Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0831 - Leichen frei Haus

0831 - Leichen frei Haus

Titel: 0831 - Leichen frei Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Alkohol zeigte bereits Wirkung. Seine Augen hatten den normalen Blick verloren, sie waren glasig geworden, und aus ihnen stierte er trübe ins Leere. Er hatte sein Haar zerwühlt und schaute immer wieder sein Gelenk an, das von den dicken Fingern der Leiche umklammert worden war.
    »Das war ein Scheißgefühl, Alvin, das kannst du mir glauben.«
    »Ich weiß.«
    Dayton suchte nach Worten. »Der Tote lebt, ich sage es dir«, brabbelte er. »Der ist nur scheintot oder so ähnlich. Was Iris erzählt hat, ist Unsinn. Kein Reflex, das war gesteuert, die Leiche hat genau gewußt, was sie wollte.« Er verstummte und schüttelte den Kopf.
    »Und das hat sie deiner Meinung nach gewußt, Slim?«
    Dayton lachte bitter. »Daß wir fertig gemacht werden sollen. Wir sind die Bauernopfer für diesen beschissenen Tamura-Konzern. Wir werden geopfert und zwar den höheren Dingen. Wer weiß, welche Experimente die in Wirklichkeit durchführen wollen?«
    Seine Stimme fing sich wieder. Die Überlegungen hatten ihn wohl nüchterner werden lassen. »Diese Japaner haben doch nur Dumme gesucht, nur Dumme, Alvin.« Er wollte wieder nach der Flasche greifen, doch sein Gegenüber war schneller und nahm ihm sie weg. Dayton protestierte nicht, er hob nur die Schultern.
    »Irgendwo gebe ich dir recht.«
    »Wobei?«
    »Bei dem, was du vorhin gesagt hast.«
    Dayton hatte etwas Mühe, den Kopf hochzuhalten, deshalb stützte er sein Kinn auf. »Aber was wollen diese Schweinehunde hier ausprobieren? Kannst du mir das sagen, Alvin?«
    »Nein.«
    Dayton lachte. »Das ist einfach furchtbar. Wir werden verarscht. Wir sind ebensolche Objekte wie die Leichen, mit denen wir experimentieren. Crash-Tests mit Toten. Ist nicht gerade etwas für Moralisten, aber was hat in dieser Welt schon mit Moral zu tun? Ist der Krieg auf dem Balkan moralisch?«
    »Nein, Slim.«
    »Eben. Tierversuche sind auch nicht moralisch. Das Foltern von Gefangenen ebenfalls nicht. Die wollen uns auf eine ganz subtile Art und Weise zur Sau machen, und sie werden es auch schaffen, weil sie am längeren Hebel sitzen. Wir haben die Verträge unterschrieben, und wir müssen uns noch daran halten. Das alles sehe ich ein, aber es widert mich an, wenn ich daran denke, was passieren wird, falls wir mal aussteigen. Dann machen sie uns doch fertig. Dann kommen wir vorn und hinten nicht mehr hoch, und ich sehe mich schon als Leiche irgendwo liegen.«
    »Du siehst zu schwarz.«
    Dayton hob den Blick. Seine Augen waren wieder trübe geworden. »Ich gehe nicht schlafen.«
    »Was? Warum nicht?«
    »Ich bleibe hier sitzen. Ich schaffe es nicht mehr. Ich werde auf dem Tisch einschlafen, Alvin. Es ist alles so…« Seine weiteren Worte gingen unter in einem unverständlichen Gemurmel. Dabei legte er sich mit dem Oberkörper langsam auf die Tischplatte. Sekunden später war er bereits eingeschlafen, und Alvin Shephard hörte das Schnarchen des Kollegen.
    Er stand auf.
    Bleiben wollte er nicht. Er nahm die Flasche mit, schaltete das Hauptlicht aus und ließ nur eine kleine Lampe brennen. Dann verließ er den Raum, ging durch den schmalen Flur und betrat sein Zimmer. Dort setzte er sich auf das Bett, und diesmal war er es, der einen langen Schluck aus der Flasche nahm.
    Doch auch dadurch ließ sich seine bohrende Furcht nicht bekämpfen. Vor Jahren hatte er den ersten Film der Alien-Trilogie gesehen. Er erinnerte sich daran, wie das Grauen über die Besatzung des Raumschiffs gekommen war. Die Leute hatten weder ein noch aus gewußt, sie waren Gefangene gewesen, und so ähnlich wie den Männern im Film erging es ihnen auch. Sie waren ebenfalls gefangen, Bauernopfer, wie Dayton schon richtig gesagt hatte.
    Die Zukunft sah düster aus…
    ***
    Das Erwachen glich einem Schreck, der tief in Iris' Körper eingedrungen war und sie aus ihrem ruhenden Zustand hervorgerissen hatte. Sie blieb still liegen, war sofort hellwach und stellte sehr bald fest, daß sie geweint hatte. Das Licht gab seinen matten Schein ab, der trotzdem zu sehr blendete, und sie rieb die Augen erst frei, bevor sie sich aufrichtete und mit angezogenen Beinen auf dem Bett hockenblieb.
    Iris Long hätte keinen Grund für ihr Erwachen nennen können, denn sie wurde von einer schon bedrückenden Stille umgeben. Ein Geräusch war es bestimmt nicht gewesen, wohl aber die innere Unruhe, die sich bestimmt noch verstärkt hatte.
    Von ihrem Bett aus schaute sie gegen die schmale Eingangstür der kleinen Kammer. Da bewegte sich nichts, aber sie konnte sich

Weitere Kostenlose Bücher