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082 - Niemand hört dich schreien

082 - Niemand hört dich schreien

Titel: 082 - Niemand hört dich schreien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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nicht beherrschen konnte, wenn ich aufbrausend und jähzornig war.
    Aber es waren nicht die Nerven daran schuld, daß ich manchmal so leicht reizbar war. Ich mußte mir gegenüber ehrlich sein. Es hatte keinen Zweck, wenn ich versuchte, mir selbst etwas vorzuspielen, und es wäre auch falsch gewesen, den Kopf in den Sand zu stecken.
    Es stimmte seit geraumer Zeit einiges nicht mit mir, und das gab mir zu denken. Manchmal empfand ich anders als früher, und vor allem ärgerte ich mich heute über Nichtigkeiten, die mich früher nicht im geringsten aus der Ruhe gebracht hätten.
    Ich wollte die Zeit nützen und mein Problem analysieren. Es kam nicht oft vor, daß ich nichts zu tun hatte und allein zu Hause war.
    Wieder nahm ich einen Schluck vom Pernod, dann lehnte ich mich bequem zurück, legte den Kopf auf die Rückenlehne des Sessels und schloß die Augen.
    Wann oder womit hatte alles angefangen? Meine Gedanken schweiften ab, zurück zu den Tagen, in denen ich nach und nach zu einem Feuerwesen geworden war. War etwas Ähnliches wieder im Gange?
    Das Telefon läutete und riß mich brutal aus meinen Überlegungen. Mürrisch hob ich ab. Der Anruf war nicht für mich, sondern für meine Freundin Vicky Bonney. Eine junge, sympathische Männerstimme. Hatte ich Grund, eifersüchtig zu sein?
    Bisher war Vicky stets treu wie Gold gewesen, aber als begehrte Autorin war sie viel unterwegs und kam mit vielen Menschen zusammen. Auch mit jungen, sympathischen Männern…
    »Bedaure, Miss Bonney ist nicht da«, sagte ich. Meine Stimme ließ jegliche Herzlichkeit vermissen. Ich sah keinen Grund, einen möglichen Rivalen phonetisch zu umarmen.
    »Mit wem spreche ich?« wollte der Anrufer wissen.
    »Mein Name ist Tony Ballard. Kann ich Ihnen helfen? Soll ich Miss Bonney etwas bestellen?«
    »Ist nicht so wichtig, Mr. Ballard.«
    »Wie ist Ihr Name?«
    »Ich rufe ein andermal an«, sagte der Mann und hängte ein.
    Ich ließ den Hörer langsam sinken. Gab es da irgend etwas, worüber Vicky und ich reden sollten? Wieso hatte ich kein Vertrauen mehr? Früher war mein Vertrauen in Vicky unerschütterlich gewesen. Gehörte dieses Mißtrauen mit zu meinem »Krankheitsbild«?
    »Idiot!« sagte ich ungehalten und warf den Hörer in die Gabel.
    Draußen öffnete sich die Haustür. Jemand kam nach Hause. Das konnte Roxane sein, oder Mr. Silver, Vicky Bonney, Jubilee, oder Boram. Sie alle wohnten hier bei mir.
    »Hallo, ist jemand daheim?« rief der Ex-Dämon Mr. Silver in der Diele.
    »Nein!« gab ich mürrisch zurück.
    Der Hüne mit den Silberhaaren trat ein. Er war bei Tucker Peckinpah gewesen, um die Sicherheitsvorkehrungen zu testen. Er wies auf meinen Pernod.
    »Bist du im Begriff, dich zu betrinken?«
    »Es ist mein erstes Glas.«
    »Von der wievielten Flasche?«
    »Ha-ha«, dehnte ich. »Du kommst dir heute wieder mal besonders witzig vor, wie?«
    »Ich bin gut aufgelegt.«
    »Ich nicht.«
    »Wär' ja nicht auszuhalten, wenn wir es beide wären«, sagte der Ex-Dämon. »Ich soll dir Grüße von Peckinpah bestellen.« Er setzte sich.
    »Danke«, sagte ich. »Gibt es irgend etwas Neues?«
    »Zum Glück nicht. Es gibt viel zu viele unangenehme Neuigkeiten.«
    »Da sagst du was.«
    Mr. Silver beugte sich vor und musterte mich mit seinen perlmuttfarbenen Augen. Er tat es so lange, daß ich schon dachte, mir wäre eine zweite Nase gewachsen.
    »Darf ich fragen, weshalb du mich mit deinen Kuhaugen so unverschämt anglotzt?«
    »Wie fühlst du dich, Tony?«
    »Prächtig.«
    »Alle Strapazen gut überstanden?«
    »Aber ja. Warum fragst du? Kommt etwa schon wieder etwas Unerfreuliches auf uns zu?«
    »Ich hatte schon lange vor, mit dir ein Gespräch unter vier Augen zu führen.«
    »Und was ist mit deinen Hühneraugen?«
    »Ich behalte die Schuhe an.«
    »Meine Nase wird es dir danken«, sagte ich feixend, doch der Ex-Dämon hatte auf einmal nicht mehr so strahlende Laune. Seine Miene verdüsterte sich, als hätte er erfahren, daß es eine Woche lang schwere Unwetter geben würde.
    »Die Angelegenheit, über die ich mit dir sprechen möchte, ist sehr ernst, Tony«, sagte der Hüne.
    »Worum geht es?« fragte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Du hast ein Problem«, sagte mein Freund.
    Merkwürdig, ich wußte sofort, was er meinte.
    »Ich wollte es nicht vor allen breittreten«, sagte der Ex-Dämon. »Vor allem Vicky und Jubilee möchte ich damit nicht beunruhigen. Ich wußte, daß sich so eine Gelegenheit ergeben würde. Es ist

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