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0831 - Wurzel des Bösen

0831 - Wurzel des Bösen

Titel: 0831 - Wurzel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Augenbrauen extrem nach oben gezogen. »Unter Aufsicht?«
    Jens grinste. »Unter unserer Aufsicht, Junge. Oder hast du gedacht, ich lasse das da draußen über Nacht unbewacht zurück? Schau mich nicht an, wie ein Dackel bei Gewitter. Nachtschicht, Herr Kollege. Ist doch wohl nicht deine erste, oder?«
    Brik Simon mischte sich nun ein. »Einen Anwalt brauche ich nicht. Aber wenn Sie nichts einzuwenden haben, möchte ich einen guten Freund herbitten.«
    Onur hatte keine Einwände.
    »Bitten Sie ruhig - aber keine faulen Sachen, ja? Wir alle wollen doch wohl eine ruhige Nacht verbringen, sehe ich das richtig?«
    Brik nickte nur und griff zu seinem Handy. Er hasste es, den Mann zu belästigen, dessen Nummer er nun aus dem gespeicherten Telefonverzeichnis heraussuchte. Doch ihm blieb keine andere Wahl. Wenn einer Licht in diese Sache bringen konnte, dann Professor Zamorra. Und da war noch etwas anderes, dass den Engländer beunruhigte.
    Denn scharf und überdeutlich schlug sein empathischer Empfänger an.
    Irgendwo da draußen im Wald - nicht einmal weit von hier entfernt - ortete er magische Aktivitäten. Doch von denen konnte er dem freundlichen Kommissar ja wohl kaum berichten…
    ***
    Die Absperrungen existierten nicht für ihn.
    Ebenso wenig die Beamten, die hier offenbar absichern sollten. Gegen wen? Sicherlich gegen die Neugier der Menschen, die sich in einiger Entfernung von hier versammelt hatten. Es war nur normal, dass in ländlichen Gegenden der Aberglaube noch einen größeren Stellenwert besaß, als er ihn in Ballungsräumen heute noch einnahm. Religion, Legenden, alte Geschichten, die von Mund zu Mund überliefert waren, saßen hier in den Köpfen der Menschen noch tief verwurzelt.
    Eine Leiche im Fundament des Pfarrhauses… gehalten von einem Engel.
    Niemand gab zu, dass sich ihm bei diesem Gedanken die Nackenhaare hochstellten, doch sie alle hatten bestimmt eine recht schlaflose Nacht vor sich.
    Laertes kümmerte sich nicht um die Menschen. Ungehindert drang er in das Schutzzelt vor, das die Beamten errichtet hatten. Er ging an den Männern und Frauen vorbei - niemand bemerkte ihn. Seihe Tarnung funktionierte perfekt.
    Grelles Kunstlicht erhellte die Grube, in der sich zwei ältere Männer an dem Fund zu schaffen machten. Die beiden tuschelten miteinander, als würde lautes Sprechen die Leichen vor ihnen wieder zum Leben erwecken können. Laertes ignorierte die Erkennungsbeamten, die von der Anwesenheit des Vampirs nichts bemerkten. Vor den Überresten ging er in die Knie, konzentrierte sich mit geschlossenen Augen. Die Frau, das geflügelte Wesen, sie wiesen ihm den Weg: Da war nur undurchdringliche Schwärze, die er zunächst erkennen konnte. Schwärze, die den endlosen Schlauch der Zeit ausfüllte… verflossene Zeit, verloren auf ewig. Nur ab und zu blitzte ein kurzes Bild in Laertes’ Kopf auf, das ihn schemenhaft erahnen ließ, wie tief in die Vergangenheit dieses Ortes er bereits vorgestoßen war.
    Das Dorf Nassen existierte noch nicht - dicht an dicht standen die Bäume, doch sie überwucherten die kärglichen Reste einer Ruine, die hier auf die einstige Präsenz einer Stadt hinwies. Einer Stadt, die untergegangen war. Nur noch einige Brocken von den Grundmauern waren zu erkennen. Massiv erbaut, doch nicht nach Art der Menschen, die in dieser Epoche auf der Welt lebten. Verstreut über den ganzen Planet fristeten sie ihr Dasein, brachen erst langsam auf, um sich die Erde untertan zu machen.
    Hier hatte noch keiner von ihnen einen Fußabdruck hinterlassen.
    Wieder versank Laertes in der Dunkelheit, doch schon das nächste Bild riss ihn mit Wucht aus seiner Konzentration heraus. Er sah die Stadt, sah die prächtigen Gebäude… die in reinstem Weiß erstrahlten. Erschrocken wollte Laertes sich zurückziehen, doch dieses letzte Bild verging nicht, wie alle anderen zuvor - im Gegenteil. In rasender Geschwindigkeit drängten sich ihm die Mauern entgegen. Aus tiefster Vergangenheit rückten sie durch die Schwärze in Richtung dessen, was für sie eine weit entfernte Zukunft war.
    Dalius Laertes sprang hoch, taumelte, hielt sich nur mit Mühe auf den Beinen. Er hatte genug gesehen. Mehr, als ihm lieb sein konnte.
    Verblüffte Schreie brachten ihn endgültig in die Gegenwart zurück. Sie stammten von den beiden Beamten, die plötzlich nach ihren Waffen griffen. »Verdammt, wo kommt denn der her? Bleiben Sie stehen, Mann. Und keinen Blödsinn jetzt, ja?«
    Sie konnten ihn sehen!
    Laertes’

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