0830 - Das Vampirloch
hätte gern etwas gesagt, aber in ihrer Kehle brannte es plötzlich, als hätte sie Säure getrunken. Für einen Moment war ihr die Luft weggeblieben. Schattenhaft nahm sie wahr, daß sich Lin von ihrem Platz hinter der Bar löste, um auf sie zuzugehen. Auch Evana veränderte ihre Stellung, sie baute sich hinter Glenda auf.
Neben ihr stöhnte Eddy. Ihm erging es nicht anders als Glenda, nur hatte er seine Arme in die Höhe gerissen und beide Hände um seine Kehle gekrallt. Die Wirkung des Drinks kam ihnen beiden vor, als hätten sie Feuer getrunken.
Feuer, das sich immer mehr ausbreitete und nicht allein auf den Kopf beschränkt blieb.
Sie brannten, die Luft wurde ihnen knapp, und die Kräfte verließen ihre Körper.
Glenda Perkins gelang es nicht mehr, sich am Handlauf festzuhalten. Ihre Finger lösten sich automatisch, und das war genau der Zeitpunkt, wo sie zurückkippte.
Hinter ihr stand Evana. Sie fing den fallenden Körper ab, und Lin tat es bei Eddy.
Beide hielten sie die Neuen fest. Evana schaute Lin an. »Jetzt gehören sie zu uns«, flüsterte sie.
»Und wer bekommt ihr Blut?«
»Wir teilen es uns.«
Damit war Lin zufrieden, nicht aber mit dem Platz der beiden Neuen an der Bar. Deshalb zerrten sie die leblosen Gestalten von den Hockern und trugen sie zu einem der leeren Tische, von den anderen Gästen kommentarlos beobachtet, denn ein jeder, der hier hockte, befand sich im gleichen Zustand wie Eddy und Glenda.
Sie wurden gegen die Lehnen der Sitzmöbel gedrückt und blieben wie Puppen in ihren Haltungen hocken. Evana trat zwei Schritte zurück. Sie begutachtete ihr Werk und war zufrieden.
»Du bleibst hier, Lin.«
»Und du?«
»Ich werde mich um den Neugierigen kümmern.«
Die Chinesin verbeugte sich. »Wirst du ihn auf deine Art und Weise töten?«
»Ich weiß es noch nicht«, erwiderte Evana lächelnd und tat sehr geheimnisvoll.
Dann ging sie weg.
Wie ein lebender Schatten war sie schon nach wenigen Schritten im Hintergrund verschwunden, als hätte es eine Person mit ihrem Namen nie gegeben…
***
In den grauen, trockenen Staub war Feuchtigkeit hineingelangt und hatte ihn zu einem aschigen Schmier werden lassen. Er klebte überall in dem Kellerraum, auch an der Kleidung, am Gesicht und an den Händen des Mannes, der über seine eigene Dummheit fluchte, so blauäugig in eine Falle gelaufen zu sein.
Die Folgen davon hatte er zu tragen, und es sah verdammt nicht gut für ihn aus.
Man hatte Percy Quade überwältigt und an einen sehr schweren, eisernen Gegenstand festgebunden.
Er konnte nicht sehen, was ihn da hielt, es war einfach zu dunkel in diesem Verlies. Er ging nur davon aus, daß er in einem Kellerraum lag, der verdammt kalt war. Die Kälte schlich in seinen Körper, denn die Kleidung konnte ihn nicht mehr schützen.
Irgendwie bin ich ein Idiot, dachte er. Ein verdammter Irrer. Einer, der den Hals nicht vollkriegen kann. Einer, dem die Neugierde noch zum Verhängnis wird.
Der Anruf des Geisterjägers hatte Percy Quade aufgeschreckt. Nicht daß ihm sein Job in zu ruhigen Bahnen verlaufen wäre, das nicht, aber er war ein Mensch, der hin und wieder einen »Kick« brauchte, um erneut durchstarten zu können, und die Gelegenheit war ihm da doch günstig erschienen.
Raus aus seiner Tretmühle, hineingehen in die andere, etwas Neues herausfinden, vor allen Dingen deshalb, wenn es einen so außergewöhnlichen Namen hatte.
Er hatte von dem Vampirloch schon gehört, nur wußte er nicht, was sich dahinter verbarg. Er war davon ausgegangen, in einer ungewöhnlichen Disco zu landen oder in einem aus der Reihe fallenden Restaurant, tatsächlich aber hatte man ihn überwältigt, und er wußte nicht mal, wer ihn niedergeschlagen hatte.
Erwacht war er in diesem feuchtkalten Keller und angekettet an einen schweren Gegenstand. Zudem war es in seiner Umgebung so dunkel, daß er den Gegenstand nicht mal erkennen konnte. Er wußte einfach nicht, ob es eine Bank oder ein Tisch war, jedenfalls sehr schwer, denn seine Kraft hatte nicht ausgereicht, um ihn zur Seite zu schieben.
Hinzu kam die Schwäche.
Der Schlag gegen den Kopf, etwa in Nackenhöhe, hatte für ihn Folgen gehabt. Die Schmerzen brummten wie ein Bienenschwarm in seinem Schädel. Er mußte sich hart zusammenreißen, um überhaupt denken zu können, aber es hatte einfach keinen Sinn, sich über eine Befreiung Gedanken zu machen, denn daran hinderte ihn unter anderem die schwere Kette. An einem Ende war sie mit einem Ring verbunden,
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