082 - Niemand hört dich schreien
wäre?
Vicky ist vielleicht schon tot! stöhnte Jubilee im Geist. Und ich - werde auch nicht mehr lange leben!
Auf beiden Seiten gingen die Fenster entzwei. Hammer und Kette leisteten ganze Arbeit. Wieder griffen die Höllenknechte in das Fahrzeug. Irgendwie kamen die Kerle darauf, wie man die Türverriegelung löste.
Der Rest war einfach. Die kräftigen Unholde rissen die Türen nicht nur auf, sondern gleich ab, und dann packten sie brutal zu. Jubilee konnte es nicht verhindern, obwohl sie sich verzweifelt wehrte.
Die Kerle zerrten sie aus dem Auto und schleiften sie fort…
***
Paul Irving rammte die Tür zu, schloß ab und schob die schwere alte Eichenkommode wieder vor. Carole weinte und küßte ihren Hund, den sie schon verloren glaubte, dann setzte sie ihn aufs Sofa.
»Ich bin Paul Irving«, sagte der Schloßverwalter dumpf zu Vicky. »Carole hätte Sie nicht anrufen sollen. Jetzt sind auch Sie in Schwierigkeiten. Es wäre besser gewesen, das Schloß rechtzeitig zu verlassen, aber ich wußte nicht, daß die Gefahr schon so groß ist.«
»Ich bin trotzdem froh, daß mich Carole angerufen hat«, erwiderte Vicky. »Sie hätte mich nur genauer informieren sollen, dann hätte ich Tony Ballard mitgebracht.«
»Ich… ich dachte, Sie könnten ihn später informieren«, stammelte Carole. »Sie sollten sich erst mal nur die unheimliche Mauer ansehen.«
»Die habe ich inzwischen gesehen«, sagte Vicky mit belegter Stimme. »Der Hund saß davor und winselte herzzerreißend.«
»Mein armer Whisky«, sagte Carole und streichelte das Tier liebevoll.
Vicky wollte erfahren, was genau auf Drake Castle lief, doch Carole kam ihr mit ihrer Frage zuvor:
»Warum reagierten Sie auf mein Rufen nicht, Miss Bonney?«
»Wann haben Sie gerufen?«
»Na vorhin, als Sie im Wagen saßen und die beiden Kerle auf Sie zukamen.«
»Jubilee!« entfuhr es Vicky.
»Ach, das waren nicht Sie im Wagen?«
Vicky wurde bleich, rannte zum offenen Fenster, und dort traf sie vor Schreck beinahe der Schlag.
Die Kerle waren verschwunden. Nur die Überreste des Audi standen noch dort unten. Und den größten Schock löste der Umstand aus, daß Jubilee nicht mehr im Wagen war.
Das Wrack kümmerte Vicky nicht. Sie besaß genug Geld, um für den Schaden aufzukommen. Es war nur die Ungewißheit, welches Schicksal Jubilee ereilt hatte. Sie machte der blonden Schriftstellerin zu schaffen. Es war schlimmer als die grausamste Folter, denn Vicky fühlte sich für Jubilee verantwortlich.
War es falsch gewesen, Jubilee im Wagen zurückzulassen? Hätte Vicky das junge Mädchen mitnehmen sollen? Jetzt hatte es wenig Sinn, sich mit Vorwürfen zu geißeln.
Vicky brauchte ganz schnell eine Idee, wie sie Jubilee aus den Fängen der Häscher befreien konnte. Sie redete sich verbissen ein, Jubilee wäre noch am Leben. Keine Sekunde dachte sie daran, daß Jubilee tot sein könnte, denn das hätte sie verrückt gemacht.
Sie wollte nicht noch einen Fehler machen, deshalb fragte sie nach dem Telefon. Paul Irving stellte den Apparat vor sie hin, und Vicky Bonney hoffte, daß er noch funktionierte.
Hier waren finstere Mächte am Werk, deshalb mußte Vicky schnellstens Alarm schlagen. Man konnte Alarm schlagen. Man konnte ohne Übertreibung behaupten, daß in diesem Schloß ein gefährliches Höllenfeuer ausgebrochen war. Wenn dieser Brand nicht um sich greifen und von ganz Drake Castle Besitz ergreifen sollte, mußten ihn Tony Ballard und Mr. Silver bekämpfen.
Vicky wußte von Mr. Silver, daß sich Tony zu Pater Severin begeben hatte. Weswegen, war ihr nicht bekannt. Sie nahm an, Tony hätte neue Munition bekommen, die er gleich weihen lassen wollte.
Ihr war auch bekannt, daß der Ex-Dämon die Mitglieder des »Weißen Kreises« aufsuchen wollte, aber sie hoffte, daß er inzwischen wieder heimgekehrt war, und vielleicht befand sich auch Tony schon wieder zu Hause.
Sie wählte mit nervösem Finger die Nummer und wartete voller Ungeduld darauf, daß jemand abhob.
Ständig mußte sie an Jubilee denken, und das wühlte sie innerlich ungeheuer auf. Viele Gefahren hatte der Prä-Welt-Floh auf Coor überstanden. Sollte sich Jubilees Schicksal hier auf Drake Castle erfüllen?
Zehnmal läutete es in Tony Ballards Haus nun schon. Vicky drohte zu verzweifeln. Sollte sie hier auf sich allein gestellt bleiben? Diese Aufgabe war zu groß für sie, das spürte sie. Ohne Hilfe würde sie hier nicht zurechtkommen.
Beim zwölften Läuten meldete sich endlich Mr. Silver. Er
Weitere Kostenlose Bücher