0830 - Die vierte Inkarnation
sein?"
Wieder ließ BULLOC sich zu einer Argumentation verleiten.
„Noch niemals hatte BARDIOC einen Gegner wie jetzt", gab er zurück. „Wir müssen uns mit einer anderen Superintelligenz auseinandersetzen, der verabscheuungswürdigen Kaiserin von Therm.
Nur, wenn sie vernichtet wird, kann der Meister sich weiter ausdehnen.
Dazu braucht er mich. Ihr seid nicht fähig, der Kaiserin von Therm zu widerstehen. Euer Versagen wurde durch den Zwischenfall im Varben-Nest hinreichend dokumentiert.
Wesen wie diese Menschen konnten euch gefangennehmen."
„Es war ein unvorstellbarer Zwischenfall, der durch die Veränderung der Gravitationskonstante ausgelöst wurde!"
„Mir wäre das nicht passiert!" behauptete BULLOC verächtlich.
„Zusammen sind wir noch stärker", lockte VERNOC.
Das war eine Lüge, denn die drei anderen hatten längst begriffen, daß sie für BULLOC nur Ballast darstellten.
BULLOC wurde zornig und startete einen unkontrollierten Angriff gegen die drei alten Zustandsformen.
Er schleuderte ihnen eine geballte Ladung mentaler Energie entgegen und spürte förmlich, wie sie sich darunter qualvoll wanden. Erneut stieß er zu und drängte sie immer weiter zurück. CLERMAC, SHERNOC und VERNOC schrumpften zusammen.
BULLOC stieß in den gewonnenen Raum vor und dehnte sich weiter aus. Er erdrückte jene, aus denen er hervorgegangen war, mit seiner Kraft.
Für einen Augenblick brach die Gegenwehr seiner Vorgänger zusammen, sie waren nur noch ein verströmender Gedanke voll nackter Verzweiflung. Unfähig, eine klare Überlegung anzustellen, klammerten sie sich mit ihren letzten Bewußtseinsspuren an BULLOC selbst fest.
Ihre Hilflosigkeit erschütterte BULLOC zutiefst, gleichzeitig haßte er sie für ihre animalische Gier, mit der sie an ihrem armseligen Dasein hingen.
In diesem Moment hätte er sie endgültig vernichten oder verdrängen können, doch er wurde von seinen Gefühlen überwältigt und zögerte. Sofort dehnten die drei anderen sich wieder aus und bedrängten ihn.
Der gemeinsame Körper zuckte heftig zusammen.
BULLOC wußte, daß er nicht zu viel Zeit vergeuden durfte.
Die Menschen außerhalb der Sphäre würden mißtrauisch werden. Außerdem bestand die Gefahr, daß die Mentalbarriere nicht hielt und ein Gedankenimpuls nach draußen drang.
BULLOC dachte an BARDIOC. Er war ein Teil der Superintelligenz, trotzdem konnte er sich kein rechtes Bild von seiner Beziehung zu ihr machen. Im Gegensatz zu CLERMAC, SHERNOC und VERNOC hatte er nie direkten Kontakt zu BARDIOC gehabt.
Auch in dieser Beziehung unterschied er sich von den alten Zustandsformen.
Er war etwas Unvergleichliches.
BULLOC erschauerte, wenn er die Möglichkeit bedachte, daß eine Wesenheit wie BARDIOC eine Inkarnation sozusagen aus dem Nichts entstehen zu lassen in der Lage war.
Doch das war ja nur bedingt richtig.
BULLOC war nicht aus dem Nichts entstanden, sondern aus den drei etablierten Zustandsformen der Inkarnation hervorgegangen. Er war der absolute Höhepunkt dieser ungewöhnlichen Evolution, über ihm stand nur noch BARDIOC selbst.
„Wir erkennen deine Größe und Einmaligkeit an und unterwerfen uns" meldete VERNOC erneut. „Du mußt uns lediglich schonen. Wir bescheiden uns mit dem denkbar kleinsten Raum."
„Ich vernichte euch!" erwiderte BÜLLOC. „Denn ich kann euch nicht an meiner Seite dulden."
*
Die beiden Medo-Roboter betteten Preux Gahlmann auf die Liege und schlossen ihn an ihr Diagnostiksystem an.
Elliot, der Hangarleiter, der mit in die Krankenstation gekommen war, beobachtete die Vorbereitungen für die Untersuchung mit Interesse.
„Wollen Sie hier warten?" erkundigte sich Dr. Hallmann, der diensthabende Multi-Mediziner. Er schien nicht damit einverstanden zu sein, daß außer ihm und dem Kranken ein anderer Mensch in der Station blieb.
„Ich werde im Hangar jetzt nicht benötigt", antwortete Elliot. „Gahlmann ist mein engster Mitarbeiter, und ich wüßte gern, was ihm fehlt."
Hallmann, ein spitzgesichtiger Solgeborener mit hängenden Schultern und einem ungepflegten Oberlippenbart, zuckte die Achseln.
„Meinetwegen! Die vorläufige Diagnose wird in ein paar Minuten feststehen, es sei denn, die ganze Sache ist psychisch bedingt."
Elliot verzog das Gesicht.
„Preux hat nichts mit der Seele", sagte er sarkastisch. „Der ist stabil."
„Woher wollen Sie das wissen?" erkundigte sich Hallmann ärgerlich. „Wie sehr, denken Sie, kann man sich gerade in dieser Beziehung
Weitere Kostenlose Bücher