0820 - Das Gravitationsgefängnis
Möglichkeit für uns, die Exkrementenbeutel, die wir in unseren Raumkombinationen trugen, auszuwechseln.
Allein hätte ich es noch ausgehalten, denn wir besaßen noch Konzentratriegel für mindestens zehn weitere Tage. Aber Rorvic mit seiner großporigen Haut verdunstete zuviel Körperflüssigkeit in zu kurzer Zeit. Außerdem brauchte er mehr Nahrung als ich - und da er den größten Teil der Wasserkapseln geschluckt hatte, hatte er seine Verdauungsvorgänge nicht wie ich verzögern können. Sein E-Beutel hatte die Dichtungen aufgepreßt. Die Folge davon war ein äußerst unangenehmer Geruch, der das gesamte Innere der Gravitationsfalle ausfüllte. Ärgerlich musterte ich die Kugelschale aus bläulich flimmernden, zu einem verwirrenden Muster verwobenen Kraftfeldlinien, die uns umgaben und sich auch unter dem Boden des Raumes fortsetzten. Wir hatten es festgestellt, als wir versuchten, uns mit den Impulsstrahlern einen Fluchtweg durch den Boden zu brennen.
Die Varben hatten mich enttäuscht. Ich war ihnen höflich entgegengetreten, als sie zu uns gekommen waren. Doch sie hatten meine versöhnlichen Worte überhaupt nicht beachtet, sondern uns mit Hilfe eines Projektors, der einem varbischen Gravitationsbeutel nachgebildet war, in einer Gravitationsfalle gefangen.
Dalaimoc Rorvic hatte dieses Ereignis natürlich verschlafen - und als ich ihn mit einer Kopfnuß aus seiner angeblichen Meditation riß, gab er mir allein die Schuld an unserem Mißgeschick.
Und jetzt döste er wieder vor sich hin. Es war zum Verzweifeln!
Ich blickte auf, als sich rechts von uns eine Öffnung in der Wand bildete. Doch ich wurde wieder einmal enttäuscht, denn es waren keine Varben, die aus der Öffnung kamen, sondern vier Hulkoos. Sie musterten Rorvic und mich nur kurz, dann bewegten sie sich mit gorillahafter „Grazie" durch den Raum.
Ich erhob mich und winkte. „Laßt uns endlich hier heraus!" rief ich den Hulkoos zu.
„Wir sterben, wenn wir nicht bald frisches Wasser und eine Gelegenheit bekommen, uns zu reinigen."
Die Schwarzpelze konnten mich hören, aber sie trafen keinerlei Anstalten, uns zu helfen, sondern gingen zu einer anderen Stelle der Wand, an der sich ebenfalls eine Öffnung gebildet hatte. Nach wenigen Sekunden waren Rorvic und ich wieder allein.
Wie schon oft während unserer Gefangenschaft schaltete ich mein Armband-Funkgerät ein und versuchte, Kontakt mit anderen Menschen zu bekommen. Und wie jedesmal war auch dieser Versuch vergeblich.
Langsam ließ ich mich wieder nieder und grübelte darüber nach, was wir tun konnten, um - wenn wir uns schon nicht zu retten vermochten - wenigstens die SOL zu warnen.
Die Anwesenheit der Hulkoos in der Residenz des Schweren Magiers hatte uns bewiesen, daß das Varben-Nest von CLERMAC kontrolliert wurde. Demnach war die SOL in eine Falle geflogen - und irgendwann würde diese Falle endgültig zuschlagen.
Ich richtete meinen Blick auf eine bestimmte Stelle der Wand.
Was sollte aus den Menschen an Bord der SOL werden, wenn die Falle endgültig zuschnappte?
Schließlich war die SOL eine Generationenschiff, die Heimat Tausender von Kindern, Frauen und Männern, die auf ihr geboren waren.
Was hatte CLERMAC mit diesen Menschen vor?
Ich war ziemlich sicher, daß die Inkarnation BARDIOCs sie nicht töten wollte. Eine Superintelligenz wie BARDIOC, die eine Mächtigkeitsballung regierte, eine ganze Traube von Galaxien, hätte bestimmt die SOL längst auslöschen können, wenn sie es gewollt hätte. Im Gegensatz zu zahlreichen Menschen, die sich für etwas Außergewöhnliches und beinahe Unbesiegbares hielten, glaubte ich nicht, daß wir es nur unserem Geschick verdankten, daß wir noch lebten. Ich vermutete vielmehr, daß BARDIOC nur aus einer gewissen Unsicherheit bisher gezögert hatte, kompromißlos zuzuschlagen. Er mochte Schwierigkeiten gehabt haben, uns irgendwie in sein Denkschemata einzuordnen, und hatte deshalb gewartet.
Auch die Falle, die der SOL im Varben-Nest gestellt worden war, schien das zu beweisen. Man wollte uns testen und anschließend zu eine für BARDIOC nützlichen Rolle zwingen.
Die Vorstellung, daß die vielen tausend Kinder, Frauen und Männer an Bord der SOL zu willfährigen Sklaven BARDIOCs gemacht werden sollten, mißfiel mir. Zwar genossen sie keine unbeschränkte Freiheit denn unbeschränkte Freiheit war gänzlich unmöglich, aber in ihrem Denken und Fühlen waren sie frei BARDIOC aber ließ seinen Untertanen nicht einmal die Freiheit des
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