0831 - Wurzel des Bösen
Schild der Silberscheibe bekämpften einander - und mitten im Zentrum dieser energetischen Schlacht schwebte Dalius Laertes!
Simon riss seine Augen weit auf als er sah, wie die Konturen von Laertes’ Körper verblassten, zerfaserten und zu verschwinden drohten. Doch das Amulett hielt dagegen. Angstvoll blickte der Engländer zum Zelteingang. Er wunderte sich, dass nicht bereits das halbe Dorf zusammengelaufen war. Er musste die Leute daran hindern, sich zu nähern. Sie schwebten sonst in riesiger Gefahr.
Doch da war niemand. Nicht ein einziger neugieriger Kopf wurde durch die Öffnung gesteckt. Simons Aufmerksamkeit ging wieder zu Zamorra und Laertes über, denn der Kampf schien beinahe beendet zu sein.
Und Brik erkannte mit Grausen, wer der Sieger sein würde.
***
Zamorra fühlte sich wie eine Marionette.
Merlins Stern hatte voll und ganz die Kontrolle übernommen, führte den erbitterten Kampf mit einer Macht, die selbst den Franzosen schockierte. Und dennoch schien die Silberscheibe zu unterliegen. Die Kraft, die hier und jetzt aus den Tiefen der Vergangenheit in die Gegenwart drängte, war unbändig und anders - ja, ganz einfach anders - als alles, was Zamorra je begegnet war.
Und ihm fehlte jede Möglichkeit in diesen Kampf einzugreifen.
Laertes’ Körper verlor nicht nur seine Konturen, er wurde von Sekunde zu Sekunde immer durchscheinender, ein fragiler Hauch nur noch, der im nächsten Moment verwehen musste.
Verdammt, warum wehrt ersieh denn nicht? Wehr dich doch! Merlins Stern braucht deine Magie zur Verstärkung!
Zamorra hatte diese verzweifelten Gedanken nicht in der Hoffnung auf eine Reaktion in Richtung des Vampirs geschickt. Doch die erfolgte nun überraschenderweise. Laertes’ Stimme mischte sich in Zamorras Gedanken, unsicher und schwach, doch sie war da.
Kann nicht, Zamorra - es treibt mich fort. Zu stark… muss… ablenken. Irgendwie ablenken.
Zamorra schwankte. Merlins Stern bot alles auf, was in ihm steckte. Wirklich alles? Ging nicht ein Großteil der Magie für den Schutz von Zamorra und Laertes verloren?
Der Parapsychologe riskierte alles.
Es gab nur diesen einen Versuch, denn wenn er scheiterte, würde das niemand in diesem Zelt überleben. Und der Weg wäre frei für die Macht, die hier wütete.
Mit der rechten Hand begann er, magische Symbole in die Luft zu zeichnen, die wie feine Nebelschwaden in die Höhe stiegen.
Mit der Linken griff er an seine Brust -dorthin, wo Merlins Stern an der schweren Kette ruhte - und riss das Amulett aus dem Patentverschluss, an dem es befestigt war. Eine fließende Wurfbewegung - und die Silberscheibe flog direkt auf die Quelle des Übels zu!
Zamorra hatte sich aus dem Schutz des Amuletts ausgeklinkt; eine Sache, die normalerweise kaum funktioniert hätte, da Merlins Stern den Schutz seines Trägers in den Vordergrund stellte, doch hier schien der Talisman wie von einer Last befreit zu sein. Merlins Stern schien von zusätzlicher Kraft beseelt.
Und exakt das hatte Zamorra erreichen wollen.
Merlins Stern erhöhte die Angriffswucht auf das Leuchten aus der Tiefe -und Zamorra griff seinerseits an.
Die hauchfeinen Magiesymbole vereinten sich, strömten in Zamorras Hände. »Flamme Merlins!« Die Worte hingen wie ein Donnerschlag in der Luft, vergingen in dem Krachen des feuerroten Blitzes, der aus den Händen des Meisters des Übersinnlichen in die Grube fetzte!
Das alles dauerte nur einen Atemzug lang. Nur einen Wimpernschlag…
Doch die Wirkung war erstaunlich. Laertes stürzte zu Boden, war mit einem Sprung aus der unmittelbaren Gefahrenzone heraus, um sofort einen eigenen Angriff zu starten. Seine Hände berührten den kalten Boden, als aus ihnen schwarzes Feuer wie flüssige Lava in Richtung der Grube raste. Das grelle Licht aus der Tiefe wurde regelrecht von ihnen überschwemmt.
Plötzlich herrschte absolute Stille in dem Zelt. Zamorra und Laertes bewegten sich vorsichtig, als müsse noch in dieser Sekunde eine neue Attacke abgewehrt werden. Doch nichts geschah. Zamorra rief Merlins Stern zu sich. Das Amulett zeigte keinerlei Anzeichen von erhöhter Aktivität mehr.
Die Gefahr schien vorüber zu sein.
Vorläufig…
Brik Simon versuchte all das zu ordnen, irgendwie in eine logische Reihe zu bringen, was er gerade eben erst erlebt hatte…
***
Sabeth fragte sich, was hier geschehen war.
Assunta, Tahum, sie waren dem Kampf um die Schwarze Krone zum Opfer gefallen, der magischen Insignie, deren Machthunger schier unersättlich
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