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082 - Niemand hört dich schreien

082 - Niemand hört dich schreien

Titel: 082 - Niemand hört dich schreien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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besser, wenn wir allein darüber reden. Wir kennen einander nun schon seit einer kleinen Ewigkeit, und wir schätzten bisher immer beide ein offenes Wort. Obwohl ich kein Mensch bin, weiß ich wahre Freundschaft zu würdigen, und du weißt, daß ich mich für dich jederzeit vierteilen lassen würde. Deshalb mußt du mir auch erlauben, daß ich mir über dich so meine Gedanken mache. Mir war dein Schicksal noch nie gleichgültig. Dein Wohl lag mir immer am Herzen, und so wird es auch in Zukunft sein. Aber gerade diese Zukunft beunruhigt mich, denn ich sehe düstere Wolken aufziehen, und ich weiß, daß du sie auch schon entdeckt hast.«
    Ich leerte mein Glas, sagte nichts, denn es gab nichts zu erwidern. Mit allem, was Mr. Silver gesagt hatte, hatte er recht.
    »Deine sporadischen Unbeherrschtheiten«, fuhr der Ex-Dämon fort, »waren für mich ein Signal. Da wurde ich zum erstenmal hellhörig und sagte mir: Das ist nicht mehr ganz mein Freund Tony Ballard. Aber ich hielt den Mund und beschränkte mich darauf, dich zu beobachten. Ich sag's ungern, aber was mir hin und wieder auffiel, gefällt mir nicht, Tony. Etwas in dir hat angefangen, sich zu verändern. An und für sich ist das kein Grund zur Panik. Es heißt, daß ihr Menschen euch alle sieben Jahre verändert. Ich weiß nicht, ob das stimmt, und es sollte für unser Gespräch auch keine Bedeutung haben… Wie ich sehe, weißt du bereits, worauf ich hinaus will. Laß es mich aber dennoch aussprechen. Du bist nicht mehr derselbe, der du noch vor kurzem warst. Wenn ich behaupte, du hast ein Problem, dann kann ich das mit Fakten untermauern. Denk an Arma, die Zauberin. Sie ist eine deiner erbittertsten Feindinnen - jedenfalls war sie das - und sie verfolgte dich mit abgrundtiefem Haß. Doch plötzlich ist es damit vorbei. Sie haßt dich nicht mehr und läßt die Absicht, dich zu töten, fallen. Sie, deren größter Wunsch es war, dich umzubringen, will auf einmal nichts mehr davon wissen. Doch es kommt noch besser. In der siebenten Hölle bist du ein Gefangener des Teufels, scheinst verloren zu sein. Man schleppt dich vor das Höllengericht. Daß man dich zum Tod verurteilen wird, steht vorher schon fest, es soll nur noch das Ausmaß der Qualen festgesetzt werden. Aber dann befiehlt Asmodis, den Kopf der schwarzen Wahrheit zu bringen. Der Höllenfürst hat Verdacht geschöpft und will es nun genau wissen, deshalb mußt du den Schädel berühren. Er hätte dich töten müssen; langsam, grausam, qualvoll. Doch du bleibst am Leben. Da hat Asmodis seine Bestätigung. Das Höllengericht löst sich auf, und du bist auf einmal wieder frei… Gab dir das nicht zu denken?«
    »Doch«, antwortete ich. »Selbstverständlich.«
    »Weißt du, was der Kopf der schwarzen Wahrheit in dir entdeckt hat, Tony? Schwarze Energie! Asmodis sieht in dir keinen Feind mehr. Arma hat es als erste gemerkt. Du hast einen gefährlichen Weg eingeschlagen - er führt dich vom Guten zum Bösen, vom Licht ins Dunkel.«
    Noch nie war es ausgesprochen worden, und schon gar nicht mit dieser Deutlichkeit. Mein Magen wurde zu einem Klumpen. Verdammt, Mr. Silver hatte recht.
    ***
    Lilly Kovacs schloß entsetzt die Augen, und als sie sie wieder öffnete, brannten die Leuchten. Paul Irving hatte das Licht wieder aufgedreht. Zufrieden stellte er fest, daß die Besucher entweder beeindruckt oder betroffen waren. Kalt hatte die unheimliche Demonstration keinen gelassen.
    Auch Nick Carpenter hatte ein unangenehmes Prickeln im Bauch gespürt, aber er war kein Angsthase, und das hätte er auch jederzeit bewiesen.
    Man hatte ihm empfohlen, Drake Castle zu besichtigen. »Willst du dich mal so richtig gruseln?« hatte sein Arbeitskollege Bill Jenkins gesagt. »Dann fahr mit deiner Freundin nach Exford. Ist nicht weit, nicht mal hundert Kilometer von London entfernt, und der Bus fährt vom Trafalgar Square ab. Ich garantiere dir eine prima Gänsehaut, und deine Freundin wird hinterher noch viel anhänglicher sein.«
    Bill Jenkins hatte nicht zuviel versprochen. Die Fahrt hatte sich wirklich gelohnt. Carpenters Blick richtete sich jetzt auf Lillys Gesicht.
    Kreidebleich war sie geworden, und sie zitterte so heftig, als wäre sie von Schüttelfrost befallen. Geistig wirkte Lilly Kovacs völlig weggetreten.
    »He«, sagte Nick und grinste. »Meine Güte, dich hat's aber gepackt. Nun komm wieder zu dir, Baby, der Spuk ist vorbei.«
    »Da… war ein Gesicht, Nick«, stammelte das Mädchen.
    »Wo?«
    »Ich sah es durch die

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