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0827 - Der Dämon von Songea

0827 - Der Dämon von Songea

Titel: 0827 - Der Dämon von Songea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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fühlten, wenn sie in der Nacht den überlegenen Räuber witterten. Pures Adrenalin schoss in seine Blutbahn und durchbrach die Starre, in die sein Körper verfallen war. Panisch stopfte der Historiker das Dokument in sein Jackett und rannte los. James kannte das Archiv wie seine Westentasche. Er wusste genau, durch welche Regalreihen er rennen musste, um möglichst schnell zur Tür zu gelangen.
    Er betete, dass nicht die Reihe darunter war, in der Es auf ihn wartete.
    James Mutombo rannte, doch wie in einem Albtraum hatte er das Gefühl, keinen Zentimeter von der Stelle zu kommen. Und dann hörte er es wieder. Diesmal klang es mehr wie ein Ächzen oder Schnaufen - und es war direkt hinter ihm!
    Mit einem Aufschrei warf sich James durch die Schwingtür und stolperte ins grelle Sonnenlicht. Er fiel, überschlug sich und richtete sich hysterisch lachend wieder auf.
    Zu spät bemerkte er das Auto, das direkt auf ihn Zuschoss!
    ***
    Tebika
    Besorgt sah Kiango zum Himmel. Wie ein gewaltiges Gebirgsmassiv türmten sich die pechschwarzen Wolken über dem kleinen Dorf auf. Der Priester ahnte, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er hatte versucht, den Geistern der Vergangenheit zu entfliehen. Jetzt kamen sie zu ihm.
    Selbst die Natur ist in Aufruhr. Als wollte sie uns vor dem warnen, was auf uns zukommt , dachte Kiango.
    Ohne genau zu wissen, warum, spürte er instinktiv, dass er im Zentrum der nahenden Katastrophe stand. Ein kleiner Priester, der sein Leben lang nichts anderes gewollt hatte, als dem ärmlichen Leben seiner Mitmenschen etwas Würde und Hoffnung zurückzugeben.
    Ich habe versagt, dachte Kiango resigniert. Er wusste nicht, welches Schicksal ihnen bevorstand, aber er ahnte, dass es keinen Sinn hatte, vor den Mächten, die es auf sie abgesehen hatten, zu fliehen. Sie werden uns finden. Er wird uns finden.
    Der Weiße Zauberer…
    Kiango schüttelte den Gedanken ab. Das konnte nicht sein. Hardenberg war seit hundert Jahren tot. Genau wie Kinjikitile. Aber sieh doch zum Himmel. Sieht das etwa aus wie ein normales Gewitter? Und so ohnmächtig er sich auch fühlte, er musste etwas tun.
    »Maria! Maria!« Kiango bemerkte, wie seine Stimme zitterte, als er etwas lauter rief.
    »Ja, Vater?« Die dicke Haushälterin bereitete gerade das Abendessen zu. Jetzt schob sie ihren mit einer viel zu kleinen Schürze bedeckten Körper aus der Tür und sah verängstigt zum Himmel.
    »Geh zu deiner Familie und sag ihnen, sie sollen in die Kirche kommen. Sag es jedem, den du unterwegs triffst.«
    Maria nickte. An seiner Miene erkannte sie wohl, dass dies nicht der Moment war, Fragen zu stellen. »Ich mache mich sofort auf den Weg.«
    »Gut. Ich komme gleich nach.«
    Doch zuerst hatte Kiango noch etwas zu erledigen. Er musste zum Bürgermeister und ihn davon überzeugen, alle Dorfbewohner in der Kirche zu versammeln. Sie mussten sich so gut es ging gegen das kommende Unheil wappnen.
    Herr sei bei uns!, bat Kiango.
    Doch insgeheim wusste er, dass hier Kräfte am Werk waren, gegen die ein einfaches Gebet nicht ausreichen würde…
    ***
    Songea
    »James!«, schrie Nicole.
    Zamorra hatte den Historiker auch gesehen. Hastig trat er auf die Bremse, aber es war zu spät. Er spürte den Aufprall, und dann verschwand der Historiker aus seinem Blickfeld.
    In Sekundenschnelle stieß Zamorra die Tür auf und sprang aus dem Wagen. James Mutombo lag mit schmerzverzerrtem Gesicht auf der Straße. Als er den Parapsychologen erblickte, verzog er seine Lippen zu einem gequälten Grinsen. »Glückwunsch. Gut getroffen.«
    »Man tut, was man kann«, sagte Zamorra geistesabwesend, während er den Historiker einer schnellen Untersuchung unterzog. Auf den ersten Blick hatte Mutombo den Unfall unbeschadet überstanden.
    »Können Sie sich bewegen?«, fragte Nicole, die sich jetzt ebenfalls neben Mutombo kniete und ihm beim Aufsetzen half.
    »Mal sehen.« Vorsichtig testete der Historiker die Funktionsfähigkeit seiner Arme und Beine. »Glück gehabt. Noch alles dran.«
    »Das hätte auch schief gehen können«, sagte Zamorra. »Was ist da drinnen denn passiert? Sie sind wie von tausend Furien gehetzt auf die Straße gestürmt. Ich hatte keine Chance, Ihnen auszuweichen.«
    »Furien trifft es ganz gut, Professor. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, dass irgendetwas zutiefst Böses hinter mir her war.« Eilig berichtete der Historiker, was ihn in der Bibliothek in Panik versetzt hatte. »Klingt kindisch, oder? Sie müssen mich jetzt für einen ganz schönen

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