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083 - Das Ende der Unschuld

083 - Das Ende der Unschuld

Titel: 083 - Das Ende der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Barbarin. Der Albino pfiff durch die Zähne - zwischen den Büschen am Waldrand tauchte die weiße Gestalt des Lupa auf. Wulf wartete, bis die Menschen auf seiner Höhe waren, dann trottete er neben Rulfan her.
    Aruula schien am Ende zu sein, sie weinte unentwegt und Matt musste sie stützen. Vielleicht war es das erste Mal, dass sie ihr ungeborenes Kind beweinte.
    Hammerhart, ein Kind zu verlieren, Mickey. Wir Männer können das kaum nachvollziehen. Aber sie schafft es, glaub mir. Ich kenne keine Frau, die so gut einstecken kann wie Aruula…
    Die anderen warteten bereits beim ARET, dessen Motor eintönig wummerte. Aus den Augenwinkeln spähte Dave nach dem Mann, der schweigend neben ihm lief. Rulfans Miene war hart, ein bitterer Zug lag um seine Lippen. Seine Blick hing an den Rücken des Paares vor ihm.
    Rulfan - viel mehr Sorgen als um Aruula machte sich Dave seinetwegen. Die Rivalität zwischen dem Albino und dem Commander war doch mit Händen zu greifen. Wohin sollte das führen? Und dann der angeschlagene Quart’ol, und der verliebte Aiko, und der kranke Pieroo…
    Und Mr. Black nicht zu vergessen - der Mann war einfach zu gründlich von sich überzeugt, um sich in kritischen Situationen zurückzuhalten. Auch darin lag ein Risiko.
    Die Fäuste in die Hüften gestemmt, stand Black auf dem Trittbrett am Heck des Expeditionspanzers und sah ihnen entgegen. Seine finstere Miene verhieß nichts Gutes. Wie gesagt, es war nicht die Zeit für freundliche Mienen.
    »Kommt ihr auch schon?!«, rief er. »Nennt ihr das etwa Disziplin?! Wenn wir einen Zeitpunkt für die Abfahrt vereinbaren, dann verlasse ich mich darauf, dass alle pünktlich an Bord sind!«
    Matt erwiderte nichts, verzichtete auch auf Erklärungen. Er half Aruula den Tritt zur Heckluke hinauf, und Black, der wohl ihre Tränen sah, beeilte sich, ihr in den Expeditionspanzer zu helfen.
    Dass sie den ARET gefunden hatten, war ein Segen. Ein russisches Modell, fünfzehn Meter lang, Leichtmetall-Verbundpanzerung, drei Achsen und von einem Fusionsreaktor angetrieben. Die Abkürzung stand für Autonomer Russischer Expeditions-Tank. Die russische Originalbezeichnung würde Dave sich bis ans Ende seiner Tage nicht einprägen können.
    Mit einem Satz sprang der Lupa vom Boden aus in die Heckschleuse, Rulfan folgte ihm, Dave stieg als Letzter ein.
    »Was ist los, Professor?«, raunte Mr. Black ihm zu, während er ihn in die Schleuse schob. »Dicke Luft, oder was?« Dave zuckte mit den Schultern.
    Der Expeditionspanzer war eine Entwicklung der sogenannten Russischen Bunkerliga - aus was auch immer die bestehen mochte. Irgendwann werden wir es erfahren, was meinst du, Mickey ?
    Und dieser hier war sogar ein Geschenk jener Technos. Der letzte Überlebende einer russischen Forschungsexpedition - ein gewisser Boris - hatte ihnen den Weg zu dem zurückgelassenen Panzer beschrieben.
    Sie hatten Boris als Sklaven in einem Bergwerk dieser Maulwurfsmenschen getroffen; Na’krato oder wie sie sich nannten. Retten konnten sie den armen Kerl nicht. Der Schutzanzugträger hatte sich im Bergwerk zusammen mit seinem Peiniger in die Luft gesprengt.
    Harte Zeiten, wie gesagt; harte Zeiten auch für andere in dieser Gegend.
    Dave ging durch den Ruheraum, wo Pieroo sich auf einer Pritsche ausstreckte und Wulf zu Füßen Aruulas und Rulfans lag, durchquerte das kleine Labor und schob sich durch die Schleuse in die Kommandozentrale an der Spitze des Panzers.
    Dort nahm er auf dem Navigationssessel Platz. Vor Matt und neben dem noch leeren Kommandosessel saß Quart’ol.
    Der Hydrit - eigentlich war er der Navigator.
    Mr. Black drängte sich an Dave und Matt vorbei und ließ sich in den Schalensitz fallen. »Dann wollen wir mal.« Seine Finger flogen über die Tastatur des Steuerpults. Der Panzer setzte sich in Bewegung.
    Später, an einem Tag in nicht mehr allzu ferner Zukunft, würden sich alle an diese Panzerfahrt als einen Aufbruch erinnern, der unmittelbar in den Großen Krieg hineinführte.
    Jedenfalls diejenigen unter ihnen, die an jenem nicht mehr fernen Tag noch leben würden.
    ***
    Sein Bewusstsein strömte durch unzählige Neuronen, sprang von Synapse zu Synapse. Alle neunundvierzig Brutzellen tastete es ab. Die Keimlinge wuchsen rasch, manche bewegten sich bereits. Alle neunundvierzig entwickelten sich genauso, wie es der Matrize in Ora’sol’guudos Speichereinheit entsprach.
    Und wie immer während der Kontrollphasen durchperlten Wogen ungeheurer Vorfreude seine Aura.

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