0832 - Die Brut ist los
keinen Griff, mit dem es sich öffnen ließ. Waren die Menschen dahinter, wenn es welche gab, gefangen?
Der Ghoul war verschwunden. Er hätte die Schläge hören müssen, nur kümmerte er sich nicht darum. Wir waren noch keine Beute, die würde er sicherlich in dem Bau finden.
Ich ballte vor Wut die Hände zu Fäusten, eben weil ich ratlos war.
Suko hatte seinen Platz verlassen und versuchte es an einer anderen Scheibe.
Wieder erfolglos.
Resigniert ließ er den Arm sinken. »Verdammt noch mal, das sieht nicht gut aus. Zumindest nicht hier vorn.«
»Hoffst du auf die Rückseite?«
»Nein, aber schauen können wir ja mal.«
Wir liefen so rasch wie möglich hin, aber da waren keine Fenster, sondern nur hochliegende relativ schmale Schlitze, die eine glatte Fassade auflockerten.
Für uns bot sich keine Chance. Wenn wir in den Bau hineinwollten, brauchten wir Unterstützung von der Feuerwehr.
Suko sprach aus, was ich dachte. Trotzdem wollte ich einmal um die Halle herumgehen, und ich hatte Glück. An der fensterlosen und glatten Fassade war eine Leiter befestigt. Das weiß gestrichene Metall begann etwa in Höhe unserer Köpfe und endete am Rand des Dachs.
Suko lächelte. »Von oben nach unten zu gehen, hat mir schon immer gut gefallen.«
»Mir auch.«
»Dann los!« Er stieg als erster in die Höhe und fluchte, als er auf dem Eis der zweiten Stufe abrutschte. Das Eis lag dort fingerdick, und es hatte sich auch an den senkrecht verlaufenden Stäben festgesetzt. Das Hochsteigen glich einem Tanz im Dunklen, und wir mußten sehr vorsichtig sein.
Ich wartete, bis mein Freund einen genügend großen Abstand gewonnen hatte. Durch sein Rutschen gewarnt, kletterte ich ebenfalls sehr vorsichtig hoch. Da war es mir manchmal, als würde ich als Eiszapfen in der Luft hängen.
Suko erreichte das Ende der Leiter ohne weitere Zwischenfälle. Erwartete am Dachrand auf mich und trat zur Seite, als ich die letzte Sprosse überwand. »Gib acht, auch hier ist es glatt.«
Und wie es glatt war. Man hatte das flache Dach der Halle mit Kieselsteinen belegt; ihre Eispanzer glitzerten. Wer sich auf diesem glatten Geröll bewegte, mußte schon Glück haben, nicht auszurutschen.
Vergeblich versuchten wir, die Deckel der Entlüftungsschächte zu öffnen. Suko schaute mich so vorwurfsvoll an, als trüge ich die Schuld an diesem Zustand.
»Was nicht ist, das ist nicht«, sagte ich.
»Leider.«
»Da ist noch ein zweiter.«
»Okay, schau nach.«
Suko verzog die Mundwinkel und drehte sich in seiner ungewohnten Haltung. Ich blieb zurück, umgeben von einer eisigen Luft. Wenn ich atmete, hatte ich den Eindruck, die kleinen Eiskristalle zu trinken, und sie tanzten dabei durch meine Mundhöhle.
Vom Dach der Halle aus hatte ich einen guten Blick. Wäre es nicht so dunstig gewesen, hätte ich dieses Industrieviertel überblicken können, so aber sah ich nur wenige Bauten.
»Es ist offen, John!«
Ich zuckte zusammen, als Suko mich anrief. Damit hatte ich auf keinen Fall gerechnet, und meine Augen weiteten sich für einen Moment. Ich kam nicht sofort damit zurecht, wollte eine weitere Frage stellen, als ich mitbekam, wie Suko den gläsernen Deckel in die Höhe wuchtete. Er blieb im rechten Winkel stehen, so daß er mühelos von innen wieder zugezogen werden konnte.
Mein Freund lachte. »Das ist doch das Glück, das uns bisher gefehlt hat, Alter!«
»Abwarten.«
Suko wartete an der offenen Luke, bis ich ihn erreicht hatte. Wir spähten in die Tiefe, doch auch vier Augen entdeckten nicht mehr als drei, denn zu sehen war kaum etwas. Unter uns lag ein dunkler, fensterloser Raum, dessen Tiefe wir kaum ausloten konnten, deshalb holte ich die Lampe hervor und leuchtete hinein.
Der Strahl malte einen Kreis auf den Boden. Es war dunkel und auch nicht glatt.
»Ich springe zuerst.« Suko setzte sich hin, schwang die Beine über den Rand und stieß sich ab.
Locker und federnd kam er auf, schaute sich zuerst um, bevor er mir winkte.
Ich ließ mich auf die gleiche Weise in den unter mir liegenden Raum fallen. »Wieso konntest du es öffnen?« fragte ich Suko.
»Es hatte einen Hebel. Als ich ihn zurückzog, schob eine Hydraulik die Kuppel hoch. So einfach war das.«
»Ja, da hast du recht.«
Wir ließen es offen. Um es zu schließen, hätten wir an einem Stahlkugelband ziehen müssen. Die frische Luft tat uns beiden hier oben gut, hier stank es nicht nach verwesenden Leichen…
***
Dr. Iris Long hatte ihre Tränen getrocknet und schaute Alvin
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