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082 - Niemand hört dich schreien

082 - Niemand hört dich schreien

Titel: 082 - Niemand hört dich schreien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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erforderlich, ihn mit meinen Überlegungen vertraut zu machen, denn er hatte sich, ohne daß ich es merkte, in meine Gedanken eingeschaltet.
    Nun nickte er. »Ja, Tony, das wäre vielleicht eine Lösung.«
    »Dann auf zu Pater Severin«, sagte ich, und ich hängte sehr viel Hoffnung an diesen frommen Mann, der meine Silberkugeln weihte und mit dem ich sehr gut befreundet war.
    ***
    Paul Irving war, jedesmal froh, wenn er die Folterkammer des Hexers hinter sich hatte. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte er ihre Besichtigung sehr gern ausgelassen, aber gerade sie war die stärkste Attraktion, und die meisten Besucher wußten davon. Sie hätten auf der Besichtigung bestanden.
    Es gab immer wieder Menschen, die die magische Wand in der Folterkammer als gut gemachten Schwindel abtaten, aber Irving wußte, daß hier nicht nachgeholfen zu werden brauchte. Die zugemauerte Tür war tatsächlich magisch geladen, und das steinerne Mauerwerk konnte den Hexer mit Sicherheit nicht daran hindern, sein jahrhundertealtes Gefängnis zu verlassen.
    Wenn Irving mit einer Rückkehr des Hexers rechnete, dann hatte das seine Gründe. Immer deutlicher waren die Vorzeichen erkennbar. Natürlich nur für jemanden, der oft an der zugemauerten Tür vorbeikam, denn nur dem fiel die Veränderung auf.
    Das fluoreszierende Leuchten hatte in letzter Zeit stark zugenommen, das mysteriöse Glühen der Steine war intensiver geworden, und Paul Irving befürchtete, daß eines Tages - vielleicht schon bald - während einer Führung die Wand aufbrechen und Clive Pendrake mit seinen Knechten durch die Tür treten würde.
    Was sich dann in der Folterkammer des Hexers abspielen würde, stellte sich Irving lieber nicht vor. Grauenvolles würde geschehen. Man sollte die Zeichen nicht mißachten, sagte sich der Schloßverwalter. Sie sind eine deutliche Warnung. Wer darauf nicht eingeht, ist an dem, was ihm danach zustößt, selbst schuld.
    Für die Besucher von Drake Castle war das alles nur ein großer, gruseliger Spaß. Sie fürchteten sich ein bißchen, spazierten mit einer Gänsehaut durch die düsteren Gänge und schummrigen Gewölbe, verließen sich aber darauf, daß ihnen nichts zustieß.
    Aber wie lange war ihre Sicherheit noch gewährleistet? Jedesmal, wenn Irving dieses Glühen und Leuchten in der Dunkelheit sah, befürchtete er, ein Spaßvogel könnte auf die verrückte Idee kommen, Pendrakes Namen auszusprechen.
    Vielleicht fühlte sich der Hexer dann gerufen oder provoziert und blieb nicht länger da, wo er die Zeiten überdauerte. Es wäre unverantwortlich gewesen, Pendrake zu reizen.
    Paul Irving hatte keine Ahnung, was in so einem Fall geschehen würde. Er wußte nur, daß es entsetzlich sein würde. Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht, sagt man. Wie viele Führungen würden noch gutgehen? Wann würde der Krug brechen ?
    Daß zwei Personen fehlten, fiel Irving nicht auf. Er dachte, das »Rudel« wäre vollzählig, und er sprach über die Greueltaten des Hexers, die so schrecklich waren, daß niemand sie erfunden haben konnte.
    Plötzlich ein Schrei - zweistimmig!
    Paul Irving unterbrach sich, und sein Herz schlug sofort doppelt so schnell. Jetzt nur keine Panik aufkommen lassen! durchzuckte es ihn. Du mußt eiserne Nerven bewahren, diesen Leuten ein Vorbild sein. Wenn du ausflippst, gibt es eine Katastrophe.
    Die Besucher durften nicht glauben, er wäre nicht mehr Herr der Lage. Er bemühte sich, die Sache herunterzuspielen. Die einen blickten gespannt dorthin, woher der zweistimmige Schrei gekommen war, die andern starrten Irving beunruhigt an. Sie wußten nicht, ob der Schrei auch zu den Gruseleffekten gehörte.
    Irving hoffte, daß nichts Schlimmes passiert war. Vielleicht wollte ein Pärchen nur mal schnell allein sein, um heimlich Zärtlichkeiten auszutauschen - und dabei waren die beiden von irgend etwas erschreckt worden.
    Hoffentlich ist es so, dachte Irving, während er mit fester Stimme sagte: »Kein Grund, sich aufzuregen, Ladies und Gentlemen. So etwas kommt öfter vor. Ja, das passiert, wenn man in diesem unheimlichen Gewölbe nicht bei den anderen bleibt und sich von der Gruppe trennt. Sie werden es nicht für möglich halten, aber man kann sich hier unten sehr leicht verirren. Darf ich mal durch?«
    Irving schob eine schwammige Dame behutsam beiseite. Er forderte die Leute auf, sich nicht von der Stelle zu rühren.
    »Bleiben Sie hier stehen, Herrschaften. Gehen Sie auf keinen Fall weiter…«
    »Droht uns

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