Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
082 - Niemand hört dich schreien

082 - Niemand hört dich schreien

Titel: 082 - Niemand hört dich schreien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
die Hoffnung nicht aufgeben. Wenn du resignierst, machst du dem schwarzen Gift Platz. Dann kann es um so schneller um sich greifen.«
    »Keine Sorge, Silver«, knirschte ich mit zusammengepreßten Kiefern. »Ich werde kämpfen bis zum letzten Atemzug.«
    ***
    Nick Carpenter starrte ungläubig auf die Teufelsklaue. Hatte ihn Lilly Kovacs mit ihrer Verrücktheit angesteckt? Sah er jetzt auch schon Dinge, die es in Wirklichkeit gar nicht geben konnte?
    Ihr Griff war schmerzhaft. So viel Kraft hatte Lilly noch nie besessen. Was war los mit diesem Mädchen? Ihr Grinsen war grausam, gemein und hohntriefend.
    »Knie nieder!« knurrte sie.
    Oder bewegte sie nur die Lippen? War die Stimme nicht eben durch die zugemauerte Tür gekommen? Ich habe den Verstand verloren! schrie es in Nick Carpenter.
    »Beuge die Knie vor Clive Pendrake!« verlangte Lilly Kovacs, und als Carpenter nicht gehorchte, verstärkte sich der Druck der Krallenhand.
    Carpenter kämpfte verzweifelt dagegen an. Puterrot wurde sein Gesicht, und die Adern am Hals traten weit hervor. Der Schmerz im Handgelenk war schon fast unerträglich.
    »Lilly!« stöhnte Carpenter. »Du brichst mir den Arm!«
    »Auf die Knie vor Pendrake!« verlangte das Mädchen herzlos, und Carpenter war gezwungen, nachzugeben. Er hielt den Schmerz nicht mehr aus.
    Wie ein schwerer, nasser Sack fiel er mit beiden Knien zugleich auf den harten Steinboden. Schweiß glänzte auf seiner Stirn, und er hatte zum erstenmal Angst. Nicht vor Lilly, sondern vor dem grausamen Hexer, der sie zu seinem willenlosen Werkzeug gemacht hatte. Lilly wußte nicht, was passierte. Pendrake handelte. Nur er diktierte das Geschehen, und er war so grausam wie in früheren Zeiten.
    Die Teufelsklaue ließ den jungen Mann los. Aber nur für einen kurzen Augenblick. Dann schnappten die Krallen wieder zu, und diesmal erwischten sie Nick Carpenters Kehle…
    ***
    Das Fatale an meiner »Krankheit« war, daß ich davon nichts spürte. Ich fühlte mich gut und war bei Kräften. Wenn es nicht hin und wieder diese unkontrollierten Zornausbrüche gegeben hätte, wäre überhaupt nicht zu erkennen gewesen, daß mit mir einiges nicht mehr stimmte.
    Ich fragte mich natürlich, ob ich nicht auch etwas zu meiner Rettung beitragen konnte. Zwar war gewiß, daß meine Freunde für mich jederzeit durchs Feuer zu gehen bereit waren und alle Anstrengungen unternehmen würden, um mir zu helfen, aber sollte ich inzwischen nur zu Hause sitzen und ihnen ganz fest die Daumen drücken, damit sie Erfolg hatten?
    »Kannst du nicht mit deiner Magie…«, setzte ich an, doch der Ex-Dämon schüttelte den Kopf.
    »Ich habe es heimlich versucht«, sagte der Hüne. »Aber ich komme mit meiner Silbermagie nicht richtig gegen die Marbu-Kraft an. Ich müßte härter zuschlagen, doch das würdest du nicht überleben.«
    Marbu, das war ein gefährlicher Kult, der seinen irdischen Ursprung in Afrika gehabt hatte. Marbu war im Schwarzen Erdteil verankert gewesen, doch wir hatten dafür gesorgt, daß er sich nicht länger in unserer Erde festkrallen konnte.
    Der große Marbu-Geist hatte von unserer Erde ablassen müssen und war dorthin zurückgekehrt, wo er seit undenklichen Zeiten seinen Sitz gehabt hatte - auf Coor.
    Ich nahm einen Schluck vom Pernod, und plötzlich hatte ich eine Idee.
    Die Prä-Welt Coor war gewissermaßen Marbus Heimat, und vielleicht gab es dort ein Gegengift, mit dem sich die Wirkung des Geisteropiums neutralisieren ließ.
    Meine Freunde sollten zunächst einmal die Fühler auf Coor ausstrecken, und wenn es erforderlich sein sollte, würde ich mich später ebenfalls dorthin begeben. Inzwischen aber wollte ich hier auf Erden etwas gegen das schleichende Gift unternehmen, das mich umzuwandeln drohte.
    Marbu:. Das war, wie gesagt, ein Kult, ein Geist, eine gefährliche Geheimreligion, eine geheimnisvolle Kraft - nichts Greifbares und schon gar nichts Begreifbares. Marbu war so vieles, und die gefährliche Essenz des Bösen trug ich in mir, es floß durch meine Adern, wucherte und würde in steigendem Maße mein Denken und Handeln beeinflussen.
    Marbu verkörperte all das, was ich bekämpfte. Es war das Böse schlechthin… und es befand sich in mir!
    Und dort durfte es nicht bleiben. Es mußte ausgetrieben werden.
    Teufelsaustreibung! Exorzismus! Das war die Idee, die mir gekommen war. Ich schnippte mit dem Finger, um Mr. Silvers Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, aber das war nicht nötig, denn er sah mich an, und es war auch nicht

Weitere Kostenlose Bücher