0831 - Leichen frei Haus
vorstellen, daß plötzlich jemand seine kalte Totenklaue von außen her auf die Klinke legte und die Tür aufdrückte.
Ein Zombie, eine lebende Leiche, ein Untoter, der schrecklichen Gesetzen gehorchte.
Als Iris daran dachte, schrak sie zusammen und hatte das Gefühl, in einen großen, mit Eis gefüllten Eimer gestopft zu werden. Sie stand auf.. An der Tür bewegt sich nichts. Iris fror, sie schüttelte sich und ging auf die Tür zu, wobei sie sich bückte und ihr Ohr an das Kunststoffmaterial legte.
Kein Geräusch drang an ihr Ohr. Es blieb still, und wieder empfand sie diesen Zustand als äußerst bedrückend.
Warten…
Worauf warten?
Sie schüttelte über sich selbst den Kopf. Das Herz schlug schneller als gewöhnlich. Die verdammte Decke kam ihr so niedrig vor, und sie hatte das Gefühl, irgendwann ersticken zu müssen. Es lag an dieser zu engen Kammer und natürlich an den Vorgängen, die so unerklärlich für sie waren und nun hinter ihr lagen.
Die Leiche wollte ihr nicht aus dem Kopf. Es war wider alle Gesetze, sie hätte sich nicht bewegen dürfen, sie hatte es trotzdem getan, und diese Tatsache ließ Iris keine Ruhe.
Sie faßte einen Entschluß, obwohl ihr dieser mehr als schwerfiel. Sie wollte, sie mußte einfach nachschauen, was mit diesem Toten tatsächlich los war.
Auch wenn sie allein war und durch die Dunkelheit dieses Baus schritt, wobei sich ihre Furcht vervielfältigen würde, mußte sie den Weg einschreiten.
Der Schrank war nicht mehr als ein Spind. In ihm bewahrte sie einige persönliche Dinge auf, unter anderem auch eine starke Taschenlampe. Sie war so lang wie ein Unterarm, das Gehäuse bestand aus leichtem Kunststoff.
Auf leisen Schritten verließ die Ärztin ihr Zimmer. Im Gang blieb sie stehen und verschmolz mit der Dunkelheit. Nur der weiße Laborkittel schien grau zu leuchten. Ein Beobachter hätte den Eindruck haben können, daß ein Gespenst auf ihn lauerte.
Lange blieb Iris Long nicht stehen. Als sie sicher sein konnte, keine fremden Geräusche zu hören, machte sie sich auf den Weg. Unter zwei Türritzen schimmerte Licht. Zum einen brannte noch im Aufenthaltsraum die Lampe, zum anderen leuchtete der Schein unter Alvin Shephards Zimmertür hindurch.
Iris Long ging schnell weiter. Sie fühlte sich wie ein kalter Geist, der durch die Finsternis irrte. Erst später schaltete sie ihre Lampe ein. Da befand sie sich bereits im Labortrakt. Sie durchquerte den stillen Kontrollraum, in dem die Instrumentenbeleuchtung einen geisterhaft anmutenden grünen Schein verbreitete und sich auch als fahles Leuchten auf ihre Haut legte.
Einmal leuchtete sie gegen die Glasscheibe. Der Kegel wanderte mit, er drang hindurch und spiegelte sich sogar darin, und die Ärztin sah sich selbst, kam sich aber vor wie die Gestalt auf dem Negativ eines Fotos, ebenso geisterhaft.
Das schabende Geräusch störte sie, als sie die Tür zum anderen Teil des Labors öffnete.
Sie blieb zunächst stehen und schnupperte. Noch immer roch die Luft nach Moder, und dieser Gestank widerte sie an. Iris fragte sich auch, weshalb sie nicht zurückging und sich in ihr Bett legte, wo sie relativ sicher war.
Der andere Trieb war stärker. Sie hatte sich von Dayton beleidigen lassen müssen, und sie wollte ihm am anderen Morgen schon die passenden Antworten auf einem Tablett servieren, das stand für sie fest.
Iris hob den rechten Arm an. Der Lampenstrahl schnitt eine helle Schneise in die Finsternis. Er tanzte durch die Luft, zitterte über den Boden und ließ die Schienen glänzen.
Iris bewegte sich mit sehr langsamen Schritten weiter. Sie leuchtete dabei das Auto an, erfaßte aber nur die Rückseite und konnte noch nicht in das Innere schauen.
Je näher sie ihrem Ziel kam, um so unruhiger wurde sie. Eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken.
Iris zwinkerte einige Male mit den Augen und atmete hektisch durch die Nase.
Der Modergeruch blieb…
Sie schluckte, schüttelte den Kopf, ging aber weiter, weil sie jetzt nicht mehr zurückkehren wollte.
Außerdem tat es ihr gut, wenn sie die eigene Angst überwand.
Neben der Fahrerseite des Wagens blieb sie stehen.
Die Tür war nicht ganz geschlossen worden, das klappte zudem nicht mehr, weil zuviel an dem Fahrzeug durch den Crash verbogen worden war. Hinter dem Lenkrad hockte angeschnallt der Tote, und Iris strahlte mit der Lampe hinein.
Im nächsten Augenblick traf sie der Schock!
Das… das durfte nicht wahr sein. Da saß keine Leiche mehr. Der Fahrersitz war
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