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0831 - Leichen frei Haus

0831 - Leichen frei Haus

Titel: 0831 - Leichen frei Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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    ***
    Iris Long zitterte, aber nicht nur am Körper, sondern auch innerlich. Ihr war kalt und heiß zugleich.
    Sie kam sich vor, als würde der Tod als Sensenmann vor ihr stehen und schon nach ihr greifen wollen, denn mit diesem Horror hatte sie nicht gerechnet.
    Die Leiche war verschwunden - aber wie? Wer hatte sie weggeholt? Dayton? Das glaubte sie nicht, sie traute auch Shephard eine derartige Tat nicht zu, also gab es nur eine Möglichkeit, und die war so phantastisch und trieb gleichzeitig die Angst wie ein scharfes Messer durch ihr Herz, daß sie sich weigerte, daran zu glauben.
    Es war aber nur diese eine Alternative möglich!
    Der Tote, die Leiche hatte es verstanden, aus eigener Kraft den zusammengecrashten Wagen zu verlassen. Sie war nicht geholt worden, sie war von selbst gegangen, und wie ein Blitzstrahl schoß ihr ein Begriff durch den Kopf.
    Zombie!
    So schlimm es auch sein mochte, in diesem Augenblick sah sich Iris gezwungen, sich dieser Tatsache zu stellen. Eine lebende Leiche befand sich in diesem Komplex, und sie hatte es entdeckt, ohne den Toten aber als Zombie zu sehen.
    Oder war der Mann nur scheintot gewesen? Hatte er in diesem Zustand im Grab überleben können?
    Nein, auf keinen Fall, er wäre längst erstickt und erfroren, also blieb nur diese andere Sache.
    Es fiel Iris ungeheuer schwer, die Beherrschung zu bewahren. Am liebsten hätte sie geschrien und wäre weggelaufen, aber das wiederum konnte sie auch nicht. Sie mußte die Nerven bewahren und versuchen, so logisch und klar zu denken wie möglich.
    Mit kleinen Zitterschritten verließ sie den Wagen. Dabei drehte sie den Kopf und leuchtete auch in verschiedene Richtungen, weil sie davon ausging, daß sich die verschwundene Leiche noch irgendwo in der Nähe verborgen hielt.
    Sie hatte Glück oder Pech, es war kein lebender Toter zu entdecken. Es blieb die Frage, wohin er wohl verschwunden war, und Iris ahnte sogar die Antwort. Ihrer Meinung nach war es durchaus möglich, daß sich der lebende Tote dorthin zurückgezogen hatte, wo er auch hergekommen war und die anderen Leichen lagen.
    Zurück in die Kühlkammer!
    Der Kloß setzte sich in ihrem Hals fest, als sie daran auch nur einen flüchtigen Gedanken verschwendete. Es folge zudem eine weitere Frage, denn wer gab ihr die Gewißheit, daß sie es hier nur mit einer lebenden Leiche zu tun hatten und nicht noch mit einer zweiten und dritten?
    »Mein Gott, das ist… das… darf nicht sein!« Iris Long geriet in eine leichte Panik. Sie fühlte sich umzingelt von bösen, unheimlichen Schattengeistern, die sie aus dem Reich der Toten beobachtete, und das Labor verwandelte sich für sie in ein gewaltiges, mit Technik und Elektronik ausstaffiertes Grab.
    Für sie war es wichtig, keine Sekunde länger mehr an diesem Ort zu verweilen. Sie mußte einfach verschwinden, der Gedanke an mehrere lebende Tote machte sie sonst noch verrückt.
    Auf dem Hinweg war die Ärztin langsam gegangen. Den Rückweg nahm sie beinahe fluchtartig in Angriff, und sie störte sich auch nicht daran, daß ihre Schritte klingende Echos hinterließen.
    Erst als sie ihr kleines Zimmer erreichte, fühlte sie sich besser, und sie warf sich bäuchlings auf das Bett, vergrub den Kopf in das steife Kissen und hätte am liebsten ein dickes Oberbett besessen, um es über den Körper und den Kopf zu ziehen.
    Sie konnte nicht weinen, nur zittern, und in diesem Zustand fand sie ihr Kollege Shephard.
    Iris hatte ihn nicht eintreten hören. Erst als er dicht neben dem Bett stand und sich räusperte, fuhr sie hoch - und war erleichtert, daß keine lebende Leiche neben ihr stand, sondern der Kollege.
    »Mein Gott«, sagte sie und zog ihre Beine an. »Das… das… ist vielleicht beruhigend.«
    »Warum?«
    »Ich dachte schon, es wäre…« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, lassen wir das.«
    »Ich hörte dich laufen, Iris, und wollte nach dir sehen.«
    »Schon gut«, sagte sie, »schon gut. Ich bin nur ein wenig umhergewandert.«
    »Das war aber kein Wandern.«
    Für einen Moment schaute sie ihn an. »Stimmt«, sagte sie, »stimmt, es war kein wandern, denn es glich mehr einer Flucht.«
    Shephard zog sich einen Stuhl heran und nahm darauf Platz. »Du bist geflohen?«
    »Ja.«
    »Vor wem?«
    »Ich weiß es nicht genau. Vor mir selbst und vor der Situation.«
    »Nimm es mir nicht übel, Iris, aber das verstehe ich nicht. Du hast in Rätseln gesprochen.«
    Sie nickte. »Ich weiß.« Dann streckte sie den Arm aus und wies auf die Tür.

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