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0831 - Leichen frei Haus

0831 - Leichen frei Haus

Titel: 0831 - Leichen frei Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lassen.
    Sie rannte und hüpfte dabei. Bodenwellen übersprang sie locker, auch Gräber oder Grabsteine waren für sie kein Hindernis, das alles steckte sie locker weg, und wir hatten unsere Mühe, um die Entfernungen zu verkürzen.
    Obwohl sie die Kapuze unter dem Kinn zusammengeschnürt hatte, trieb der Wind sie ihr doch nach hinten, und plötzlich umflatterte langes, dunkles Haar ihren Kopf.
    Sie schrie immer wieder auf, ähnlich wie eine Tennisspielerin, die sich selbst Power und Mut machen wollte. Wir mußten leider einsehen, daß wir die Frau vor Erreichen der älteren Gräberfelder nicht einholen konnten, dann wurde es noch schwieriger, aber der Zufall oder das Schicksal in Form eines waagerecht wachsenden Astes kam uns zu Hilfe.
    Den sah die Flüchtende leider zu spät.
    Sie hatte sich einmal zu viel umgedreht, und als sie wieder nach vorn schaute, war der Ast da.
    Den Kopf bekam sie nicht mehr ganz weg. Er knallte gegen ihre Stirn, und die kleinen Zweige verfingen sich in ihren Haaren wie Finger aus dickem Eis.
    Die Frau riß die Arme hoch. Der Vorwärtsdrang wurde gestoppt. Sie sackte in die Knie, und die hochgerissenen Hände rutschten am glatten Ast ab, der sie auch am Kopf getroffen hatte.
    Als wir neben ihr standen, lag sie bereits am Boden, und wir drehten sie behutsam um.
    Der Schlag mit dem Ast hatte in ihrem Gesicht eine blutige Schramme hinterlassen. An der rechten Augenbraue zog sie wie ein roter Strich vorbei.
    »Das war es dann«, sagte ich.
    Zwei hatten die Frau eingerahmt. Sie lag auf dem Rücken, bewegte ihren Kopf, wußte aber nicht, wen sie so recht anschauen konnte. Deshalb wechselte ihr Blick ständig zwischen Suko und mir.
    Suko streckte ihr die Hand entgegen. »Darf ich Ihnen hochhelfen, Madam?«
    »Nein, verdammt!«
    »Der Boden ist kalt. Sie sind auch verletzt, und so leicht werden Sie uns nicht los. Ich gebe das nur zu bedenken.«
    Sie dachte auch nach. Noch im Liegen tastete sie nach der Wunde und beschmierte die Fingerkuppe.
    Danach hatte sie sich entschlossen und ließ sich von uns beiden auf die Füße helfen. Zitternd stand sie zwischen uns, mir reichte sie nur bis zur Schulter, und zum erstenmal konnte ich sie mir genauer anschauen.
    Sie hatte ein rundes, etwas puppenhaftes Gesicht mit einer zu kleinen Nase. Der Mund war dafür ziemlich breit geraten, und das Kinn fiel flach ab. Sie war keine große Schönheit, und noch immer gab sie sich kratzbürstig. »Was wollt ihr jetzt machen? Mich auch killen? Mich in die Luft blasen, ihr verfluchten, dreckigen Mörder und Hundesöhne?«
    »In die Luft blasen?« fragte ich.
    »Ja, zum Teufel!«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Darin haben Sie doch Übung - oder?«
    Suko wunderte sich ebenso wie ich. »Darf ich fragen, wie Sie darauf kommen?«
    Sie schaute ihn an. Der Atem dampfte vor ihren Lippen. Uns umstanden Bäume und Grabsteine wie einsame, starre Zeugen. Mittlerweile hatte sich auch die Sonne etwas Platz verschafft und durchstieß die flache Wolkendecke. »Schon einmal ist jemand in die Luft geflogen. Nichts blieb von ihm zurück.«
    »Meinen Sie Sam Soonie?«
    Meine Frage hatte sie geschockt. Die Frau hielt für einen Moment den Atem an, dann drehte sie mir ihr Gesicht zu, und ich sah in ihren Augen, daß sie Bescheid wußte. »Kannten… kannten Sie Sam?«
    »Ja, schon.«
    »Und Sie haben ihn…?«
    Ich ließ sie nicht ausreden und sagte: »Nein, ich habe nichts getan. Ich habe mit Sam nur telefoniert. Leider konnten wir das Gespräch nicht beenden, weil die Bombe hochging. Ich hätte es auch lieber anders gehabt, das können Sie mir glauben, aber es hat nicht sollen sein. Tut mir echt leid um Sam.«
    Plötzlich veränderte sie sich. Die Frau glich einem Ballon, der seine Luft verloren hatte. Sie sackte regelrecht zusammen und senkte zudem den Kopf. Mit leiser Stimme sprach sie die nächsten Worte und wischte über die Augen, weil sich dort die Tränen gesammelt hatten. »Dann… dann müssen Sie der Mann sein, auf den Sam all seine Hoffnungen gesetzt hat.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das bin, aber mein Name ist John Sinclair, und Sam hat…«
    Ihr Gesicht wurde zu einer Grimasse. »Ja, Mr. Sinclair, so ist es gewesen, er hat sie als seine letzte Hoffnung angesehen, das sagte er mir noch vor zwei Tagen.«
    »Und warum hat er Sie ins Vertrauen gezogen? In dem kurzen Gespräch, das wir beide führten, hat er sich mir gegenüber doch ziemlich abwartend verhalten.«
    »Er kannte Sie auch nicht so gut wie mich. Sam und ich - also Sam

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