083 - Der Tod trägt eine Maske
Ursprungs. Folglich war der Einsatz des Kreuzes sinnvoll und gerechtfertigt.
Blitzende Reflexe tanzten auf den Balken des Kreuzes, als Pater Severin es auf die Stirn des Dämons drückte. Der Rüsselkiller riß entsetzt die Augen auf. Panik flackerte darin.
Sein Maul öffnete sich zu einem markerschütternden Schrei, doch Pater Severin kannte keine Gnade. Nicht mit Höllenwesen!
Das geweihte Kruzifix setzte weißmagische Kräfte frei. Es zischte, brodelte, die Elefantenhaut warf Blasen, während sich der Rüssel nach innen stülpte.
Der Rüsselkrieger erschlaffte wie eine aufblasbare Puppe, aus der die Luft entweicht. Eine leere, faltige Haut blieb übrig. Kein Körper füllte mehr den Brustpanzer aus.
Mein Feind versuchte mich mit der Doppelspitze seiner Lanze zu durchbohren. Ich sprang zur Seite. Haarscharf zuckte die gegnerische Waffe an mir vorbei. Ich hieb mit dem Kurzschwert auf den Schaft, und die Lanze hatte keine Spitze mehr.
Obwohl mir mein starker Gegner vollste Konzentration abverlangte, konnte ich nicht verhindern, daß ich an die grünen Wesen dachte, die auf unserer Seite kämpften.
Ugar und seine Freunde besaßen keine magischen Waffen, deshalb würden sie es schwer haben gegen die Rüsselwesen. Sie würden sie niederschlagen und vielleicht vorübergehend außer Gefecht setzen, aber nicht töten können. Ihre Gegner würden sich immer wieder erheben, wenn wir uns ihrer nicht annahmen.
Mein Feind setzte den Lanzenschaft nun so ein wie Pater Severin seinen Kampfstock. Er war schnell und hatte ein gutes Auge. Mehrmals gelang es ihm, mich schmerzhaft zu treffen und gleichzeitig selbst einem Treffer zu entgehen.
Er setzte in diesem erbitterten Kampf alles ein, was er hatte, auch die langen Hauer. Mit gesenktem Schädel ging er auf mich los, und dann wollte er mir die langen Zähne in den Bauch rammen.
Mein Schwert landete auf seinem Kopf, aber der scharfen Klinge gelang es nicht, die graue Elefantenhaut zu durchschlagen.
Ich disponierte um, wechselte die Waffen. Ich nahm meinen magischen Flammenwerfer zur Hand.
Als die armlange Feuerlohe aufflammte, stutzte der Rüsselkiller, und dann wich er zurück. Er hatte Angst! Er schien zu spüren, daß ich ihn mit diesem Feuer vernichten konnte, deshalb versuchte er zu fliehen, aber das ließ ich nicht zu.
Er konnte sich nur noch umdrehen, dann war ich mit einem weiten Satz hinter ihm und stieß zu.
Die Flamme drang ein, als gäbe es den schwarzen Brustpanzer gar nicht. Mühelos traf sie den Körper und vernichtete das dämonische Innenleben meines Feindes.
Die grünen Wesen kämpften immer noch gegen die Rüsselkiller. Egal, wie oft sie ihre Gegner auch niederstreckten, die Kerle standen immer wieder auf und setzten den Kampf fort.
Irgendwann hätten die Rüsselwesen dann gesiegt, doch soweit ließen wir es nicht kommen. Mr. Silvers Höllenschwert führte die gewünschte Entscheidung herbei.
Dann war Alcarrax' Miniaturarmee geschlagen. Eine gespenstische Stille lag über der Teufelswüste. Die leeren Holzkreuze erinnerten an das Schicksal jener Gezeichneten, denen wir nicht mehr helfen konnten.
Alcarrax mußte wissen, daß wir seine Rüsselwesen vernichtet hatten, aber er reagierte nicht darauf. Mein Blick schweifte durch die Wüste.
Wo steckte Alcarrax? Warum unternahm er nichts mehr gegen uns? Er hatte mit Sicherheit noch nicht alle Trümpfe ausgespielt. Dämonen wie er hatten immer noch einige unangenehme Überraschungen in der Hinterhand. Es wäre ein großer Fehler gewesen, dem Frieden zu trauen.
Ich schaute Mr. Silver fragend an. »Spürst du ihn? Ist er in der Nähe?«
»Wenn ja, dann hat er sich gut abgeschirmt«, brummte der Hüne. »Ich kann ihn nicht orten.«
»Er wird noch einmal zuschlagen«, sagte ich überzeugt. »Die Vernichtung der Rüsselkiller nimmt er nicht einfach hin.«
»Erst mal wird er sich an den Opfern laben, die ihm die ›Bande der Auserwählten‹ hier präsentierte«, sagte Mr. Silver. »Er hat Zeit. Wir können nichts gegen ihn unternehmen, solange wir nicht wissen, wo er sich befindet.«
»Verdammt, Silver, du mußt ihn ausfindig machen. Es ist ungeheuer wichtig…«
»Das weiß ich, Tony, und ich gebe mein Bestes, aber verlange von mir nicht, daß ich Wunder vollbringe.«
Während des Kampfes mit den Rüsselwesen hatten sich die Überlebenden der »Bande der Auserwählten« aus dem Staub gemacht. Alle hatten sich klammheimlich abgesetzt - bis auf einen.
Und der versuchte es jetzt…
***
Ragus Herz
Weitere Kostenlose Bücher