083 - Der Tod trägt eine Maske
Cassemock gewarnt wurde.
Er ließ sie los und stieß sie zurück. Der kleine Dolch blitzte in ihrer Hand, und die Klinge verletzte den Hochverräter am Hals, aber es war nur eine unbedeutende Wunde.
Als der Markiase das Blut über seinen Hals rinnen spürte, griff er wütend zum Schwert. »Du verfluchtes Luder!« schrie er und riß das Kurzschwert aus der Scheide.
Die Prinzessin schloß erschüttert das Auge und erwartete den Todesstoß. Sie hatte versagt! Alcarrax schien schützend seine Hand über diesen Mann zu halten…
***
Der Mann, ein Darganese, wollte sich auf eines der Schattenpferde schwingen und davongaloppieren, doch ich war mit einem Satz bei ihm und riß ihn herum. Er nützte den Schwung der Drehung aus und wollte mich mit einem gemeinen Schlag ausschalten, doch ich spannte meine Bauchmuskeln an und verkraftete den Treffer verhältnismäßig gut.
Ich konterte mit einem Schulterwurf und schleuderte den Darganesen in den Sand.
Aufgeben schien ein Wort zu sein, das es für die Mitglieder der »Bande der Auserwählten« nicht zu geben schien. Obwohl der Darganese erkennen mußte, daß es keine Aussicht mehr auf eine Flucht gab, versuchte er es trotzdem weiter. Er schnellte herum und wollte seine Zähne in mein Bein schlagen.
Da setzte ich ihm die Spitze meines Schwerts an den Hals und knurrte: »Na los doch, beiß zu!«
Jetzt erst gab er auf. Keuchend ließ er mich los und wälzte sich auf den Rücken. Die anderen kamen näher.
»Wie ist dein Name?« fragte ich ihn.
Er antwortete nicht. Haßerfüllt starrte er mich mit seinem Auge in der Mitte der Stirn an.
»Sein Name ist Fodda«, sagte Scarpatt. »Ich kenne ihn.«
»Vielleicht können wir von ihm ein paar interessante Dinge erfahren«, sagte Mr. Silver.
Ugar schüttelte den Kopf. »Aus diesen Sektierern kriegt man nichts raus. Der Mann würde sich eher die Zunge abbeißen, als zum Verräter zu werden.«
Der Ex-Dämon lächelte. »Wenn er nicht freiwillig redet, kann ich ein wenig nachhelfen.«
Ich wußte, was er meinte. Er wollte den Sektierer magisch hypnotisieren. Bei Menschen hatte Mr. Silver damit keine Schwierigkeiten. Aber wie kam er damit bei einem einäugigen Darganesen an?
Wir würden es gleich wissen.
»Stellt ihn auf die Beine«, verlangte der Ex-Dämon.
Ich trat zurück und überließ den Sektierer Ugar und Scarpatt. Die beiden packten Fodda recht unsanft und zerrten ihn hoch. Er konnte nicht erwarten, daß man ihn mit Glacehandschuhen anfaßte.
Kleine Glutpünktchen tanzten in Mr. Silvers perlmuttfarbenen Augen. Er konzentrierte sich auf den Darganesen und schaltete dessen geistigen Widerstand aus. Das Auge des Sektierers wurde glasig und schien in weite Fernen zu blicken.
»Aus wieviel Mitgliedern besteht eure Bande?« fragte Mr. Silver mit eindringlicher Stimme.
»Dreißig«, antwortete der Darganese. Wir wußten, daß er die Wahrheit sprach.
»Und wer ist euer Anführer?« fuhr Mr. Silver fort.
»Cassemock.«
Mir war, als hätte man mich in Eiswasser getaucht. Cassemock, der Berater der Prinzessin! Er spielte ein falsches Spiel, ohne daß es Ugar oder Ragu aufgefallen war. Der Plan war für mich plötzlich leicht zu durchschauen. Cassemock wollte im Reich der grünen Schatten regieren!
Er hatte das verdammt geschickt eingefädelt, hatte sich bis zum Berater der Prinzessin hochgearbeitet und auf seine Chance gewartet. Nun war sie gekommen.
Alcarrax war wieder da!
Und ein Teil von Cassemocks gefährlichen Plänen war es, daß Ugar ein Gezeichneter war. Er ließ ihn im Palast überfallen und verschleppen. Deshalb hatte er nicht gekämpft, sondern sich nur zurückgezogen und abgewartet. Er wäre verrückt gewesen, sich seinen Leuten entgegenzustellen und sie an dem zu hindern, was er ihnen befohlen hatte.
Und er glaubte, uns dem puppenköpfigen Dämon geschickt in die Hände gespielt zu haben, indem er uns von der Teufelswüste erzählte.
Ein verdammt cleverer Bursche war dieser Cassemock. Er hatte Ugar aus dem Weg geräumt und würde nun den Platz an Ragus Seite einnehmen wollen. Sollte die Prinzessin damit nicht einverstanden sein, würde er sie mit Sicherheit eiskalt ermorden. Ein Kerl, der Alcarrax zu dienen bereit war, hatte kein Gewissen.
Ugar zog aus dem Geständnis des Sektierers anscheinend dieselben Schlüsse, denn er stöhnte plötzlich auf: »Ragu! Sie ist in Gefahr!«
»Was hat Cassemock vor?« wollte Mr. Silver von dem Hypnotisierten wissen.
»Alcarrax wird ihn zum Statthalter ernennen«,
Weitere Kostenlose Bücher