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0831 - Wurzel des Bösen

0831 - Wurzel des Bösen

Titel: 0831 - Wurzel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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mit Brik und Tina wohl in diesem so genannten Wintergarten gemütlich beisammengesessen? Ihm kam die Sache hier jetzt beinahe wie ein Todeskampf vor, vor dem er nun regelrecht die Flucht ergriff.
    Steine und Holz… sie schrien… Zumindest klang es in Joachims Ohren beinahe so.
    Konnte ein so altes Haus Schmerzen empfinden? Diesen Gedanken schob er schnell weit von sich. Das war doch Unsinn!
    Die Freunde hatten Joachims Haus gerade erst durch die Verbindung von der Garage aus betreten, da stockten sie beide unwillkürlich. Warum war es plötzlich so still? Die Frage konnten sie in den Augen des jeweils anderen deutlich lesen. Die Bagger schwiegen -der LKW-Motor gab kein Geräusch mehr von sich. Alle Aktivitäten schienen mit einem Schlag beendet worden zu sein.
    Brik wandte sich wortlos um, ging den gerade erst beschrittenen Weg zurück. Die Arbeiter waren von ihren schweren Geräten gestiegen, standen schweigend und kopfschüttelnd um die entstandene Abrissgrube herum. Einer von ihnen - offensichtlich so etwas wie der Vorarbeiter - tippte hastig Zahlen in sein Handy ein. Kurz darauf sprach er hektisch und viel zu schnell in die winzige Muschel, gestikulierte dabei wild mit der freien Hand.
    »Was ist denn da los?« Joachim stand direkt neben Brik.
    Der zuckte nur mit den Schultern, setzte mechanisch einen Fuß vor den anderen.
    Niemand hinderte die beiden, als sie sich der Grube näherten.
    Niemand sprach auch nur ein Wort.
    Niemand wagte es, den Engländer auch nur anzusehen…
    Brik Simon ging ganz langsam in die Hocke, als könne er in dieser Haltung das was vor ihm lag besser ertragen. Doch dem war nicht so. Nichts konnte diesen Anblick erträglich gestalten.
    Ein Skelett - vollständig erhalten -nicht menschlich - übernatürlich groß… Und dort, wo die Armknochen hätten sitzen müssen, befanden sich unzählige feine Verästelungen, die einst Flügel gewesen sein mochten. Flügel eines… Engels?
    Und eingebettet zwischen diesen Schwingen lag ein Mensch.
    Mumifiziert, wächsern das Gesicht, die Hände…
    Eine junge Frau, auf deren Zügen ein feines Lächeln zu liegen schien.
    Das Versprechen hatte sich erfüllt, kein Zweifel.
    »Ich komme zurück…«
    Das war nun kein dahingekritzelter Satz mehr, der auf einem Zettel stand. Keine leeren Worte.
    Tina war zurück!
    ***
    Konnten Vampire überhaupt frieren?
    Das war eine hypothetische Frage, deren Beantwortung kaum von größerem Interesse sein durfte. Der Vampir stellte sie sich dennoch, denn er verabscheute diese niedrigen Temperaturen, diese mit Feuchtigkeit geschwängerte Luft, diesen ständig präsenten Wind, der sich in seinen Augen verfing. Er blinzelte, doch dadurch behob er das Problem natürlich nicht.
    Je länger er sich hier aufhielt, umso deutlicher wurde in ihm das Gefühl, sich mitten in einer dicken Wolke zu befinden, die sich einfach nicht entscheiden konnte, nun endlich abzuregnen. Hinter ihm raschelte es vernehmlich im Gebüsch. Seine Tarnaura würde ihn so lange vor Entdeckung schützen, wie ein Fremder nicht geradewegs in ihn hineinlief. Für seine Art der Magie war so etwas kein erwähnenswertes Problem.
    Der »Fremde« entpuppte sich als Tier. Es war ein Rehbock, der sich unbeobachtet und sicher fühlte. Selbst die animalischen Spürinstinkte des Tieres scheiterten an dem Schutz, den der Dunkle um sich herum geschaffen hatte.
    Tief in sich verspürte er plötzlich den brennenden Durst nach Blut. Dennoch hätte er das wunderschöne Tier gerne verschont. Andererseits gab es Prioritäten, die selbst er zu akzeptieren hatte. Der Bock hatte einen außerordentlich stark entwickelten Fluchttrieb, doch er bemerkte den Vampir erst, als der seine Zähne in die Halsschlagader des Tieres senkte.
    Der Dunkle trank schnell. Da war keine Gier, da war nur die Notwendigkeit, die bedient werden wollte. Er fühlte keine Befriedigung, keine Lust. Emotionslos füllte er den »Tank«, der seine Existenz sicherte. Tierblut war keineswegs minderwertig, doch es konnte die hohen Ansprüche der allermeisten Mitglieder des Nachtvolks niemals erfüllen. Es gab nur den einen Saft, der dazu in der Lage war - Menschenblut.
    Er kannte den Geschmack, oh ja, er kannte ihn ganz genau. Und seine Wirkung…
    Süße Wärme… prickelnd, wohldosierte Schübe einer glücklich machenden Droge… endorphine Seeligkeit… ein Reigen voller Lust… dann das Gefühl von Perfektion und Größe!
    Das Volk der Vampire hatte die Neigung, sich für die Krone der Evolution im Pool der

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