0829 - Die Hölle der Unsterblichen
das Symbol zeigt, wird er nichts damit anfangen können. Geht zu ihm und bittet ihn um die alten Bücher, die seine Loge von Generation zu Generation überlieferte. Wenn ihr Glück habt… viel Glück… dann werdet ihr dort fündig.«
»Ich hatte einen Traum«, sagte Andrew.
»Da bist du nicht der einzige. Diese Worte kommen mir bekannt vor. Sie haben mir einiges Kopfzerbrechen bereitet, als ich noch über die Dämonen herrschte.« ( Worauf der ehemalige Höllenfürst hier anspielt, dürfte klar sein: »Ich hatte einen Traum« waren auch sehr berühmt gewordene Worte des Bürgerrechtlers Martin Luther King. Der Chronist dieser Zeilen hält es allerdings nicht für unmöglich, dass Amos’ Worte noch eine weitere, tiefere Dimension besitzen. )
Andrew sah Amos verwirrt an. »Eine Vision«, präzisierte er und berichtete davon, wie er in dem Traum den Zettel und die Warnung vor einem Fluch überreicht bekam.
»Ich kann damit nichts anfangen«, sagte Amos nachdenklich. »Der junge Mann, der dir den Zettel brachte, war tot, sagst du?«
»Daran kann es keinen Zweifel geben.«
Sid Amos sah einen Augenblick lang nachdenklich aus. »Es stellt sich die Frage, woher diese Vision stammt. Es war nicht die erste, die du erlebt hast.« Er straffte sich. »Wir sollten aufbrechen!«
Als er schon stand, nahm er noch einmal das inzwischen auf magischem Weg gefüllte Glas in die Hand. Er trank es leer, hustete danach. »Das Original schmeckt doch eindeutig besser.«
»Wir müssen noch einmal ins Château«, sagte Zamorra.
»Eure Ausrüstung, ja… Es kann nichts schaden, sie mitzunehmen.« Amos nickte. »Ich erwarte euch in Paris.«
»Du wirst uns zu dem Hundertjährigen begleiten?«
»Wenn ich nun schon einmal hier bin und euch darauf hingewiesen habe…«
»Tu nicht so scheinheilig!« Nicole stemmte die Fäuste in die Seiten. »Was ist dein Interesse an dieser Sache? Schon damals hast du dich zum Handlanger deines Bruders Merlin machen lassen und Andrew zu ihm auf seine unsichtbare Burg gebracht! Das sieht dir so gar nicht ähnlich!«
»Da will man freundlich sein, und wie wird es einem gedankt?« Amos seufzte. »Nun geht schon ins Château! Wir haben nicht ewig Zeit. Erinnert ihr euch, was ich sagte? Lucifuge Rofocale schläft nicht!«
***
Draußen vor der Tür griff Nicole das Thema noch einmal auf. »Warum wird Assi uns begleiten?«
»Das weiß wohl nur er selbst. Vielleicht hat er einfach nur Interesse an dem, was in der Hölle der Unsterblichen vor sich geht? Dort darben aller Wahrscheinlichkeit nach viele seiner alten Feinde, die er jetzt wohl nicht mehr als Feinde ansieht.« Zamorra war mit der Antwort selbst nicht richtig zufrieden, aber eine andere konnte er nicht geben.
»Er ist meiner Nachfrage geschickt ausgewichen«, ergänzte Nicole. »Faselt der doch irgendwas von Freundlichkeit.« Sie schüttelte den Kopf.
»Du solltest dein ewiges Misstrauen ablegen und ihn vor allem nicht ständig piesacken!«, forderte Andrew.
»Wir können froh sein, dass er hier ist«, stimmte Zamorra zu.
Inzwischen hatten sie ihren Wagen, Nicoles weißes Cadillac-Cabrio Baujahr 59, erreicht. »Falls die Herren mit mir zum Château zu fahren gedenken und nicht zu Fuß gehen möchten, sollten sie sich überlegen, ein wenig freundlicher zu sein.« Sie schwang sich auf den Fahrersitz und ließ den Motor an.
Zamorra wechselte einen raschen Blick mit Andrew. Danach stiegen sie wortlos ein. Der Parapsychologe lächelte seiner Geliebten zu, denn er wusste nur allzu genau, dass sie ihre Drohung ohne mit der Wimper zu zucken wahrmachen konnte.
Sie fuhr mit durchdrehenden Reifen los.
»Wie man es auch nimmt«, meinte Nicole schließlich leise, als sie die Straße zu Château Montagne hochfuhren, »Assi hat uns einen unschätzbaren Hinweis gegeben.«
»Wir haben genau den Ansatzpunkt, den ich suchte«, zeigte sich Andrew begeistert. »In Paris lebt ein hundertjähriger Greis, der weiß, wo sich die Überbleibsel einer alten Geheimlehre befinden, in denen wir mehr über das Symbol herausfinden können.«
»In der Tat wird es langsam sehr erfolgversprechend«, stimmte auch der Meister des Übersinnlichen mit ein. »Heute morgen durchforsteten Nici und ich noch unsere Bibliothek ohne auch nur irgendeinen brauchbaren Hinweis, und jetzt beginne ich langsam aber sicher zu glauben, dass Aussicht auf Erfolg besteht!«
»Es ist ja nicht nur Assis Hinweis«, ergänzte Nicole. »Da ist auch noch das Langka, von dessen Existenz wir bislang
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