0820 - Horror-Baby
sie wieder verließ.
Alles war normal. Niemand stellte sich ihm in den Weg.
Etwas weiter entfernt wurde der Motor eines Wagens angelassen, eine helle Wolke aus Scheinwerferstrahlen huschte lautlos durch die Garage, dann fuhr der Wagen in Richtung Ausfahrt.
Jake Hamilton hatte nur noch wenige Schritte bis zu seinem Porsche zurückzulegen. Er sah den Wagen schon, obwohl er zwischen den beiden größeren rechts und links beinahe verschwand.
Normalerweise lächelte der Mann immer, wenn er den Porsche entdeckte. An diesem Tag wollte kein Lächeln aufkommen, sein Gesicht blieb ernst, die Augen bewegten sich, er spürte in sich das Kribbeln und konnte sich keinen Reim darauf machen.
Etwas stimmte nicht.
Hamilton blieb vor seinem Wagen stehen. Er schaute auf die breite Kühlerhaube und von dort durch die Frontscheibe in das Fahrzeug hinein. Dabei spürte er, wie es unter seiner Haut anfing zu brennen. Etwas warnte ihn.
Gleichzeitig vernahm er das Geräusch hinter sich. Ein Schleifen, ein kurzer Tritt, dann den Luftzug.
Und einen Lidschlag später traf ein harter Gegenstand seinen ungeschützten Nacken!
Hamilton schrie auf, als er nach vorn geschleudert wurde und auf die Motorhaube prallte. Es war kein Schrei des Schmerzes, mehr der Überraschung.
In seinem Nacken spürte er das Keuchen des Mannes, der ihn niedergeschlagen hatte, dann zerrte ihn der Kerl hoch.
Wahrscheinlich würde er ihn zwischen zwei abgestellte Wagen drücken wollen, um ihn dort in Ruhe auszurauben, doch da war er bei Hamilton an den Falschen geraten.
Der Architekt machte sich schwer, damit der Kerl seine Mühe mit ihm hatte. In dessen Griff hing er wie ein mit Kartoffeln gefüllter Sack, und er freute sich, als er das Schimpfen des Räubers hörte.
Gleichzeitig spürte Hamilton etwas anderes.
In seinem Innern tobte eine Kraft wie ein Feuer, das seine Flammen in alle Teile seines Körpers schickte. Innerhalb kurzer Zeit fing sein Blut an zu kochen. Es strahlte eine Hitze aus, die nicht normal war, was den Mann allerdings dazu brachte, den Mund zu einem kalten und wissenden Grinsen zu verziehen.
Der Räuber hatte seine Schwierigkeiten mit ihm. Er schaffte es nur mühsam, das Opfer in die Höhe zu wuchten, und er wollte den Überfallenen nicht mehr in die Lücke zwischen die abgestellten Wagen drücken, sondern rücklings auf die Kühlerhaube legen.
Dazu musste er ihn drehen.
Hamilton ließ sich die Bewegung gefallen. Er hing schlaff im Griff des Mannes, tat nichts.
Mit dem Rücken prallte er auf die Kühlerhaube.
Weit riss er die Augen auf.
Der Räuber beugte sich über ihn. Zum ersten Mal sah Hamilton das junge Gesicht. Der Mann war höchstens zwanzig. Er gehörte für Hamilton zu den Schmiertypen, die nur darauf aus waren, anderen etwas wegzunehmen. Auf seinem Kopf trug er eine Wollmütze, die auch den größten Teil der Stirn bedeckte. Seine Augen verschleuderten bösartige Blicke, alswollten sie in die Seele des Liegenden stechen.
Die linke Hand hielt er um die Kehle des Liegenden gepresst, den rechten Arm hatte er erhoben, und die Finger dieser Hand umklammerten den Messergriff.
»Ich werde dir die Kehle durchschneiden, wenn du dich wehrst, du Hundesohn.«
Hamilton deutete ein Nicken an.
Der Griff lockerte sich. »Ich will alles!« keuchte der Garagen-Bandit. »Dein Geld, dein Auto, deine Kreditkar…« Er verstummte mitten im Satz, denn was nun folgte, das begriff er nicht – im Gegensatz zu Hamilton, der gar nicht daran dachte, sich fertig machen zu lassen.
Der Mann mit dem Messer verlor beinahe den Verstand. Er wollte nicht glauben, was er mit eigenen Augen sah, denn unter ihm, auf der Kühlerhaube liegend, war nicht mehr der Mann, den er überfallen hatte. Zwar trug er noch dieselbe Kleidung, aber etwas stimmte nicht mit dem Gesicht.
Er hatte plötzlich zwei davon.
Das normale und…
Der Räuber ächzte. Die Augen waren zu gelben Feuerrädern geworden, auf der Zunge seiner gefährlichen Wolfsschnauze lag ein gelber Schleim, der gleichzeitig auch auf den Zähnen klebte.
Etwas fauchte in das Gesicht des Räubers. Das war kein normaler Atem, das war ein stinkender, fauliger Gruß aus irgendwelchen Tiefen der Hölle.
Der Mann mit dem Messer zuckte zurück. Er traute sich nicht, die Waffe nach unten zu stoßen, denn er hatte plötzlich Angst.
Hamilton richtete sich auf.
Er saß auf der Haube, knurrte wie ein wildes Tier und hörte die Schritte des Davonlaufenden. Hals über Kopf verschwand der Messerheld in Richtung
Weitere Kostenlose Bücher