0820 - Horror-Baby
will dir mal was sagen. An so etwas brauchst du mich nicht erst zu erinnern. Ich weiß, was ich sagen darf, und ich weiß auch, was ich für mich behalten muss, Mr. Geisterjäger.«
»Wie schön.«
Glenda schaute auf ihre Uhr. »Wann trudelt denn Suko wieder ein?«
»Keine Ahnung. Er ließ sich nicht davon abhalten, seinen BMW in die Inspektion zu fahren.«
»Das hätte doch auch bei uns in der Werkstatt gemacht werden können, denke ich.«
»Hätte schon, aber du kennst doch Suko. Er wollte mit seinem Heiligtum auf vier Rädern eben in eine Fachwerkstatt. Ist ja auch nicht schlecht.«
»Und wo liegt die?«
»Am östlichen Stadtrand. Angeblich soll sie gut und preiswert sein.«
Glenda lachte leise vor sich hin. »Gut, das kann ich verstehen. Aber preiswert? Welche Werkstatt ist schon preiswert?«
»Keine Ahnung.«
»Na ja, er muss es wissen.«
Ich lehnte mich zurück, hob die Beine und legte die Hacken auf den Schreibtisch. »Was liegt hier an? Gibt es etwas Neues, das du mir erzählen willst?«
Glendas Gesicht bekam einen spitzbübischen Ausdruck. »Meinst du das privat oder dienstlich?« Sie stellte die beiden Tassen auf ein Tablett. »Privat hat sich nämlich nichts ereignet, obwohl man mich zu einem Essen eingeladen hat.«
»Ohhh.« Ich staunte. »Und du bist nicht mitgegangen?«
»Nein.«
»Darf ich den Grund wissen?«
»Klar. Der Mann war Polizist.«
Ich spielte den Naiven. »Sollte ich dich tatsächlich zum Essen eingeladen und es vergessen haben?«
»Nicht du, John. Mach hier nicht auf Macho. Außer dir gibt es noch andere Kollegen.«
»Ha, einer aus dem Haus!«
»Bingo.«
»Und wer war derjenige, der es gewagt hat, in meinem Revier zu wildern?«
»Erst einmal ist es nicht dein Revier, und zweitens werde ich dir den Namen nicht nennen.«
»Schade.«
Glenda lächelte, stand auf, nahm das Tablett und ging zurück in ihr Vorzimmer.
Ich blieb noch hinter meinem Schreibtisch sitzen, ein Lächeln auf den Lippen, weil ich eben an Glenda dachte und auch an so manch heiße Nacht, die wir miteinander verbracht hatten. In der letzten Zeit war es dazu nicht gekommen, der verdammte Job hielt mich zu sehr in Atem, aber irgendwann würde es wieder passieren. Ich hoffte nur, dass ich jetzt ein wenig Ruhe hatte und nicht irgendwelche Dämonen auf meinen Nerven einen Veitstanz aufführten.
Ich nahm die Beine vom Schreibtisch, stand auf, schaute aus dem Fenster und dachte daran, dass es schon mal bessere September gegeben hatte. Da hatte der Himmel ein seidigstrahlendes Blau präsentiert und die Herzen der Menschen höher schlagen lassen.
Damit war heute und auch in den folgenden Tagen nicht zu rechnen. Die Wolkendecke sollte bleiben, hin und wieder würden Schauer fallen, und es waren sogar schon erste Stürme angesagt, Vorboten der oft im Herbst auftretenden Orkane.
Ich ging ins Vorzimmer, blieb an der Tür stehen und lehnte mich locker gegen die Wand. Glenda schaute von ihrem Schreibtisch aus etwas verwirrt hoch. »Du stehst da wie jemand, der will, aber nicht kann«, moserte sie. »Was ist los? Willst du zuschauen, wie andere arbeiten?«
»Gern.«
»Klappt aber nicht, he, he…«
»Warum nicht?«
»Weil ich dir etwas geben möchte.«
Ich legte meine Stirn in Falten. »Hat dieses Etwas eventuell mit Arbeit zu tun?«
»Kann sein.«
»Schön. Von wem ist es?«
Glenda Perkins beugte sich zur Seite und nahm einen dünnen Hefter in die Hand. Dann schwang sie auf dem Drehstuhl herum, reichte mir die schmale Mappe und sagte nur: »Lies selbst.«
Das tat ich noch nicht. »Sind das neue Richtlinien über das Anspitzen irgendwelcher Bleistifte?«
»Ganz und gar nicht.«
»Was dann?«
»Ein alter Bekannter hat uns den Bericht zukommen lassen. Chief Inspector Tanner.«
Meine Lockerheit verschwand, denn ich wusste, dass der Kollege immer bei Mord eingeschaltet wurde.
»Es geht nicht um Mord, John, sondern um Vorgänge, mit denen Tanner nicht zurechtkommt.«
»Kannst du da genauer werden?«
»Schau es dir doch an. Er jedenfalls meinte, dass Suko und du euch darum kümmern solltet.«
»Wir werden sehen.«
Mit dem Ordner ging ich in mein Büro, setzte mich, legte die Beine hoch und schlug den Hefter auf. Dünnes Papier, nicht sehr dicht beschrieben. Es waren Protokolle über verschiedene Vorgänge, die allerdings auf einen Nenner zu bringen waren.
Es ging um einen Kinderwagen!
Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, als ich es las, aber dieses Lächeln verging mir rasch, denn der
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