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0822 - Ein Fremder auf Luna

Titel: 0822 - Ein Fremder auf Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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herangetrauen."
    Danach war es eine Zeitlang still, der erste, der sich wieder meldete, war Danton.
    „Wie lange kann es einer ohne Proviant und Wasser aushalten?" wollte er wissen.
    „Ich kenne den Rekord nicht", sagte Waringer. „Aber fünf bis sechs Tage müssen es wenigstens sein."
    „Mahlzeit!"
    Grukel Athosien hatte die Energiebarriere längst abgeschaltet. Während er dem mehr oder weniger munteren Geplauder zuhörte, kam ihm der Verdacht, daß das Wortgeplänkel womöglich den Sinn haben sollte, ihn abzulenken. Er war zwar entschlossen, sich den drei Belagerern auszuliefern. Aber es lag ihm daran, daß dies unter Bedingungen geschah, die er selbst bestimmte. Auf keinen Fall wollte er sich in der Zentrale überraschen lassen.
    Er schaltete die Rundsicht wieder ein und erblickte Geoffry Waringer, der aus einer Tunnelnische hervorlugte, sodann Roi Danton, der sich ebenfalls in einer Nische postiert hatte, und zwar unmittelbar neben einer Tür. Nur Reginald Bull konnte er nirgendwo finden. Logischerweise hätte er in der Mündung des Seitentunnels stehen müssen, der rechtwinklig vom Haupttunnel abzweigte. Dort war er nicht. Er hatte sich irgendwo verkrochen, wo ihn die Aufnahmegeräte nicht erfaßten.
    In diesem Augenblick setzte die Unterhaltung wieder ein.
    „Habt ihr schon an die Möglichkeit gedacht, daß der Mann uns abhört?"
    Das war Reginald Bulls Stimme. Grukel Athosien nahm zur Kenntnis, daß Bull ihn als „Mann" bezeichnete, während Danton den verächtlichen Ausdruck „Kerl" benutzte.
    „Was macht das schon?" konterte Danton. „Wahrscheinlich hat er uns auch kommen sehen. Heraus muß er sowieso!"
    Das, konstatierte Grukel, war richtig. Und je länger er hier noch saß, desto mehr Zeit verlor er, die er nutzbringender für die Erledigung seines Auftrages hätte einsetzen können.
    Er stand auf. Er hatte die Wahl, von wem er sich niederschießen lassen wollte. Er entschied sich für Reginald Bull. Es fiel ihm schwer, sein Vorhaben durchzuführen. Überrascht stellte er fest, daß er sich fürchtete. Der Gedanke, hilflos dem lähmenden Strahl eines Schockers ausgeliefert zu sein, bereitete ihm Angst. Er horchte in sich hinein und versuchte, festzustellen, ob dies seine eigene, private Angst war oder ob die ändern ähnlich empfanden wie er. Er erhielt keinen klaren Eindruck. Offensichtlich war jeder, der sich wie er fürchtete, bemüht, dies im Privatsektor seines Bewußtseins zu verbergen.
    Ein Impuls allerdings war zu vernehmen, der Grukel sehr überraschte. In ihm schwang ungeduldige Erwartung mit, sogar eine Spur von Begeisterung. Grukel stellte fest, daß der Impuls aus Mara Avusteens Bewußtsein kam. Er fragte sich, was es sein mochte, dem Mara mit soviel Anteilnahme entgegenfieberte.
    Dann machte er sich endgültig auf den Weg. Er entschied sich für den breiten Lastengang, der auf das stählerne Schott inmitten der Ausbuchtung des Tunnels mündete.
     
    *
     
    Für Reginald Bull kam die Entwicklung mehr oder weniger überraschend. Er hatte erwartet, daß Grukel Athosien bis zum letzten im Innern der Schaltzentrale aushalten werde. Er hielt es sogar für möglich, daß der Fremde schließlich vor Erschöpfung zusammenbrechen würde, so daß man ihn aus der Zentrale herausholen mußte.
    Damit, daß Athosien sich schon wenige Stunden nach Beginn der Belagerung zeigte, hatte er auf keinen Fall gerechnet.
    Er fuhr auf, als er hörte, wie das schwere Lastenschott sich summend öffnete. Ein paar Sekunden vergingen, dann sah er im Schein der Tunnelbeleuchtung die hochgewachsene, dürre Gestalt des Eindringlings. Er sicherte nach beiden Seiten und hatte anscheinend vor, mit einigen raschen Sätzen die Deckung des Zweigtunnels zu erreichen.
    Da erblickte er Bull. Er erstarrte mitten in der Bewegung. Überrascht sah Bull die Angst, die aus seinen Augen leuchtete. Athosien streckte langsam die Arme zur Seite, um zu zeigen, daß er unbewaffnet war.
    Er sprach kein Wort - aber sein Gesicht, seine Haltung, die ausgestreckten Arme waren eine einzige Bitte um Gnade.
    Es kostete Reginald Bull Überwindung, auf den Auslöser zu drücken. Die Waffe in seiner Hand sang hell auf. Ein blasser Strahl unbestimmbarer Farbe stand den Bruchteil einer Sekunde lang mitten im Tunnel. Grukel Athosien gab einen ächzenden Laut von sich und brach zusammen.
    Reginald Bull schob die Waffe in den Gürtel. Dann aktivierte er den Minikom.
    „Ich habe ihn", sagte er einfach.
    Kurze Zeit später waren Danton und Waringer zur

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