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0831 - Leichen frei Haus

0831 - Leichen frei Haus

Titel: 0831 - Leichen frei Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht vorstellen, daß ihn einer seiner Kollegen besuchte, nein, eine andere Person war auf dem Weg, und er hoffte noch, daß sie nicht ausgerechnet zu ihm kam.
    Dayton wurde enttäuscht.
    Die Tritte verstummten, und dies ausgerechnet dicht vor seiner Zimmertür.
    Wieder dachte er an die Leiche, deren Hand auf sein Gelenk gefallen war. Sie hatte sich bewegt. Da sie sich bewegen konnte, lag es auf der Hand, daß sie es auch schaffte, durch den Bau zu gehen und sich Opfer zu suchen.
    Er war eines davon.
    Schon einmal hatte es ihn erwischt.
    Und plötzlich klopfte sein Herz wie verrückt. Mit einem Ruck stand er auf, was ihm nicht guttat, denn der Raum um ihn herum fing an zu schwanken, so stark hatte ihn der Schwindel erwischt. In seinem Hinterkopf fing es an zu hämmern. Er hatte große Mühe, sich auf den Beinen zu halten, und nur allmählich klärte sich sein Sichtfeld.
    Er haßte plötzlich das zu hohe und auch zu kleine Fenster, durch das er nicht entwischen konnte. Da hätte er schon ein Schlangenmensch sein müssen.
    Noch war die Tür geschlossen.
    Blieb es auch dabei?
    Das leise Kratzen an der Außenseite hinterließ bei ihm einen kalten Schauer. Sein Blick klebte auf der Türklinke, und die bewegte sich ruckartig nach unten.
    Niemand schloß hier ab. Es gab wohl Schlüssel, von denen er nicht wußte, wo sie sich befanden.
    Jemand stieß die Tür nach innen.
    Wieder heftig und ruckartig.
    Und dieser Jemand ging auch den entsprechenden Schritt nach vorn, um das kleine Zimmer zu betreten.
    Dr. Slim Dayton quollen beinahe die Augen aus den Höhlen, als er sah, wer ihn da besuchte. Es war die Leiche, die hinter dem Lenkrad des Crash-Fahrzeugs gesessen hatte…
    ***
    Dr. Iris Long hatte ihr Gesicht gegen die Schulter des Kollegen gedrückt und weinte. Sie hatte sich einfach nicht zurückhalten können, es war über sie gekommen, und die Tränen mußten sich einfach freie Bahn verschaffen.
    Alvin Shephard schaute über sie hinweg. Eigentlich blickte er gegen die Wand, tatsächlich aber sah er gar nichts, denn sein Blick verlor sich in irgendwelchen Welten, die nur er selbst erkannte. Er hatte sich auch gedanklich aus dieser Halle fortbewegt und bekam den Druck des Frauenkörpers kaum mit, da er sich selbst wie ein Fremder fühlte und die Umgebung nicht mehr real für ihn war.
    Seit den vergangenen Stunden, dazu zählte er auch die verflossene Nacht, hatte sich für ihn vieles geändert. Die Welt war nicht mehr so, wie sie hätte sein sollen. Sie hatte für ihn persönlich nicht nur eine Veränderung erfahren, sie war sogar auf den Kopf gestellt worden. Als Naturwissenschaftler fiel es ihm schwer, dies zu begreifen. Er wollte einfach nicht akzeptiert werden, nur war er Realist genug, um sich einzugestehen, daß es Dinge gab, für die auch er keine Erklärung hatte.
    Iris weinte lautlos. Sie hatte es am härtesten getroffen. Alvin Shephard hatte sowieso ihre Haltung bewundert. Er hätte sich kaum so beherrschen können, aber diese Frau hatte eine unwahrscheinliche Stärke gezeigt. Aber auch sie war nur ein Mensch, sie hatte Fehler und Schwächen, und irgendwann mußte sie ihre Not loswerden.
    Es gab keine Leichen mehr. Drei hatten sie gehabt. Jetzt nichts.
    Alvin saugte die Luft ein. Der Schweiß stand ihm wie kaltes Fett auf der Stirn. Hin und wieder zwinkerte er mit den Augen, weil er sich davor fürchtete, daß dieser kalte Schweiß ihn ausbrennen würde. An seinen Lippen klebte der Speichel, und allmählich wurde ihm das Gewicht des Frauenkörpers zu schwer.
    Er drückte Iris vorsichtig zurück, und sie ging mit zitternden Schritten weiter, bis sie die Wand in ihrem Rücken spürte. Dort blieb sie stehen, hob den Kopf an, und aus verweinten Augen schaute sie ihrem Gegenüber ins Gesicht.
    Shephard ärgerte sich über die eigene Stimme, als er flüsternd fragte: »Bist du okay?«
    »Nein, aber ich muß es sein.«
    »Hier.« Er reichte ihr ein sauberes Taschentuch. Ihr eigenes hatte Iris vollgeheult. Sie schneuzte die Nase und wischte auch um die roten, verweinten Augen, bevor sie ihre Lippen in die Breite zog und so versuchte, so etwas wie ein Lächeln zu produzieren. Sie war blaß und rot zugleich. Zwar stand sie auf den eigenen Beinen, aber das Zittern ihres Körpers blieb auch jetzt, und sie mußte sich einfach gegen die Wand lehnen.
    Beide hatten die Kammer des Schreckens verlassen. Für sie war sie ein verfluchtes Totenhaus, in dem sie sich vorkamen wie in einem Kerker, umgeben vom eisigen Hauch des

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