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0824 - Liebestanz der Totenbräute

0824 - Liebestanz der Totenbräute

Titel: 0824 - Liebestanz der Totenbräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie, dass um Mitternacht das Grauen eintraf, um die Menschen zu überrollen.
    Die Zeiger auf dem Zifferblatt konnte sie in etwa erkennen. Bis zur Tageswende war es noch eine Stunde, und genau die Spanne wollte Hetty Morland nutzen.
    Sie bewohnte das Zimmer lange genug, um sich auch im Dunkeln zurechtfinden zu können. An der rechten, zur Tür hin gelegenen Seite des Bettes setzte sie sich auf und stellte die Füße auf den weichen Teppich, der ihr ebenfalls gehörte.
    Sie trug nur das weiße Nachthemd. Für eine Flucht war es völlig unpassend.
    Plötzlich drängte die Zeit. Hetty spürte sie wie Peitschenschläge in ihrem Nacken, und sie ließ sich durch nichts mehr aufhalten. So rasch wie möglich eilte sie in der Dunkelheit des Zimmers auf ihren großen Schrank zu, in dem ihre Garderobe hing. Die breite Tür gab wie immer ein knarrendes Geräusch ab, aber daran störte sie sich nicht. Im Dunkeln wühlte und suchte sie herum, um die passenden Kleidungsstücke zu finden.
    Nein, keine Hose, kein Kleid, es drängte sie plötzlich. Der Mantel musste reichen.
    Sie streifte ihn über. Es war ein wärmender Wintermantel aus dunklem Stoff. So war sie in der Finsternis wenigstens nicht so leicht zu entdecken.
    Ihre Finger zitterten, als sie die Knöpfe schloss. Danach griff sie in ein schmales Fach, wo etwas Geld und einige Papiere lagen, die sie mitnehmen wollte. Beides fand in den Manteltaschen Platz, und erst jetzt war Hetty zufrieden.
    Dennoch blieb die Furcht.
    Als sie die Tür wieder zudrückte und abermals das knarrende Geräusch vernahm, da war ihr, als hätte man den schweren Deckel eines Sargs über ihrgeschlossen. Sie ärgerte sich über diesen Vergleich, konnte es aber nicht ändern.
    Raus aus dem Zimmer!
    Hetty hatte es eilig, die Furcht ließ sie zittern, aber sie handelte nicht übereilt. Sehr vorsichtig wollte sie die Tür aufziehen und sich erst überzeugen, ob sich niemand in der Nähe aufhielt. Sie würde das Haus auch nicht auf dem normalen Weg verlassen, sondern unten durch ein Fenster klettern, um anschließend in der Nacht zu verschwinden.
    Die Klinke der Tür fühlte sich an wie ein Stück Eis.
    Sie drückte sie vorsichtig nach unten, bis die Klinke den Anschlag erreichte.
    Dann riss Hetty die Tür mit einem heftigen Ruck auf – und erstarrte vor Entsetzen.
    Vor ihr stand eine übergroße Gestalt.
    Es war der Baron!
    ***
    »Ich will dir ja nicht dein Wochenende zerstören, aber wenn du nichts anderes vorhast, könntest du dich zu einem kleinen Trip in den Herbst entschließen«, hatte Jane zu mir gesagt.
    »Und wohin?«
    »Lintford House.«
    Ich hatte gestöhnt. »Worum Himmels willen, ist das denn?«
    »In der Nähe von Caldric.«
    »Danke, jetzt weiß ich noch weniger.«
    »Westlich von London, in Richtung Cornwall. Du kannst auf der Karte nachschauen. Was ist? Hast du Lust?«
    Ich hatte einen Blick aus dem Fenster geworfen und festgestellt, dass der Goldene Oktober seinem Namen keine Ehre machte, sondern ein graues Kleid übergestreift hatte. Kein ideales Wetter für einen Herbsttrip, und das musste auch Jane wissen. Demnach steckte hinter ihrer plötzlichen Einladung etwas anderes.
    »Ja, und was hast du wirklich vor?«
    »Den Trip.«
    »Nur wir beide?«
    »Eigentlich zu dritt. Lady Sarah fährt auch mit. Um sie geht es im Prinzip.«
    »Aha.«
    »Nichts aha, ich möchte nur auf Nummer Sicher gehen. Es ist etwas passiert, das ich als seltsam empfinde. Da ich weiß, dass du so etwas wie ein Schutzengel für Sarah Goldwyn bist, möchte ich mit dieser Geschichte nicht hinterm Berg halten. Vorweg: Sarah weiß nicht, dass ich dich anrufe. Ich fasse mich auch kurz.«
    Das hatte Jane Collins getan und war bei mir auf Verwunderung gestoßen. Dass jemand einer anderen Person Blut schickte, wollte mir nicht in den Kopf. Aber Sarah wäre nicht die Horror-Oma gewesen, wenn sie dahinter nicht irgendetwas gewittert hätte. Sie hatte auch bisher meist richtig gelegen.
    »Was meinst du?«
    Ich räusperte mich. »Einen wunden Punkt hast du ja angesprochen. Ich sorge mich tatsächlich um Sarah.«
    »Das meine ich doch.«
    »Gut, wie sieht dein Plan aus?«
    »Wir sollten getrennt fahren.« Ich war einverstanden. In den nächsten Minuten besprachen wir unseren Plan und stimmten einen Treffpunkt ab. Es war ein Lokal in Caldric, dessen Namen Jane schon herausgesucht hatte.
    Ich erfuhr noch den Zeitpunkt ihrer Abreise und sagte zu, mich eine halbe Stunde später in Bewegung zu setzen.
    »Das Doppelzimmer ist schon

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