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0828 - Der Henker des Herzogs

0828 - Der Henker des Herzogs

Titel: 0828 - Der Henker des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nur flüsternd über sie, denn sie hat Macht. Aber sie verteilt die Macht nicht unbegrenzt, sie sucht sich die Menschen aus. Es ranken sich Geschichten um die Rose, und ich weiß sie sehr wohl.«
    »Was sagt man?«
    »Der große König Artus, Herr über die Tafelrunde, und der mächtige Merlin haben sie gezüchtet. Sie soll auf der Nebelinsel Avalon ihren Stammplatz gehabt haben. Dort wuchs sie heran, und als sie groß und mächtig genug war, haben die beiden sie an sich genommen. Sie wussten, welche Macht die Rose hatte, und sie wollten sie einsetzen, um dem Guten zu dienen. Sie sollte den Menschen zugute kommen, die es wert sind. Ich habe sie lange gesucht, aber ich habe sie nie gefunden, obwohl ich weiß, dass sie sich hier in der Nähe befinden muss. Sie ist unsterblich, sagt man. Sie verleiht dem Guten die Macht, um die Schwachen zu verteidigen. Aber sie ist auch gefährlich, denn wer nicht reinen Sinnes ist, wird von ihr hart bestraft. Du bist nicht bestraft worden, dich hat sie auf die Reise zu mir geschickt. Was immer auch geschehen ist, ich werde keine Fragen stellen. Mirreicht es aus, dass du über die Blume Bescheid gewusst hast und du nicht mein Feind bist. Wer aber hat noch alles an ihr gerochen und ihren Duft in sich aufgenommen?«
    Bei der letzten Frage hatte er sich umgedreht und mich scharf angeschaut. »Ein kleines Mädchen«, sagte ich, »noch ein Kind.«
    »Was geschah mit ihr?«
    »Sie alterte. Ihr Gesicht wurde das einer Greisin, aber der Körper blieb der eines Kindes. Ist Iris, so heißt das Mädchen, deshalb schlecht, wie ich deinen Worten entnehmen muss?«
    Richard Löwenherz hob die Schultern. »Nein, eigentlich nicht. Das kann sie nicht sein, nicht ein Kind…«
    »Warum dann die Veränderung?«
    »Wer sind die Eltern?«
    Ich hob die Schultern. »Leider kenne ich nur die Mutter. Den Vater nicht, er ist verschwunden.«
    »Tot?«
    »Nein, er ging einfach weg.«
    »Hat er an der Rose gerochen?«
    »Das ist möglich.«
    »Wenn es stimmt, dann war er sicherlich nicht gut. Und etwas von ihm steckt auch in dem Mädchen. Deshalb ist es so bestraft worden. Es hat für seinen Vater leiden müssen, und wenn alles stimmt, was ich weiß, kann diese Iris erst erlöst werden, wenn es ihren Vater nicht mehr gibt. Man sollte ihn töten.«
    »So einfach tötet man keinen Menschen«, widersprach ich.
    »Er ist böse.«
    »Was hat er denn getan? Ich würde ihn gern fragen, um mich dann zu entscheiden.«
    »Glaube es mir, die Blume lügt nicht. Sie kennt sich aus. Sie ist ein Wunder Avalons, eine Züchtung des großen Merlin, denn sie allein ist die Blume der Wahrheit.«
    »Kann sie nicht selbst auch töten?«
    Diese Frage hatte Richard Löwenherz überrascht. Er strich sein schmutziges Haar zurück und schaute mich an. »Wieso stellst du diese Frage?«
    »Als ich hineinschaute, sah ich etwas.«
    »Was?«
    »Eine Waffe. Einen Dolch mit sehr langer Klinge, der von einer knöchernen Hand gehalten wurde. Und dieser Dolch bewegte sich auf mich zu. Er wollte mein Gesicht spalten.«
    »Wirklich?«
    Ich wiederholte das Gesagte und sah, wie Richard Löwenherz den Kopf schüttelte. »Nein, das weiß ich nicht. Aber wer kennt schon die Geheimnisse des großen Merlin und des König Artus? Nichts ist vollkommen, auch die blaue Blume wird es nicht sein, aber ich weiß jetzt, dass meine Rettung naht.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich kenne die Legende, die Ahnung. Die blaue Blume ist der erste Schimmer. Ich habe sie selbst nicht gesehen, aber sie wird mir den Weg in die Heimat weisen. Wo sie blüht, da ist auch Hoffnung.« Er nickte. »Ich bin nicht verlassen. Ich habe noch Getreue in meiner Heimat. Ein Robin Hood wird immer für mich kämpfen, und er wird versuchen, das Lösegeld für mich zu sammeln, um mich loskaufen zu können.«
    »Aus meiner Zeit weiß ich, dass es anders gewesen sein muss bei deiner Befreiung.«
    »Wie?«
    »Es gab da einen Sänger, der…«
    Richard Löwenherz ließ mich nicht ausreden. »Ja!« rief er. »Der Sänger Blondel, ein Freund. Was ist mit ihm?«
    »Er soll durch die Lande geritten sein und dich gefunden haben, Richard. Er hat vor jeder Burg ein bestimmtes Lied gesungen, er war Jahre unterwegs und ist so lange geritten, bis er Antwort erhielt. Bis jemand das geheimnisvolle Lied weitersang.«
    »Ich!«
    »Ja, das bist du gewesen.«
    Löwenherz kam wieder zu mir. Er musste sich einfach setzen. Und er schaukelte dabei auf die Bank zu. Beide Hände legte er mir, dem Sitzenden, auf die

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