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0825 - Böse kleine Elena

0825 - Böse kleine Elena

Titel: 0825 - Böse kleine Elena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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konnte es verhindern, aber auf unseren Gesichtern bildete sich eine kalte Gänsehaut. Der Schädel lachte hässlich auf!
    ***
    Wir hockten unbeweglich auf unseren Plätzen und spürten, dass mit dem Totenkopf eine Veränderung vorging. Es war nicht genau zu erkennen, aber ich glaubte schon, so etwas wie einen blassblauen Lichtstreifen über die Schädelplatte hinwegflirren zu sehen. Mit erstickter Stimme meldete sich der Pfarrer. »Die – die Augen – sie leben…«
    Ich drehte mich etwas und musste erkennen, dass der Geistliche sich nicht getäuscht hatte. Die leeren Augenhöhlen des Schädels waren wieder ausgefüllt worden. Augen schimmerten darin, Kabanek konnte es noch immer nicht fassen. Er hatte seine Hände gegen die untere Hälfte des Gesichts gepresst, und über die Nägel hinweg schauten die geweiteten Augen gegen das Totenkopfgesicht.
    Er sprach, obwohl seine Hände die Lippen beinahe noch berührten. »Die – die Augen – das sind die gleichen wie bei ihr…«
    »Wie bei Elena?«
    Er nickte.
    »Aber das kann nicht sein. Sie haben Elena doch in ein Versteck gebracht, Herr Kabanek.«
    »Ja, schon – aber…!« Der gute Mann war völlig durcheinander. Ich ließ ihn in Ruhe. Wie Harry kümmerte ich mich um den Schädel, und wir beide sahen so etwas wie kalten Triumph, der innerhalb der Pupillen schimmerte, als hätte der Geist in diesem Schädel genau das erfahren, was er schon immer hatte wissen wollen.
    Und dann waren die Augen wieder weg.
    Aufgelöst, verschwunden, jedenfalls blickten wir in die leeren Schächte der Höhlen.
    »O Gott«, stöhnte der Pfarrer, »wo soll das denn noch alles hinführen? Mein Gott, ich habe es nur gut gemeint…«
    »Sie werden vom Grauen verschont bleiben, Herr Pfarrer«, versprach ich ihm.
    »Ich hoffe es, aber ich werde für Sie und Elena beten.«
    »Das ist gut.«
    Ich bückte mich und hob die Aktentasche an. Die stellte ich auf den Tisch, klappte sie auf und ließ den Totenschädel darin verschwinden. Der Pfarrer hatte mir zugeschaut und bat mich dann mit leiser Stimme, ihn doch zu zerstören.
    »Das liegt nicht an uns. Es kommt darauf an, wie sich die Dinge weiter entwickeln werden.«
    »Was glauben Sie denn?«
    »Wir schaffen es. Und wenn wir es geschafft haben, werden wir Elena zu Ihnen zurückbringen. Dürfen wir das?«
    »Ja, ja, das tun Sie mal. Moment noch.« Er drehte sich um und holte von seinem Schreibtisch einen Block. Auf die oberste Seite kritzelte er hastig einige Sätze und drückte mir die Botschaft in die Hände. »Bitte, Sie müssen Elena diese Zeilen geben, nur dann werden Sie ihr Vertrauen gewinnen.«
    »Wir werden es nicht vergessen, Herr Pfarrer.«
    »Danke.«
    Ich nahm die Aktentasche auf und wandte mich zur Tür. Harry Stahl folgte mir. Der Geistliche blieb hinter uns. Seine Schritte waren schlurfend.
    Er brachte uns zum Ausgang. Ich hatte befürchtet, dass der Dunst noch stärker geworden war. Zum Glück nicht, denn ein mäßiger Wind war aufgekommen und hatte große Lücken in den grauen, unendlich erscheinenden Vorhang gerissen. Wir konnten sogar den Fluss riechen. Es war kaum ein anderer Geruch als der, den ich von der heimischen Themse her kannte.
    Nur roch es hier weniger nach Industrie.
    Auf der Treppe stehend, reichten wir uns die Hände. Der Pfarrer hielt die Lippen hart zusammengepresst. Er suchte nach Worten. Schließlich bedankte er sich für unsere Hilfe. »Wissen Sie, ich habe immer wieder gehofft und gewartet. Ich bin ein Mensch, der noch an die Gerechtigkeit des Schicksals glaubt, und in diesem Fall scheine ich richtig zu liegen. Versuchen Sie bitte alles, um die Dinge wieder ins rechte Lot zu rücken. Nicht nur ich wäre Ihnen dankbar.«
    »Wir werden uns bemühen«, erklärte ich.
    Dann gingen wir und spürten die Blicke des Pfarrers auf unseren Rücken brennen.
    Als wir einstiegen, fragte mich Harry Stahl: »Mal ehrlich, John, hättest du gedacht, dass sich der Fall derartig entwickeln würde?«
    »Nie.«
    »So ist das Leben. Wie eine Sinuskurve. Mal schwimmst du oben, dann bist du wieder unten.«
    »Und so siehst du dich?«
    »Momentan in der Mitte.« Er atmete stöhnend. »Was sich schnell ändern kann. Bei meinem Pech könnte ich leicht wieder unten landen.«
    Ich wusste, was Harry damit meinte. Er hatte nicht viel mit mir über seine Probleme gesprochen, aber er trauerte der Zeit als Kommissar noch immer nach. Und das würde sich auch so schnell nicht ändern.
    ***
    Der Mann lauerte wie ein Phantom im Schatten der

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