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0830 - Das Vampirloch

0830 - Das Vampirloch

Titel: 0830 - Das Vampirloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nur ein billiges Fähnchen als Kleid, das so aussah, als wäre es ein zu kurz geratenes Leichentuch. Es konnte jeden Augenblick vom Körper rutschen, und es paßte auch zu dem bleichen Gesicht mit dem schiefen Mund, der wohl ein Lächeln andeuten sollte.
    Ähnliche Gestalten kannte Percy Quade von seiner Arbeit als Streetworker her. Das waren die Süchtigen, die Suchenden, die durch London hasteten und darauf aus waren, einen schnellen Schuß zu bekommen. Es waren die, die man nur bedauern konnte, für die es kaum eine Rettung mehr gab, auch wenn Quade und seine Kollegen sich noch so anstrengten.
    Doch diese hier war gefährlich. Trotz des verhältnismäßig schlechten Lichts entdeckte Percy den Ausdruck in ihren Augen, der ihm überhaupt nicht gefiel. Sie schaute ihn an, als wäre sie hungrig auf sein Fleisch und auf sein Blut.
    Der Schauer, der jetzt über seinen Körper rann, stammte nicht von der Kälte, es war eine Folge der Furcht, die sich dicht in ihm zusammendrängte, und er mußte sich überwinden, um überhaupt eine Frage stellen zu können. »Wer bist du?«
    »Ich heiße Evana.«
    »Ein seltsamer Name.«
    »Er stammt nicht von hier. Aus dem Südosten Europas…«
    »Aha.«
    »Wie heißt du?«
    »Percy Quade.«
    Die Fahlblonde nickte, als hätte sie nichts anderes erwartet, aber sie konnte ihn nicht kennen, denn dann hätte Quade auch sie gekannt, und das stimmte einfach nicht. »Hast du mich niedergeschlagen?«
    ***
    »Ja, das tat ich.«
    »Warum?«
    »Was wolltest du hier?« antwortete sie mit einer Gegenfrage. »Was hat dich hergetrieben?«
    »Die Neugierde.«
    »Nein, du hast nicht zu den Eingeweihten gezählt. Ich habe die Reklamen nur in bestimmte Zeitungen gelegt, und ich habe mir die Personen zuvor angeschaut. Ich wollte bestimmte an mich binden, verstehst du?«
    »Nein.«
    »Ich möchte gewisse Gruppen ausrotten!«
    Quade zuckte zusammen, als er den letzten Ausdruck hörte. Der paßte ihm überhaupt nicht, er ignorierte ihn auch weiter und sprach möglichst gelassen. »Ich war also nicht eingeladen.«
    »So ist es.«
    »Aber es hat sich schon herumgesprochen, daß hier ein neues Lokal eröffnet wurde.«
    »Das ist nicht schlimm. Nur werde ich mir die Gäste an diesem Abend aussuchen. Wer später den Weg zu mir findet, das ist mir egal, dann habe ich meine Pläne bereits beendet. Heute aber, wo das Blutfest stattfinden wird, möchte ich nur bestimmte Gäste in meiner Umgebung haben, und das habe ich erreicht.«
    »Dann bin ich also falsch.«
    »Ja«, sagte sie und verzog den Mund. »Du bist sogar tödlich falsch, Percy.«
    Genau diese Worte waren wieder eine Antwort, die ihm auf keinen Fall passen konnte. Einen Schrei konnte er unterdrücken, es wäre ein Schrei der Wut gewesen, und er dachte daran, daß er nur mit der rechten Hand angekettet war. Die linke konnte er bewegen, die beiden Füße ebenfalls, nur eben nicht die alte Druckmaschine aus Eisen zur Seite ziehen.
    Das Weib hat seltsame Augen, dachte Quade. Schreckliche Augen eigentlich, so wenig menschlich wie zwei Lichter, die sich, aus dem fernen All kommend, festgesetzt hatten. Er mochte diese Augen nicht und glaubte auch, in oder hinter dem fahlen Gelb dünne Blutgerinsel zu sehen, die ein Netz gezogen hatten.
    Er schüttelte sich, als hätte man ihn mit Eiswasser übergossen, doch er tat es nur, weil diese Person ihren Platz verlassen hatte und auf ihn zuging.
    Sie blieb dabei stumm. Allein ihr Gesicht und damit auch ihr Blick waren ihm zugewandt.
    Quade rührte sich nicht. Gedanken schossen durch seinen Kopf, und sie vertrieben die dumpfen, im Hintergrund lauernden Schmerzen. Er überlegte, wie er sich gegen diese Person wehren sollte, denn auf keinen Fall wollte er sich widerstandslos fertigmachen lassen.
    Sie kam noch näher.
    In Reichweite stoppte sie.
    Percy hatte seinen linken Arm nach unten gedrückt. Ohne daß die Frau es sehen konnte, ballte er die Hand zur Faust. In dieser Lage hätte er sich einen Schlagring gewünscht, aber er würde sie auch so niederschlagen können, wenn er richtig traf.
    Als sie lächelte, hätte er am liebsten schon zugedroschen, so quer ging ihm dieses Grinsen. Noch tat sie ihm nichts, er beherrschte sich. Evana aber wollte nur näher an ihn heran.
    Sie schlich auf ihn zu. Das Lächeln blieb ebenso wie der Glanz ihrer Augen. Beides war so falsch, aber mit einer sehr behutsam anmutenden Geste hob die Frau den rechten Arm und streckte ihre Hand seinem Gesicht entgegen.
    Er ließ es zu.
    Auch gegen die

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