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0824 - Liebestanz der Totenbräute

0824 - Liebestanz der Totenbräute

Titel: 0824 - Liebestanz der Totenbräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Falls er überhaupt auftauchte, denn er hielt sich nie an einen Zeitplan. Mal erschien er, mal blieb er weg, dann gab es am anderen Morgen stets ein großes Aufatmen.
    Hetty Morland hörte Schritte.
    Sie hatte schon steif im Bett gelegen, nun aber erstarrte sie förmlich zur Salzsäule. War das der Baron? War sie jetzt an der Reihe?
    Die Geräusche waren deutlich zu hören. Knarrten die alten Holzbohlen im Flur? Dort war zwar ein Teppich ausgebreitet, doch der war so schmal, dass er nur die Mitte des Ganges bedeckte.
    Wer immer dort herumschlich, er bewegte sich neben dem Teppich, als wollte er bewusst eine Botschaft der Furcht verbreiten.
    Hetty lauschte. Ihr Mund stand offen. Sie hielt den Atem an, um sich besser konzentrieren zu können, und sehr bald fand sie heraus, dass diese Schritte keine Gefahr bedeuteten. Wer lange genug im Lintford House lebte, der konnte die Schritte genau unterscheiden.
    Dem Geräusch nach zu urteilen war es eine der Frauen vom Personal, die ihre Runde drehte.
    Hetty entspannte sich wieder, und ihre Erregung steigerte sich auch nicht wieder, als die Geräusche für einen Moment dicht vor ihrer Tür verstummten, sich dann weiter bewegten und allmählich versickerten.
    Scharf stieß sie die Luft aus.
    Dieser Kelch war noch mal an ihr vorübergegangen, aber es gab keinen Grund für sie, aufzuatmen. Noch standdie Nacht erst am Beginn. Sie würde lang, sehr lang werden.
    Wie selbstverständlich und obgleich es ihr Furcht einjagte, drehten sich ihre Gedanken um den geheimnisvollen Baron of Gulbekian.
    Immer wieder fragte sich die Frau, woher er wohl stammen könnte und weshalb er solchen Schrecken verbreitete.
    Oder gab es ihn gar nicht? War er nur eine Legende, von irgendjemandem erfunden?
    Niemand wollte oder konnte ihn beschreiben. Er war ein Phantom, er war keine Realität, im Gegensatz zu den verschwundenen Frauen, denn sie waren nicht wieder im Haus aufgetaucht. Normalerweise wäre Hetty Morland zur Polizei gegangen, aber sie hatte eben keine Beweise, und sie wäre von den Beamten bestimmt ausgelacht worden, wenn sie von diesem Phantom berichtet hätte. Nein, so ging das nicht.
    Deshalb hatte sich Hetty an ihre alte Freundin Sarah gewandt. Sie würde ihr glauben, sie war zudem neugierig, und sie würde möglicherweise eine Spur finden, durch die auch die Polizei überzeugt werden konnte.
    Es war wieder still geworden.
    Noch stiller als zuvor, denn die Nacht schlich weiter fort und drängte der Tageswende entgegen. Hetty hatte den Eindruck, als läge ausgerechnet ihr Zimmer unter den besonders dunklen Schatten. Diese Finsternis hatte sie in den anderen Nächten nie so stark empfunden, und sie lastete auf ihr wie ein mit kaltem Öl getränktes Tuch.
    Sie brauchte Licht. Helligkeit, die die Schatten der Nacht vertrieben und die lauernden Ungeheuer wieder zurück in ihr eigentliches Reich drängten.
    Da die Flächen der beiden Nachttische etwas über den Bettrand hinausragten, musste sich die Frau aufstützen, um den kleinen Druckknopf der Lampe zu erreichen.
    Sie wollte das Licht an ihrer linken Seite haben, denn von dort würde es auch das Fenster erreichen.
    Klick – hörte sie.
    Mehr geschah nicht.
    Hetty erstarrte. Die Birne hätte ihre Helligkeit jetzt abgeben müssen, aber sie blieb dunkel.
    Noch einmal versuchte sie es. Wieder erzielte sie keinen Erfolg. Sie warf sich auf ihrem Bett herum und spürte, dass ihr Herz schneller schlug als gewöhnlich. Dann klatschte ihre Handfläche auf den Druckknopf der anderen Lampe.
    Auch sie blieb dunkel!
    Zischender Atem drang über Hettys Lippen, als sie sich zurücklehnte und ihren Kopf wieder auf das Kissen drückte. Dass das Licht nicht funktionierte, konnte an einem Defekt liegen, aber daran wollte sie nicht glauben. Es musste einfach etwas anderes sein, denn sie ging davon aus, dass sich einiges gegen sie verschworen hatte.
    In dieser Nacht war sie an der Reihe. Da hatte sich der geheimnisvolle Baron of Gulbekian sie als Opfer ausgesucht. Er würde sie ebenso verschwinden lassen wie die anderen Frauen vor ihr, und sie spürte bereits die kalten Totenfinger, die über ihre Gesichtshaut strichen, als wollten sie ihr schon einen Gruß aus dem Jenseits überbringen.
    Sterben, dachte sie.
    Nein, ich will es nicht! Ich will kein Opfer werden! Ich… ich möchte leben.
    Immer wieder hämmerten diese Gedanken durch ihren Kopf, und ihr Gesicht hatte einen harten Zug angenommen. Noch war die Tageswende nicht erreicht. Aus alten Geschichten wusste

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