. Irgendwas muß den anderen nicht gepasst haben. Vielleicht haben sie meinen Bruder mit vor ihren Karren spannen wollen. Das hat nicht geklappt, da haben sie ihn eben umgebracht.« Tonys Stimme versagte.
    Er mußte schlucken. Wir sahen Tränen in seinen Augen, die er mit der linken Hand wegwischte. Seine rechte war geschwollen, die Finger konnte er kaum bewegen, denn Bill hatte hart mit der Hacke zugetreten.
    »Und es ist niemand hier in Cuttlane, der etwas gegen ihn unternehmen wird?«
    Gilbert pustete mir seinen Atem ins Gesicht. »Da kann ich nur lachen. Hier leben nicht viele Menschen. Diejenigen, die hier ihre Heimat haben, die sind völlig normal, nicht gewalttätig, sie sind eben… ja … sie kommen nicht gegen die anderen an. Also haben Sie diese gewähren lassen. Dieser Heilige hatte eine Ausstrahlung, die einfach unheimlich war. Er hat diesen Hügel gekauft und sich dort ein Grabmal errichten lassen. Das muß man sich mal vorstellen. Ein Grab in dieser Einöde. Gebaut aus weißen Steinen. Es ging alles sehr schnell. Ich habe das Gefühl, als hätte er seinen Tod schon vorausgeahnt.«
    »Wir werden es uns ansehen«, sagte ich.
    »Sie?«
    »Ja.«
    »Das ist gut, denn mich bekommen Sie dort nicht hin. Ich schneide mir eher einen Finger ab, als daß ich auf den Hügel gehe. Ich werde verschwinden.« Er nickte. »Ja, ich werde meine Sachen packen und von hier verschwinden. Für einige Zeit untertauchen, bis alles vergessen ist. Dann erst geht es mir besser, dann bin ich auch nervlich in der Lage, wieder nach Cuttlane zurückzukehren.«
    Ich nickte. »Das ist verständlich. Aber Sie könnten uns trotzdem noch einen Gefallen tun, Mr. Gilbert.«
    Er schaute hoch. »Welchen denn?«
    »Zeigen Sie uns den kürzesten Weg zum Ziel.«
    »Sie meinen den Hügel?«
    »Ja.«
    »Sorry, Mr. Sinclair. Da könnten Sie einfach hinfahren. Man hat sogar eine schmale Straße gebaut. Sie ist asphaltiert worden und kann nicht übersehen werden.«
    »Das wollen wir gerade nicht.«
    »Was denn?«
    »Uns von einer anderen Seite her nähern, die nicht so leicht einsehbar ist.«
    »Das schaffen Sie nicht.«
    »Warum nicht?«
    Gilbert lehnte sich zurück. Er nahm beide Hände zu Hilfe, um

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